Nein

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Ich habe aus meiner Vergangenheit gelernt - jedoch lerne ich auch aus der Gegenwart.

Ich wohne nun schon seit vier Wochen in einer WG in Waldenburg. Anfangs dachte ich, es sei die richtige Entscheidung, mit meiner Freundin in dieser WG zu wohnen - doch gestern Nacht hat mir das Gegenteil bewiesen. Ich muss hier weg, sonst fahre ich auf Gleisen, die nicht auf meinem Weg liegen.
Angefangen hat das Ganze mit dem Geburtstag meiner Freundin.
Alkohol.
Party in der Woche vor den Prüfungen.
Verloren.
Nichts gelernt für die Prüfungen.
Betrunken in der Schule.
Extrovertiert.
Lügen.
Sieben Dinge, die ich nie von mir erwartet hätte, es jemals zu tun.
Am Dienstag hatte meine Freundin Anna Geburtstag, sie ist 17 Jahre alt geworden. Ein Alter, in welchem man die Grenzen austestet.
Wir haben für meine Verhältnisse viel getrunken. Wegen meiner Allergien blieb mir nur noch übrig Wodka zu trinken. Hört sich das nicht bescheuert an? Es war Gruppenzwang, welches nur von Anna aus ging.
Ich dachte, es ist nur eine Ausnahme, einmal wäre es doch nicht so schlimm...
Doch.
Es ist Gift.
Denn man bereut es erst im Nachhinein gemacht zu haben.
Es ist nicht nur bei einem Abend geblieben...
Nächster Tag, nächstes Mal.
Doch an diesem Abend verlief alles aus dem Ruder. Die ganze Wohnung war nur so besessen von fremden Gesichter, ziemlich alle gehen auf die Sportschule. Auch Kahn. Kahn ist ein 26-Jähriger Typ. Er hat auch viel getrunken, wie ich. Klöpferle, Wein, Sekt, Jacky-Cola...
Massen von Alkohol.
Ich starre verschwommen zur Decke. Seit wann ist die Decke in der Küche gelb? Langsam richte ich mich auf. Ich fühle mich seltsam, ich habe mich noch nie so taub gefühlt. Ich blicke auf mein Handy und bemerke, dass mein Handy nur belegt von Nachrichten meiner Mutter ist. Ich habe sie angelogen. Ich hatte gesagt, es sei nur ein Spieleabend und ich hätte gelernt, doch nichts von all dem habe ich gemacht. Es sitzen viele Menschen in unserer kleinen Küche. Es ist alles so ungewohnt - doch es fühlt sich nicht schlecht an. Ich fühle mich eigenständig, doch ist das der richtige Weg?
Nach und nach verschwinden sie. Doch Kahn bleibt. Ich bemerke, wie er mich ansieht, irgendetwas stimmt nicht und ich weis, es wird etwas passieren, was ich nicht möchte.
„Anna bitte iss mit mit mir noch etwas, ich.. hab Hunger, wirklich.", ich versuche einen ganzen Satz zu formulieren, doch die Wörter stolpern in meinem Mund. „Nein, ich geh jetzt schlafen, ich bin müde.", das war der Grund, weshalb es noch ausarten wird, ich weis es...
Mein Kopf sagt, ich solle in mein Zimmer gehen und die Türe abschließen, doch mein Magen nicht...
Also beschließe ich in die Küche zu gehen und etwas zu essen. In der Küche ist es ziemlich dunkel, nur das Abendlicht ist an. Kahn sitzt auf einem Stuhl und schaut mich mit rötlichen Augen an. Ich versuche mir etwas zum Essen zu machen, jedoch ist es nicht so einfach, betrunken etwas zu finden. Es ist grell, ein Licht kommt aus Kahns Richtung. Sofort bemerke ich, dass er mich filmt. Er sitzt sich näher zu mir und versucht mich an meinen Beinen zu grabschen. Es ist ein komisches Gefühl. Ich setze mich auf die Lehne vom Sofa, welches sich in der Ecke in der Küche befindet. Er kommt näher. Ich bemerke seine Hand zwischen meinen Beinen. Was macht Kahn da? Ein fremdes Gefühl breitet sich in mir aus. „Hör auf, ich will das nicht.", ich bemerke, wie er mich angrinst und meine Worte ignoriert. „Ich muss jetzt meine Zähne putzen. „Soll ich dich begleiten?", er schaut mich mit einem Blick, der mich eklig fühlen lässt, an. „Neh, das schaffe ich allein."
Nun liege ich in meinem Bett. Mich dreht es sehr.
Meine Tür ist ganz offen. Irgendetwas blinkt im Gang. Dieses Blinken stört mich sehr.
Aufeinmal höre ich Schritte, die sich meinem Zimmer nähern...

Nein ist ein kompletter Satz.

HOPEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt