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„Verdammt, Liam! Geh endlich ran! Ich will doch nur wissen, ob du den Kredit heute noch genehmigt kriegst!? Bitte ruf zurück und lass uns reden! Okay? Ich liebe dich."

So endet dein dritter Versuch, deinen Verlobten ans Telefon zu bekommen. Den ersten hast du gestartet, gleich nachdem wir von Simons Firmengelände runterfuhren, den zweiten, nachdem wir aus dem Baumarkt kamen.

Ich stelle den Motor ab. Mein Seitenfenster ist offen. Die Luft ist kühler als in der stickigen Stadt. Die frühsommerliche Nachmittagssonne tut sich schwer damit, sich durch das hochgewachsene Geäst zu schlängeln. Ich rieche frische Erde und faulendes Laub. Blätterrascheln und Vogelgezwitscher sind zu hören, in denen deine leise Stimme fast untergeht: „Scheiße, ich war so froh, von hier weg gekommen zu sein."

„Soll ich dich zurückfahren?"

Du schüttelst den Kopf, obwohl dir die Anspannung ins Gesicht geschrieben steht. „Wohin soll ich denn? Etwa nach Hause und untätig abwarten, dass Liam auftaucht? Und was dann? Dann sprechen wir uns erstmal in Ruhe aus, während uns die Zeit wegrennt."

„Ticktack!", äffe ich Simon nach.

„Ticktack", wiederholst du. „Dass wir zu Simon gefahren sind, hat mal gar nichts gebracht. Schlimmer! Das hat mich ausgerechnet wieder hierhergebracht."

„Niemand kann dich dazu zwingen, dich von Simoneinsperren zu lassen. Du trägst nicht allein die Verantwortung. Was hältst dudavon: Ich fahr dich jetzt zu Liam in die Bank und du überzeugst ihn davon, dass er Simon seine Karre überlassen muss. So einfach!"

„So einfach ist das aber nicht. Ich will nicht, dass er sich meinetwegen von Simon über den Tisch ziehen lässt. Wenn er meinetwegen seine geliebte Kitty verkaufen muss, dann wird das für immer zwischen uns stehenbleiben. Hat dir Liam jemals von seinem Vater erzählt?"

Du drehst den Kopf zu mir, ich schüttle meinen.

„Mir erzählt er ständig von ihm. Damals, als sein Vater an Krebs starb, kannten wir uns noch gar nicht. Inzwischen ist er schon zweieinhalb Jahren tot und Liam trauert immer noch um ihn. Und jetzt soll ich ihn dazu zwingen, das Erbstück seines Vaters zu verkaufen? Und das auch noch deutlich unter Marktwert, nur weil ihm die Zeit wegrennt?" Du hast einen merkwürdig mitfühlenden Blick und in dem Moment weiß ich, dass du Liam immer noch liebst und ihm alles, was er dir in den letzten zwei Tagen zugemutet hat, am Ende verzeihen wirst. Du bangst viel mehr darum, ob er dir verzeihen kann.

„Er hat es verdient für das, was er dir angetan hat", erwidere ich ungehalten. „Solche Sentimentalitäten sollten ihm egal sein, wenn es um dich geht! Denn wenn er Simons Angebot wieder verstreichen lässt, dann kannst du nur hoffen, dass er heute noch den Kredit von seiner Bank genehmigt bekommt. Ticktack!"

Forschend blickst du mich an. „Sag's mir, Vik! Wie würdest du an seiner Stelle handeln?"

„Ich müsste mich nicht zwischen dir und dem Erbe meines Vaters entscheiden. Denn ich hätte dich niemals aufs Spiel gesetzt", kommt ohne Zögern.

„Das ist gelogen, Vik", antwortest du mit einem larmoyanten Lächeln. „Schon vergessen? Du hast mich an Simon verkauft!"

„Wir sind auch nicht verlobt."

Du hältst mir den Ring, der wieder an deinem Finger steckt, vors Gesicht. „Du hast doch Simon gehört. Der Klunker ist weniger wert als Liams Karre. Was ändert es also, ob ich verlobt bin?"

Selbstverständlich ist es totaler Unfug, das, was dich und Liam verbindet mit dem materiellen Wert deines Verlobungsringes bemessen zu wollen. Erst recht ist es einerlei, wie Simon deinen Ring bewertet. Und trotzdem ist es eine faule Ausrede von mir, mein Verhalten damit zu rechtfertigen, dass ich nicht mit dir liiert bin.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 3 days ago ⏰

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