Meine Augen öffneten sich. Noch halb verschlafen blickte ich zu Juliét. Sie las, wie sonst auch immer eine Zeitschrift. Cosmopolitan. Was anderes kennt sie wohl kaum noch. Was sollte man auch anderes von ihr erwarten. Immerhin ist das der Grund warum wir uns für New York entschieden haben. Ein anderer Ort käme für sie auch kaum in Frage, um eine Karriere als Model zu beginnen. Mir war es immerhin recht egal. Als Künstler kann man ja arbeiten wo man will.
,,Na, müde?"
,,Lass mich in ruhe Phillip, ich wollte noch die Möglichkeit haben, mich auf mein Casting vorzubereiten"An ihrer Mimik und der energischen Antwort war nicht wirklich schwer zu erkennen wie aufgeregt sie war.
Ich wendete meinen Kopf zurück zum zugedeckten Fenster des Flugzeugs und atmete langsam aus.
,,Alles klärchen."
,,Und wie lange geht der Flug noch?"
Ich blickte weiterhin stur aus dem Fenster
,,30 Minuten"
Mein Blick drehte sich zu ihr, als ich ihr stöhnen realisierte. Sie hätte wohl noch gerne geschlafen.Ich weitete meine Arme aus und versuchte mich so gut wie es nur möglich war zu strecken. Vierzehn Stunden Flug waren immerhin nicht gerade angenehm. Mein einziger Gedanke war es, endlich den riesigen Vogel zu verlassen.
Beim nach vorne beugen sah ich aus meiner Umhängetasche mein Künstlermappe raushängen. Ich musterte sie eine Weile, bis ich sie dann in die Hand nahm.Mit meinen Fingern löste ich den Metallknopf vom Verschluss und öffnete die, mit schwarzem Leder überzogene Mappe. Während ich mir jede meiner Zeichnungen noch ein Mal genau ansah, gingen mir gefühlt Tausende Fragen durch den Kopf.Jedoch nicht eine einzige Antwort...
Wird mich überhaupt eine Kunstausstellung annehmen?
Was soll ich machen wenn nicht?
Sind meine Zeichnungen gut?
Hätte ich überhaupt Künstler werden sollen?
Und was, wenn Juliét als Model auch nicht weiterkommt?
Werden wir dann auf der Straße leben müssen?
Für jede Frage, auf die ich keine Antwort wusste kamen zwei weitere nach. Es war wie eine Endlosschleife. Ein Teufelskreis aus Fragen und Problemen, die mir erst jetzt durch den Kopf gingen.
Ich war mir wirklich nicht sicher, ob wir all dem was jetzt auf uns zu kommen würde gewachsen waren. Mit unseren 18 und 19 Jahren hatten wir schließlich noch unser ganzes Leben vor uns.
Ich hätte mir schon eher drüber den Kopf zerreißen sollen. Jetzt war es eh schon zu spät. Egal zu welchem Entschluss ich heute noch gekommen wäre. Schließlich könnte ich auch nicht einfach in den nächsten Flieger zurück nach Manchester steigen und meine Schwester allein hier lassen.Der altbewährte Gedanke, dass schon alles gut laufen würde, spendete mir etwas Trost.
Ein einzelner Ton erklang durch die Reihen der Boeing und das Zeichen zum anschnallen, welches über jedem der Sitze an der Decke aufgedruckt war, begann zu leuchten.
Es war soweit, wir würden Landen. Meine Mappe verstaute ich zurück in die Tasche. Ich schnallte mich an und sah wieder aus dem Fenster. Ich konnte meinen Augen kaum trauen.
Der Anblick der Skyline am frühen Abend hat mir den Atem verschlagen...
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New York City WG (Star Gast: Nash Grier)
Genç KurguNew York. Die Stadt, die niemals schläft.Eine Millionen-Metropole. Nicht wirklich einfach, sich in so einer Stadt zurecht zu finden. Genauso schwer ist es für die Geschwister Juliét und Phillip, deren Anfang in der Großstadt komplett nach hinten los...