Kapitel 2 - Der letzte Atemzug

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"Schneewittchen soll sterben," rief sie, "und wenn es mein eigenes Leben kostet!"- Gebrüder Grimm - 

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"Schneewittchen soll sterben," rief sie, 
"und wenn es mein eigenes Leben kostet!"
- Gebrüder Grimm - 

Als das Mädchen neben ihr begann zu husten, streckte Rhiannon in seliger Zufriedenheit die Hand nach der Teetasse aus

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Als das Mädchen neben ihr begann zu husten, streckte Rhiannon in seliger Zufriedenheit die Hand nach der Teetasse aus. Porzellan klirrte leise und feine Kringel Rauch stiegen über der rubinroten Flüssigkeit auf.

Neben ihr begann Prinzessin Mairwen indes zunehmend kläglicher zu husten, stellte den Teller mit zitternden Händen fort und fasste mit fahriger Bewegung nach ihrer Teetasse. Sie versuchte zu trinken – doch es half nichts. Das Mädchen röchelte und inzwischen war ihre bezaubernd helle Haut von rötlichen Flecken überzogen und ihr Gesicht rot angelaufen. In ihrer Verzweiflung griffen ihre Finger nun nach ihrer Stiefmutter und gruben sich in den Stoff des edlen Kleides. Sie öffnete den Mund immer und immer wieder, brachte jedoch nur japsende Laute heraus.

"Weißt du Kind, es hätte nicht so enden müssen."

Die Königin stellte die Tasse beiseite, während die Prinzessin nun panischer an ihr zog. Doch Rhiannon schlug die Hände harsch fort, die ihr das Kleid zerknitterten ... und nun schien auch die Prinzessin langsam zu verstehen. Mit ihren großen, weit aufgerissenen Augen sah sie nicht mehr aus wie die gehuldigte Schönheit ... sondern wie ein an Land geworfener Fisch.

Es erfüllte die Königin mit finsterer Zufriedenheit.

Mairwen fuhr auf, wankte und stolperte über den Rand des Tisches. Dumpf traf ihr Körper auf den harten Boden. Geschirr klirrte, während sie würgte und weinte. Ihr Körper schüttelte sich in dem leidvollen Todeskampf. Sie wimmerte und heiße Tränen beschmierten ihre Wangen indessen aus einem ganz anderen Grund als zuvor.

In ihrem Todeskampf kroch Schneewittchen über den kalten Boden. Ihre Augen groß und rund und ihre Lippen vergeblich nach Luft ringend. Ihre Finger erreichten die Stiefelspitzen des Wachmannes, der neben der Pforte positioniert war und sich nicht eine Sekunde geregt hatte. Die zarten Finger tasteten an dem Leder der Stiefel hinauf, dann rissen sie vergeblich an dem roten Stoff des Umhanges. Doch als der Blick des Mannes auf sie herunterfiel, fand sie dort weder Mitleid noch ein Versprechen nach Hilfe. Stattdessen erkannte sie unter dem Helm den treuen Jäger der Königin.

"Wärst du einfach nur unsichtbar geblieben," fuhr Rhiannon fort und stellte inzwischen in aller Ruhe ihre Tasse fort, "... so hätte ich dich nicht aus dem Weg räumen müssen."

Sie erhob sich und der Klang ihrer Absätze begleitete die anmutigen Schritte der Königin, während sie ohne Mitleid auf ihre sterbende Stieftochter herabsah. Diese wand sich auf den glatten Marmorplatten, zuckte unkontrolliert und ihre Muskeln krampften in den letzten, leidvollen Sekunden ihres kümmerlichen Lebens.

Rhiannon sah die lautlose Frage in dem Blau der südlichen Seen. Das'Warum?' in den großen, aufgerissenen Augen, die sie mit der Erkenntnis des Verrates anstarrten. Für Rhiannon jedoch, war der Tod ihrer lästigen Stieftochter erst der Anfang.

Sie sah dabei zu, wie Mairwen die Augen verdrehte und dann ... war sie endlich still.

"Sorge dafür, dass sie verschwindet. Und sei achtsam – niemand soll es mitbekommen", befahl sie mit kalter Stimme und warf eine Strähne der braunen Locken zurück über ihre Schulter. Dann trat sie über den leblosen Körper hinfort und das Licht der Kerzenlüster tastete ein letztes Mal über das glänzende Gold der Krone. Die Zier der Herrschaft auf dem Haupt der Schönsten im ganzen Lande.

"Bring das Kind hinaus, tief in den Wald. Verscharre sie oder wirf sie den Bestien bei den Höhlen zum Fraß vor - es ist mir gleich. Doch niemand soll sie jemals wieder zu Gesicht bekommen." 

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ROTTEN - Verdorben bis ins Mark [LESEPROBE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt