02_Osgood Fieldling III

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Captain Jack Clearwater hatte 2 Probleme:
Erstens, er hatte sich verliebt.
Zweitens, seine Schule hieß Beef Black High, nicht Blue Reef High, wie seine Angebetete es verstanden hatte.

Man brauchte sich nur die peinliche Stille vorzustellen, die entstehen würde, wenn Alina White herausfinden würde, wie die Schule wirklich hieß!
Vielleicht würde sie denken, sie wäre falsch gefahren und verschwinden.

Jack, der sich im Klaren war, welches der Probleme Priorität hatte, wusste genau, was zu tun war: Er musste den Namen seiner Schule ändern!

Doch der legale Weg war nicht einfach, es bräuchte ein Genie um den Antrag bis Sonntag genehmigt zu kriegen.
Aber Jack, der ein Genie war, ließ sich nicht von dem langwidrigen Weg abschrecken.
Also verbrachte der junge und außerordentlich hübsche Schulleiter der Black Beef, oder, Blue Reef High, den ganzen Samstagvormittag damit, das große, von der Ferne gut zu sehende, LED-Schild neu zu streichen.

Am Mittag war er sehr mit seinem Werk zufrieden, jedenfalls bis er bemerkte, dass das B von Blue immer noch wie ein R aussah.
Aber er hatte alles gegeben und war der Aufgabe satt, weswegen er sich geübt in einen Weißkopfseeadler verwandelte, zum nächstgelegensten McCafé flog und sich einen Pumpkinspicelatte holte.

Zurück an der Blue Reef High traf er auf eine Horde besorgter Schüler, geführt von Tiago, seinem Lieblingsschüler, der ihn schon erwartete: „Captain Clearwater! Ich muss Sie dringend etwas fragen-"

„Na, das ist aber ein Empfang! Kommt doch gerne später zurück, ja? Hallo Tiago, guten Mittag. Nanu, meine übermenschlich große Empathie sagt mir, dass dich etwas beschäftigt. Aber jetzt muss ich allein sein, denn ich habe noch viel zu tun!"

BOOM, Auftritt gelungen! dachte sich Jack. Auch wenn er, wie gesagt, viel zu tun hatte, hatte er keine Absicht etwas Produktives zu tun. Denn er hatte sich noch nicht um Problem Nr. 1 gekümmert: Ms White.

Die Sonne war schon wieder daran, ihre Reise Richtung Horizont anzugehen.
Jack saß allein auf einem Steg weit weg von der Blue Reef High. Er hatte den Platz auf einem abendlichen Spazierflug gefunden, und während des Sonnenuntergangs sah das Meer aus wie flüssiges Gold.

Er kam immer hierhin, wenn er nachdenken wollte: In der Schule war es nämlich oft zu laut oder zu viele Leute wollten etwas von ihm: ein Riesenkontrast zu der beruhigenden Stille des verlassenden Strandes.

Ein schöner Ort.
Ein schöner Ort, um über Alisha nachzudenken.
Er wusste, dass es dumm war, jetzt schon vom verliebt sein zu reden. Er hatte sie schließlich erst einmal getroffen, und an Liebe auf dem ersten Blick hatte er noch nie geglaubt.

Hatte.

Er wusste nicht genau, was es war.
Waren es die glatten, fast schwarzen Haare die sich leicht in der Morgenbrise bewegt hatten, oder die dunkelbraunen Augen, die Sanftheit und gleichzeitig Wut einer vergessenen Streites, ausgeglichen durch die bezaubernde Macht der Vergebung, oder war es die Geduld mit der sie jedes Wort sprach, oder das Dreirad?
Oder doch die Ausstrahlung von Stärke, die jede ihrer Bewegungen begleitete?

Jack war sich nicht sicher. Oder doch, er war sich sicher.
Er hätte am liebsten Osgood Fieldling III selbst aus dem Grab erweckt, nur um ihm zu sagen; DOCH! Jemand auf dieser Welt ist perfekt! Und ich hatte das Glück sie zu treffen, und egal was passiert, ich kann mit dem Wissen untergehen, dass ich das Beste auf der Welt, das größte Weltwunder von allen, bereits gesehen habe!

Jack wusste, dass er zu voreilig war. Keiner, nicht mal ein übermenschlich großer Empath wie er, konnte so schnell wissen, wie jemand ist.
Was ist, wenn sie nur versucht hat, mir zu gefallen, um den Job zu kriegen?
Was ist, wenn sie eigentlich ein Monster ist?
Er bereute den Gedanken sofort. Alisha ein Monster?
Nur in den schlimmsten, realitätsfremdesten Alpträumen.

Die Zeit verging ohne dass Jack etwas davon mitbekam, und bevor er sich versah war es Abend.

Auch bei Kim Deep Water, oder neuerdings Alisha Weit, schritt der Abend stetig voran. Sie machte sich Sorgen: um ihre alten Freunde, die nicht entkommen waren, um ihre Dealer, die sie einfach im Café ignoriert hatte und vor allem ihre Zukunft als Lehrerin.

Sie hatte nie erwartet, eines Tages Lehrer zu werden.
Ihr war nie in den Sinn gekommen, gut genug mit Kindern umgehen zu können, um mit einem oder zwei in einem Zimmer alleingelassen zu sein, geschweige denn Lehrerin zu werden, doch ihr neuer Boss, Captain Jack Clearwater schien volles Vertrauen in sie zu setzen.

Sie war nicht einmal sicher, welche Fächer sie unterrichten sollte, doch sie war gespannt darauf, es morgen zu erfahren.
Vielleicht Mathe? Obwohl, Zahlen waren nicht ganz ihr Ding.
Eher Naturwissenschaften, die sich selbstverständlich von Zahlen fernhielten, oder vielleicht Sport.

Nun ja, so gesehen konnte sie morgen kaum abwarten, weswegen sie ein oder zwei Flaschen Whiskey trank, nur um sich die Zeit zu vertreiben.

Sie wachte auf mit fürchterlichen Kopfschmerzen.
Verschlafen blickte sie auf die Uhr. 10:23.

Hatte sie ihren Wecker nicht gestern auf 8 Uhr gestellt? Sie hob ihr Handy auf, was auf ihrem Nachttisch lag, entsperrte es, und wurde von ihrer Wecker-App begrüßt.
Oder eher die Einstellungen ihres Alarms. Sie hatte vergessen, Alarm speichern zu drücken. So ein Mist. Eilig machte sie sich fertig und stieg auf ihr Dreirad, was in der Morgensonne glitzerte.


Saewalekré FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt