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Ich stellte das Wasser an. Ließ es über meine vernarbte Haut fließen und schaute auf den Boden. Einem Drang folgend stellte ich das Wasser kochend heiß. Schmerzvoll zuckte ich zusammen, dennoch blieb ich reglos stehen. Spürte die Schmerzen, die das heiße Wasser verursachten. Wie lange hältst du das aus? Na? Wie lange hältst du die Qualen des Lebens durch? Ich biss mir auf die Lippe und ließ das kochende Wasser weiter meinen Rücken entlang fließen. Es tat höllisch weh, aber ich dachte nicht daran nachzugeben. Schaffst du es oder brichst du am Ende doch zusammen? Bist du schwach oder versuchst du zu kämpfen? Enttäuscht du dich selber? Ich würde nicht nachgeben! Bleib stehen Ray! Halte es aus! Mein Rücken brannte. Ich hielt es nicht aus. Ich war erbärmlich. Schnell trat ich aus der Dusche und atmete tief durch, dann befühlte ich meinen Rücken. Er war rau und es hatten sie kleine Brandblasen gebildet. Versagerin! Du bist so erbärmlich! Ich hob meine Klamotten vom Boden auf. Als ich mir den Pulli über den Körper zog, glitten meine Finger über die zahlreichen Narben an meiner Hüfte. Erschrocken zog ich sie weg. Mein Blick ging zum Spiegel und zwei dunkle Augen, mit noch dunkleren Augenringen, starrten zurück. Schnell sah ich zur Seite. Ich hasste mein Aussehen, ich hasste mich selbst und ich hasste dieses Gott verdammte, scheiß leben!

Als ich das Bad verließ, wartete schon die Pflegerin davor. Sie sah mich besorgt an ,,Alles gut? Du siehst so blass aus!" Ich nickte nur und steckte ein paar Orange Strähnen zurück unter die Kapuze

Ich betrat den Essensraum, meine Kapuze tief in mein Gesicht gezogen, meine Arme im Ärmel vergraben. ,,Guten Morgen Ray", begrüßte mich Snow an der Ausgabe gut gelaunt. ,,Morgen" murmelte ich zurück. Mit einem ,,Guten Appetit" wurde mir ein Tablet gegeben und ich steuerte auf den Tisch zu, Snow folgte mir.

,,Morgen ihr zwei" auch Abby schien gut gelaunt. Wir setzen uns, Abby und Snow waren sofort dabei sich angeregt über irgendwas zu unterhalten. Um was es ging interessierte mich nicht. Still saß ich daneben und starrte mein Essen an. Abby sah zu mir. ,,Willst du nichts essen?" Fragte sie mit einem besorgten Unterton. ,,Nein" ich schob meinen Teller weg. Abby sah mich nur prüfend an, aber in ihrem Blick lag etwas, das ich nicht so recht deuten konnte. Sie wandte sich an Snow. ,,Wann hast du heute Therapie?" ,,um 16 Uhr glaube ich" antwortete Snow mit vollem Mund. ,,Ich auch" Abby lächelte bitter. ,,und du?" Sie wandte sich wieder mir zu. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Keine Ahnung " ich hatte noch nicht nachgesehen. Hingehen wollte ich eh nicht. Was sollte das bringen? Mir konnte man nicht helfen. Mein einziger Wunsch war, zu sterben. Seufzend holte ich den Plan raus, den mir Frau Phillips bei meiner Ankunft gegeben hatte. ,,15 Uhr" sagte ich. ,,dann können wir dich doch ein wenig herum führen, was meinst du?" Sagte Abby begeistert. ich hatte absolut keine Lust auf eine Führung, aber genauso wenig Lust ich, wieder auf mein Zimmer zu gehen, weiter die Wand anzustarren und in selbstass zu ertrinken.. ,,ok" sagte ich also knapp.

Abby zeigte mir die Schlafräume, die Duschen, das Pflegezimmer, den Aufenthaltsraum, die Sporthalle, bei letztere wunderte ich mich, dass es hier so etwas gab, die Besucherzimmer und den Garten. Sie war gut gelaunt und ich fragte mich immer mehr, warum sie hier war ,,...und das ist der Gemeinschaftsraum" beendete Abby die Führung. ,,Aber hier ist meistens nicht so viel los, die meisten treffen sich im Garten, mit denen von Station 4" ,,4?" fragte ich. ,,Das ist die offene Station. Station 2 ist die geschlossene und Station 3, also die, auf der wir sind, ist so ein Zwischending, halboffene eben." Erklärte Sie. ,,Und Station 1?" fragte ich. ,,Das ist die Station für Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren", sagte sie und ich erschauderte. Kinder waren mir eigentlich immer unbeschwert und glücklich vorgekommen. ,,Wo ist eigentlich Snow?" Ich hatte sie seit dem Frühstück nicht gesehen und fragte mich, wo sie war. ,,ihr geht es nicht so gut..." Abby wich verunsichert aus und ich schwieg ,,oh schon so spät?" Sie schaute auf die Uhr. ,,Deine Therapie Stunde Ray" ich stöhnte innerlich. Das konnte ja lustig werden. ,,Viel Spaß", lachte Abby und ich wünschte, dass ich auch so lachen könnte. Dann machte ich mich auf, in das Therapiezimmer. Auf dem Weg dorthin stellte sich mir eine Frage.

Warum war Abby hier?

SuizidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt