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Ich fühlte mich unendlich leer und kraftlos. Abby wollte gestern unbedingt noch bei mir bleiben, aber die Pfleger hatten sie auf ihr eigenes Zimmer geschickt. Ich wusste nicht, warum dieses Mädchen mich so mochte. Niemand hatte mich je gemocht, meine Mutter vielleicht mal, bis mein Vater sie verlassen hatte, wobei, wenn ich nochmal darüber nachdachte, sie hatte mich schon immer gehasst.

Nach dem mein Dad sie verlassen hatte, war nichts mehr wie vorher gewesen. Sie hatte aufgehört zu lieben und angefangen zu hassen. Sie hasste meinen Vater so sehr, denn er hatte sie verlassen, er war daran schuld, dass sie nun alleine mit mir war und auch mich, ihre Tochter fing sie an zu hassen. Sie verstand mich nicht und fand das, was ich tat, abstoßend. Ich erinnerte sie zu sehr an meinen Dad, sagte sie immer und als sie dann sah, dass ich mich ritze, hasste sie mich noch mehr. Ich war ihr egal und schlimmer noch, sie verabscheute mich für das, was ich fühlte.

Meine Mutter war schon immer etwas speziell gewesen, mein Vater hatte immer gesagt, dass sie gestört war. Sie schritten oft und schrien sich an, am Ende war aber ich meistens die Schuldige. Ich war der Grund für ihren Hass aufeinander und ich war schließlich auch der Grund, warum mein Vater meine Mutter verließ. Meine Mutter hatte mir das oft genug eingeredet. Mein Vater hielt die Art meiner Mutter nicht aus und mich, erst recht nicht.

Ein bitteres Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Für ihren Schreit, ihre Sorgen, ihre Probleme war immer ich verantwortlich gewesen und selbst als ich versuchte, mich umzubringen, war ihnen das egal. Manchmal glaubte ich, meine Mutter hätte gewollt, dass ich es geschafft hätte, die Absichten meines Vaters kannte ich nicht. Er besuchte uns so wenig wie möglich.  

Ich hatte mich auf meinem Bett zusammengerollt und schaute der Sonne beim Aufgehen zu. Der Himmel war in Orange und Pink Töne gefärbt. Ich lächelte leicht, trotz meiner inneren Leere fühlte ich eine friedliche Ruhe.

Die Tür wurde mit einem Ruck geöffnet und Frau Phillips stand in der Tür, wenn ich mich richtig erinnerte, war sie diejenige, die mich in dieses Zimmer geführt hatte. Kurz schweiften meine Gedanken an den tag zurück. Er schien lang her zu sein, mittlerweile hatte ich mein Zeitgefühl völlig verloren und konnte nur schätzen, wie viele sinnlose Wochen und Tage mittlerweile vergangen sein mussten.

,,Schön, dass wir uns auch mal wieder sehen, Rachel! Du erinnerst dich vielleicht noch?" sagte sie und ich nickte nur mechanisch, so schön fand ich das ja jetzt nicht. ,,Ich bin leider aus einem für dich nicht so erfreulichen Grund hier. Deine Therapie wird, wegen deines Zustandes, nun nach vorn gezogen. Ich soll dir deine Tabletten geben und dich dann zu Herrn Rot bringen." fuhr Frau Philips fort und ich stutze. Normalerweise hatte ich erst morgen wieder eine Stunde bei Herr Rot. ,,Und was ist mit dem Frühstück? Und der Sporttherapie?" fragte ich, obwohl ich auf beides nicht sonderlich scharf war. ,,Frühstück? Ernsthaft? Naja, du wirst ja sehen..." murmelte sie. ,,Die Sporttherapie wurde auf morgen verschoben, da unsere zuständige kraft dafür spontan weg musste." erklärte sie dann und ich nickte leicht. ,,Wollen wir dann?" fragte die Pflegerin nun und ich zuckte mit den Schultern. Es kotzte mich jetzt schon an, wieder mit diesem nervenden, dauergrinsenden, durchgeknallten Typen reden zu müssen.

SuizidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt