Wir suchten also wenig später nach einem Hotel. Juliét fand online ein günstiges in der Nähe. So machten wir uns auf dem Weg dorthin. Zu Fuß. Taxis konnte ich für's erste nicht mehr sehen. Der Weg führte uns etwas näher Richtung Innenstadt. Das merkte man leicht. Die Häuser waren dichter aneinander gebaut und die Anzahl der Menschen auf den Straßen stieg rasant an. Wir hatten noch ein ordentliches Stück vor uns. Und jeder weitere Schritt raubte mir Kraft und Energie. Immerhin musste ich meine Umhängetasche und unsere beiden Koffer allein schleppen. Wie sonst auch immer, konnte mich Juliét dazu überreden, ihren Koffer mitzutragen. Der war übrigens nicht wirklich leicht. Was aber auch nicht überraschend war, wenn man sie auch nur etwas kannte. Neben dem Modeln, was ihre Leidenschaft war, liebte sie natürlich auch das Shoppen.
An einer Abzweigung, die zu einer Gasse führte, hielt ich kurz an um mich von der Last der Gepäcke zu erholen. Ich legte die beiden Koffer ab und lies meine Umhängetasche drauf fallen.
Dabei fiel meine eine Haarlocke aus der Reihe und hing seitlich links an meinem Gesicht herunter. Juliét sah mich an und grinste.
,,Deine Powerlocke."
Ich lachte knapp.
,,Ja, meine Powerlocke."
Richtete dann wieder meine Haare und kratze mich am Hinterkopf.
Kurz darauf öffnete ich meine Tasche.
Ich wühlte eine Zeit lang. Suchte meine Schachtel. In der hintersten Ecke der Tasche, an der rechten Kante meiner Künstlermappe entdeckte ich sie dann. Unten weiß, oben rot. Marlboro.
Ich nahm mir eine Kippe raus, zündete sie an, schloss für einen kurzen Moment meine Augen und atmete den Rauch langsam aus.
Die Tasche hängte ich wieder um meine Schulter. Mein Blick wandte sich zu meiner Sis, die auch bereits ein Zigarette im Mund hatte.
Ich beugte mich zu ihr, blickte ihr tief in die Augen und zündete auch ihre Zigarette mit meinem Feuerzeug an.Kurz darauf taumelte ich zur Seite. Etwas rempelte mich von links an.
,,Oh sorry."
Ich drehte mich nach rechts und sah von hinten einen Mann mit schwarzem Hut und einem langen grauen Mantel geradeaus Richtung Kreuzung weitergehen.,,Keine Ursache!"
rief ich ihm noch hinterher.
Ich sah zurück zu Juliét, die mich weiterhin anstarrte.
,,Komm Schwesterherz, lass uns zischen. Das Hotel ist gleich da vorne."
Ich schnipste den Zigarettenstummel weg und sah zu meiner Tasche um sie zu schließen.
,,Scheiße...
Meine Mappe!
Dieser Penner!"Meine Tasche ließ ich schlagartig auf den Boden fallen.
,,Pass auf unsere Sachen auf!"Ich rannte los zur Kreuzung und sprang förmlich in die Menschenmenge, blickte an den Köpfen der Fußgänger vorbei und erblickte auf der anderen Seite der Straße den schwarzen Hut. Blitzartig sprintete ich über die Straße an den Autos vorbei und lief zu der Stelle.
Mehrere Male sah ich mich um. Drehte und bewegte mich in dem Meer aus Passanten, um den Hut zu suchen. Vergeblich. Ich ging zurück. Ich hatte sie verloren . Ich hatte meine Mappe verloren. Meine Künstlermappe. Meine einzige Chance in dieser Stadt weiter zu kommen. Einfach verloren. Was sollte ich jetzt machen? Ich wusste es wirklich nicht. Am liebsten würde ich zurück nach Hause und mein Leben wie gehabt fortführen. Doch dafür war es bereits zu spät.Etwas später war ich wieder bei Juliét angekommen.
,,Und? Hast du deine Mappe?"
Sie sah mich neugierig an. Ich schwieg. Starrte mit leerem Blick in die Luft.
Kurz darauf verzog sich ihre Mine zum schlechteren.
,,Lass uns einfach bitte ins Hotel.."
Mehr gab ich nicht von mir. Ich nahm das ganze Gepäck und schlenderte nachdenklich vor mir hin.
Sie nahm meine freie Hand und musterte mich von der Seite.,,Kopf hoch Brüderchen, das wird schon."
Daraufhin gab ich keine Reaktion von mir. Ich ging weiter. Sah sie nicht einmal mehr an.
,,Geh einfach weiter." Sagte ich
Im Hotelzimmer angekommen legte ich ihre Tasche in den Flur und ging in mein Zimmer. Kurz bevor ich die Tür schloss drehte ich mich noch zu ihr um.
,,Schlaf gut"
,,Du auch Bruderherz."Ich schloss die Tür, zog meinen grauen Snipes-Pulli mit meinem Shirt und die schwarzen skinny Jeans aus und legte mich schließlich ins Bett.
Mit einem Blick aus dem Fenster sah ich noch Mengen von Menschen und Autos, die durch die Gegend sonderten.Was nun? Diese Frage stellte ich mir immer wieder. Eine Antwort fiel mir nicht ein.
Ich steckte mir also meine Kopfhörer in die Ohren und beschloss zu schlafen.
Meine Augen schlossen sich langsam.
Ich schlief sofort ein.
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New York City WG (Star Gast: Nash Grier)
Teen FictionNew York. Die Stadt, die niemals schläft.Eine Millionen-Metropole. Nicht wirklich einfach, sich in so einer Stadt zurecht zu finden. Genauso schwer ist es für die Geschwister Juliét und Phillip, deren Anfang in der Großstadt komplett nach hinten los...