Kyra, etwa 22 Stunden zuvor.Mein Haar klebte mir im verschwitzten Gesicht, den Blick hatte ich zum Fenster gerichtet. Ich blinzelte in die tiefstehende Sonne, die mich vor einer halben Stunde geweckt hatte. Erst vor wenigen Stunden waren Liam und ich erschöpft vom Sex engumschlungen eingeschlummert. Nun lag er lang ausgestreckt unter mir, ich rittlings auf ihm. Beide waren wir nackt. Und mir zitterten schon wieder die Schenkel von einem Orgasmus, der in mir nachbebte. Seine nur langsam abschwellende Erregung steckte in mir. Mein und sein Atem beruhigten sich nur langsam.
Ich sah mir den Ring an meiner linken Hand an, dessen Diamant in der Morgensonne funkelte. Seit acht Monaten steckte er schon an meinem Ringfinger und ich konnte mich keinen Tag daran sattsehen, so verliebt war ich in ihn – und in Liam. „Ich kann immer noch nicht fassen, dass du so viel Geld für etwas so Kleines ausgegeben hast."
„Und ich kann immer noch nicht fassen, dass du ja gesagt hast", strahlte er mich von unten an.
„Spinner! Im Ernst, das war unverantwortlich. Das Geld hätten wir für die Wohnung viel besser gebrauchen können."
„Das schaffen wir auch so. Vertrau mir!"
Ich lächelte und beugte mich zu ihm. „Natürlich vertraue ich dir."
Darauf küsste ich ihn. Er stöhnte in meinen Mund und ich spürte in mir, seine Erektion wieder anschwellen. Ich liebte es, diese Wirkung auf ihn zu haben, ging es mir umgekehrt doch genauso. Diese Chemie zwischen uns war hochexplosiv auf die köstlichste Weise.
„Von mir aus, kann das ganze Wochenende so weitergehen", flüsterte ich.
Liam grinste anzüglich, während er mich an den Hüften packte und sein Becken unter mir bewegte. „Von mir aus machen wir das unser restliches Leben lang!"
Ich musste unweigerlich stöhnen, versuchte aber, mich nicht vom Thema abbringen zu lassen: „Wäre da nur nicht die Hypothek, für die wir den Rest unseres Lebens schuften müssen. Schon vergessen?"
Dabei sah ich mich um in unserer kleinen Traumwohnung, deren Schlüssel wir gestern Nachmittag überreicht bekommen hatten. Die weiß getünchten Zimmerwände waren leer, über uns baumelte eine nackte Glühbirne und vor den Fenstern waren weder Jalousien noch Vorhänge, so dass man direkt auf das gegenüberliegende Mehrfamilienhaus blicken konnte. Das einzige Möbelstück war die Matratze unter uns, die direkt auf dem Laminatboden lag. Um uns herum verteilt lagen Bettdecke, Kissen und unsere Anziehsachen, die wir uns letzte Nacht gegenseitig ausgezogen hatten. Wieviel davon konnte aus dem gegenüberliegenden Haus erkennen?
„Ich versprech' dir, in ein paar Jahren hab' ich genug Geld gemacht. Dann verkaufen wir die Bude hier gewinnbringend und suchen uns was viel Größeres und in bester Lage. Und dann kannst du dir überlegen, ob du nur zum Spaß deine Kids weiter unterrichtest, oder", mit einer ruckartigen Bewegung brachte er mich seitlich zu Fall und drehte mich auf den Rücken, bis er oben auf war. „Oder du vögelst doch lieber mit mir den ganzen Tag rum. Ich könnte schon wieder, Babe!"
„Können wir vorher kurz über heute Abend reden?"
Spontan verdrehte er die Augen, bevor er mich anlächelte. „Mach dir keine Sorgen! Ich mach das nur für uns. Morgen früh sind wir unserem Traum schon einen Schritt näher."
„Oder fünftausend Euro ärmer. Forder' nicht unser Glück heraus!"
„Babe, ich weiß, was ich tue. Poker ist kein Glücksspiel. Es ist ein Spiel der Psychologie, aber vor allem der Mathematik. Und letzteres beherrsche ich so viel besser, als diese Deppen, die meinen, dass ein Pokerface genügt, um ein Siegertyp zu sein."
„Wenn ich jemanden kenne, der kein Pokerface hat, dann bist du das." Liebevoll zweifelnd sah ich zu ihm auf.
„Dir will ich ja auch nichts vormachen." Er küsste mich, weil er wusste, wie leicht ich damit rumzukriegen war.
Doch ich stemmte meine Hände gegen seine Brust und schob ihn weg. „Bleib doch einfach hier bei mir. Lass uns das Wochenende genießen. Und für die Fünftausend shoppen wir im Internet schöne Dinge für unsere Wohnung."
„Babe, das machen wir morgen, versprochen! Sobald ich meinen Einsatz verfünffacht habe."
Ich sah ihn vorwurfsvoll an und hielt ihn mit angespannten Armen auf Distanz. Er begann seinen Hüften zu bewegen, was sich unverschämt gut in meinem Unterleib anfühlte, so hart wie er schon wieder war.
„Liam, hör auf damit!" Ich klopfte mit der flachen Hand gegen seine Brust.
„Fünfundzwanzigtausend, Babe! Damit können wir morgen umso exzessiver online-shoppen." Er sah mich eindringlich an. „Und selbst, wenn ich Pech haben sollte, was ich für unwahrscheinlich halte, die Fünftausend werfen uns nicht aus der Bahn. Ich hab' das meiste Geld davon beim Pokern gewonnen. Was macht es dann, wenn ich's durchs Pokern wieder verliere?"
Ich wich seinen hypnotischen Augen aus. Dabei fiel mein Blick wieder auf meinen Verlobungsring. Meine Arme gaben jede Gegenwehr auf. Er hatte ja recht. Es war sein Geld, das er sich nicht einmal richtig verdient, sondern erspielt hatte. Wäre er nicht so gerissen darin, lägen wir jetzt nicht auf dem Boden unserer Eigentumswohnung. Das alles hier hätten wir uns allein von meinem Gehalt als Referendarin und seiner Ausbildung zum Bankkaufmann kaum leisten können. Ich war längst nicht so tollkühn wie Liam. Und genau deshalb fühlte ich mich so viel lebendiger, seitdem ich mit ihm zusammen war und Dinge tat, die ich mich mit niemand anderen je getraut hätte.
Ich ergriff seinen Kopf und zog ihn zu mir herunter, begierig darauf, seine Lippen endlich wieder zu schmecken.
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Bad Beat - Verspielt
General FictionKyras Leben wird auf den Kopf gestellt, als ihr Verlobter Liam bei einer illegalen Pokerpartie alles auf eine Karte setzt. Dabei lernt sie den mysteriösen Viktor kennen - und hassen. Der Anfang einer turbulenten Triade, die alle drei in einen immer...