Kapitel 2

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Gleich war es soweit. Yukio packte noch ein zwei Ersatzkleidungsstücke in die Umhängetasche. Immerhin hatte Mephisto gesagt, die Zeit in Gehenna, liefe ganz anders. Und er musste es wissen, denn er herrschte über die Zeit. Rin hatte seit dem Besuch bei Mephisto kein Wort mehr mit ihm gesprochen. Das schmerzte zwar nicht körperlich, aber es nagte an seiner Seele. „Rin, wir müssen los.", informierte er seinen Bruder leise und zögerlich. Der Angesprochene murrte nur und drehte sich im Bett herum. Yukio konnte seinen stechenden Blick im Rücken spüren.

„Wer bist du nur?"

Die Frage traf ihn, wie ein Stein. „Yukio. Wer sollte ich denn sonst sein?"

Rin bettete den Kopf auf den Händen und seine Brauen zogen sich stärker zusammen. „Du bist nicht mehr der Yukio, den ich kannte. Seit damals."

Der Brillenträger wusste genau, auf welchen Vorfall er anspielte. Den Kampf gegen Satan. Verletzt sah er zu Boden. Sein Bruder war der Letzte, von dem er hören wollte, dass er sich verändert hatte. So tat er doch alles, um den Alten zu mimen. 

„Du bist dauernd mit den Gedanken woanders.", warf Rin vor. „Seit einem halben Jahr habe ich nicht einmal deinen Dämonenschwanz gesehen. Auch deine Ohren versteckst du vor mir. Nicht einmal hast du wirklich gelächelt. Du redest kaum noch mit mir. Ich bin dein großer Bruder, verdammt." Rin war lauter geworden und hatte sich aufgesetzt. 

Yukio hatte ihm weiterhin den Rücken zugewand. Er biss sich auf die Unterlippe, ging jedoch nicht auf Rins Aussagen ein. Fingerknöchel traten hervor als er den Gurt der Tasche fester umgriff. „Wir müssen gehen." 


———A———



Sie liefen durch einen langen Gang. Vor ihnen eine Frau mit langem, dunklen Haar. Ihre Haut weiß wie Schnee. Um sie herum schien ein eisiges Klima zu herrschen. 

Yukio wusste, dass sie eine Schneefrau war. Eine Art Wasserdämon. Ob sein Bruder das wusste, konnte er nicht sagen. Dieser lief etwas weiter hinter ihm. Kurikara wie immer lässig über der Schulter. Yukio beneidete ihn insgeheim immer um sein cooles Auftreten. Dessen wütender Blick sagte Yukio jedoch, dass er besser seinen Blick wieder nach Vorne richten sollte. Sie rissen sich zwar zusammen, doch hieß das noch lange nicht, dass alles aus der Luft genommen war. 

„Treten Sie bitte ein.", sagte die Frau mit einer hohen Stimme. Man sah ihr an, dass sie nervös war. 

Yukio verneigte sich schnell. „Vielen Dank." 

Sie schien Dank nicht gewohnt zu sein und rannte errötend weg. 


„Ah, meine Söhne." Satan stand von seinem Thron auf, breitete die Arme aus, als wolle er ihnen zeigen, vor welchem Prunk das Schloss strotzte. 

Zum ersten Mal sahen die Jungen ihren Vater in einer Form, die er sich nicht zueigen machen musste. Die Brüder wichen einheitlich zurück als ihr Vater sich näherte. 

„Ich sehe, eine Umarmung zur Begrüßung ist wohl nicht angebracht." Der Mann senkte seine Arme wieder. 

„Kommen wir am besten direkt zum Thema.", lenkte Rin ein. „Dann können wir wieder heim." Er hatte nicht wirklich Lust eine heile Familie zu mimen. Außerdem wollte er mit Yukio reden. 

Der Mann hatte derweil wieder Platz auf seinem Thron genommen. Bei genauem Hinsehen, sah man ihn schwer atmen. „Der Grund, warum ich euch her gerufen habe ist ganz simpel.", begann der Gott der Hölle. „Ich möchte, dass ihr mir zuhört und über mein Angebot nachdenkt, bevor ihr antwortet." Wieder stützte er das Kinn auf den Handrücken. 

Thronfolge (Blue Exorcist FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt