Kapitel 2

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Bella saß nicht lange in ihrem Zimmer, da stürmte ihr Vater hinein. Sie sah zur Uhr. Zwanzig Minuten hatte er gebraucht, um alle seine potentiellen Kunden abzuschütteln.

„Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass niemand ein respektloses Biest heiraten möchte?"

„Oft."

„Wann geht das endlich in deinen Kopf? Muss ich es erst hineinschlagen?"

Kurz zuckte sie zusammen ob der Gewaltandrohung. Sie hatte sich vorgenommen, sich nicht einschüchtern zu lassen, aber sie wusste, dass er das nicht nur dahinsagte. Ihr Herz drückte sich gegen ihre Rippen, doch sie versuchte, so ruhig wie möglich zu sagen: „Vielleicht möchte ich ein respektloses Biest sein?"

„Niemand möchte das!", fuhr ihr Vater sie an. „Dein lautes Mundwerk kannst du dir sonstwohin stecken und streiche deine ach-so-klugen Gegenfragen aus deinem Wortschatz! Wenn du nicht bald heiratest, endest du als alte Jungfer. Weißt du, wie man über alte Jungfern lacht? Ein ewiger Junggeselle mag ja noch angesehen sein, aber eine alte Schachtel ..."

„Dann werde ich mich um Zissys Kinder kümmern", unterbrach sie ihn.

„Wenn Malfoy das zulässt. Das wäre dann aber auch alles. Willst du das?"

Sie schüttelte den Kopf, ohne nachzudenken. Sie wollte so viel mehr.

„Du bist gerade gut dabei, alles zu zerstören, hörst du? Einfach die Hochzeit abzusagen ... und ihn dann auch noch bloßzustellen! Zucke nicht so blöde mit den Achseln! Weißt du, wie lange ich auf Ryland einreden musste, bis er der Verlobung nachgegeben hat?"

Er hatte sie verschachert, wie die hässliche Vase aus dem Nachlass der Schwiegermutter.

„Du hast uns zum Gesprächsthema des ganzen nächsten Jahres gemacht!", brüllte er sie an.

„Das ist doch gut, hilft dem Geschäft."

„Du Schnepfe, tu doch nicht so minderbemittelt. Das schadet der ganzen Familie, erst Andromeda, nun auch noch du. Soll ich Narzissa gleich einsperren?"

„Halt Narzissa da raus!"

„Wir stecken da alle drin, Bella. Kapiere das endlich! Wie du dich beträgst, reflektiert auf mich und ich bekomme Fragen gestellt. Man spricht über dich und nicht in positiver Weise. Und dann auch noch diese Anhimmelei! Hat man dir ins Gehirn geschissen? So offensichtlich? Hätte ich dir eine rote Schleife umbinden sollen?"

„Vater!"

„Du benimmst dich aber wie eine Hure!"

„Mache ich nicht!"

„Mache weiter so und niemand wird dich ernst nehmen! Heute haben alle dich belächelt. Wenn sie zu Hause sind, werden sie über uns lachen. Gut gemacht, Bella", er drehte sich zum Gehen um und hatte schon den Türknauf in der Hand. „Lord Voldemort ist ein mächtiger Mann, in dessen Gunst ich gern stehen würde, aber dein Schmachten ist hirnlos."

Dann fiel die Tür ins Schloss.

Schnaufend lief sie hin und her. Für einen Moment überlegte sie, ihm hinterherzulaufen und anzubrüllen, so laut, dass die Ölgemälde von den Wänden fielen. Das würde ihr vor den übrigen Gästen eine Ohrfeige einbringen, mindestens, wahrscheinlich würde er sie nach Strich und Faden verprügeln, sobald sie allein waren.

So stapfte sie in ihrem Zimmer umher wie ein Tiger im Käfig.

Sie hatte Lord Voldemort nicht angeschmachtet! Er hatte ihr zugelächelt und keck ihr schöne Augen gemacht. Dass ihr Vater das nicht glauben konnte, war klar, der sah sie noch in Windeln vorm Weihnachtsbaum spielen. Es war ungerecht, dass Männer poussieren konnten, wie es ihnen beliebte, und sie sich in acht nehmen musste. Dabei hatte Voldemort angefangen, indem er sie stänkernd nach einer zweiten Verlobungsfeier gefragt hatte – hätte sie reserviert reagiert, hätte sie von ihrem Vater ebenfalls einen Anschiss bekommen. Der wollte aber auch glauben, sie wäre ein ungezogenes Biest!

Kleid aus Rosen - Tom Riddle FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt