Kapitel 3

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Ich bleibe stehen. Ich kann es einfach nicht glauben. Ich starre ihn an, und er fragt sich wahrscheinlich, ob ich völlig irre geworden bin. Denn, obwohl er mich ebenfalls ansieht, schaut er normal - im Gegensatz zu mir wahrscheinlich. Irgendwann läuft er einfach weiter. Lächelt mir kurz zu und verschwindet hinter der nächsten Ecke. Ich beschließe kurzfristig ihm zu zu folgen und gehe ihm nach. 

Der Typ läuft quer durch die Stadt und bleibt nicht stehen. Er hat nicht gerade ein langsames Tempo und ich habe Mühe ihm zu folgen. Er macht nicht den Eindruck als hätte er ein bestimmtes Ziel. Und so langsam frage ich mich ob er in Gedanken wirklich hier ist...

Ahled

Nach einigen Stunden, in denen ich planlos durch die Stadt gelaufen bin, komme ich bei großen Lagerhallen an. Sie sind weitläufig verteilt und ich beschließe, mich hier mal umzusehen. Die Lagerhallen sehen nicht so aus, als wären sie noch in Betrieb und als ich hineinsehe, bestätigt sich mein Verdacht. Alles leer. Ich schaue mir die Hallen genauer an und stelle fest, dass alle gleich aussehen. Logisch, irgendwo... 

Ich werde das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtet oder sogar verfolgt. Doch sooft ich mich auch umdrehe, ich sehe niemanden. In einer der hinteren Lagerhallen beschließe ich, mein Lager aufzubauen. Als ich damit fertig bin, lege ich mich erst einmal hin und und bin so erschöpft, dass ich schon bald eindöse... 

Als ich wieder aufwache, verspüre ich Hunger. Also stehe ich auf und sehe in meine Vorratsbox. Und schlagartig wird mir bewusst, warum ich heute kein Frühstück gemacht habe. Mit einem seufzen verteile ich den Inhalt vor mir. Ein Protein Riegel, eine Flasche Wasser (1,5 Liter) - halb gefüllt, ein paar getrocknete Früchte. Mehr nicht. Ich beschließe, den Protein Riegel zu genießen. Nachdem dieser den gröbsten Hunger beseitigt hat, denke ich darüber nach, einkaufen zu gehen. Also packe ich grob zusammen und  verlasse mein provisorisches Heim. 

Allerdings kaufe ich mir kein Essen, sondern Zeug für die Schule. Schließlich muss ich in drei Tagen wieder ran. Ich muss zugeben, dass ich nicht sonderlich gut bin... Ich war immer einer der ruhigen, 3er - 4er Schüler und nicht sehr beliebt. Und wenn ich jetzt in Deutschland bin, wird sich das wahrscheinlich nicht groß ändern.

Theo 

Ich laufe langsam nach Hause. Eigentlich hatte ich mir ein Gespräch erhofft, doch der Typ scheint ja nicht gerade redselig zu sein. Ich sehe mich - so unauffällig wie möglich - um. Von Justin ist heute nichts zu sehen. Wahrscheinlich ist er im Schwimmbad. Nach dem Sommergewitter ist es wieder so warm als wäre nichts geschehen. 

Als ich zu Hause ankomme, ist alles still. Papa ist wahrscheinlich in der Kneipe und Mama ist (wie immer) auf Arbeit. Lisa sitzt auf dem Sofa und sieht von ihrem Handy auf, als ich hereinkomme. Sie legt ihr Handy weg und winkt mich, ihr zu folgen. Ich kann mir vorstellen was jetzt kommt. Wahrscheinlich hat sie die Blutflecken entdeckt. Und die Ausrede, dass ich Nasenbluten hatte, kauft sie mir schon lange nicht mehr ab. Doch sie führt mich nicht in die Wäschekammer sondern in eine verlassene Ecke unseres Kellers. Ich bin verwundert, denn damit hätte ich nicht gerechnet. Sie deutet auf eine dunkle, kühle Ecke und ihr Blick spricht ihre Gedanken aus. 


Not ready to dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt