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Leute! Es kommt ein bisschen Licht ins dunkle. Wünsche euch viel Spaß mit dem Kapitel :)

Charlie's POV
Gedankenverloren starrte ich über die Dächer Berlins. Ich hatte mich in eine ruhige, schattige Ecke verzogen, rauchte gelegentlich eine Zigarette und trank meinen Kaffee. Mein Kopf dröhnte, ob nun jetzt vom Alkohol oder dem Streit mit Max wegen dem Artikel geschuldet, konnte ich nicht zuordnen. Tuko lag dösend zu meiner rechten und hatte seinen Kopf auf meinem Schoß abgelegt. Selig lies er sich von mir kraulen.
Ich begriff einfach immer noch nicht, wie die Presse so einen Beitrag schreiben konnte. So etwas zu erleben wünschte ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind. Dann aber auch noch zu behaupten, ich würde das ganze inszenieren, machte mich wütend und traurig zugleich. Bedrückt Schloss Ich meine Augen, ehe mir eine Träne die Wange herunter lief.
„Ach Großer, wenigstens du machst mir keine Vorwürfe..." murmelte ich während ich Tuko einmal beherzt an mich drückte.

„Der Hund hat echt nen Narren an dir gefressen." ertönte eine tiefe Stimme.
Als ich aufsah, entdeckte ich Raphael. Er war gerade nach draußen getreten und stellte sich mit etwas Abstand zu mir ans Geländer der großen Dachterrasse. Auch er lies seinen Blick über Berlin schweifen, als er sich eine Zigarette anzündete. Er zog einmal kräftig daran als er sich sanft lächelnd umdrehte und direkt in meine Augen sah.
Ohne groß darüber nachzudenken, wischte ich mir mit dem Handrücken die einzelnen Tränen weg und schenkte ihm ebenso ein zaghaftes Lächeln zurück.

„Darf ich...?" fragend deutete er links neben mich.
„Klar, ist ja schließlich dein Studio." gab ich ihm sarkastisch als Antwort.
Langsam setzte er sich neben mich auf den Boden und zog erneut an seiner Zigarette.
„Wie gehts dir?"
„Gut." erwiderte ich knapp ohne ihn dabei anzusehen. Die Situation, dass wir auf einmal wieder 'Kontakt' hatten, war seltsam genug.
Auch er sah weiterhin gerade aus während er erneut den Rauch aus seinen Lungen blies, und schlussendlich seinen Kopf zu mir zu drehte um mich anzusehen.
„Und wie gehts dir wirklich?" sah er mich eindringlich an.
„Was willst du Raphael? Was hat es dich nach allem noch zu interessieren?"
„Ich hab mitbekommen was passiert ist. Wir machen uns Sorgen um dich Charlie. Ich mache mir Sorgen um dich. Allein letztens diese Panikattac..." weiter lies ich ihn nicht sprechen.

„Du machst dir Sorgen um mich?" lachte ich verachtend auf.
„Raphael. Du bist damals einfach abgehauen als es ernst werden hätte können! Weist du eigentlich wie es mir da ging? Ich dachte Ich wäre schwanger und du hattest nicht die Eier in der Hose zu mir zu stehen?! Ich hab dich verdammt nochmal geliebt." meine Stimme wurde brüchig, ich kämpfte mit den Tränen.
„Ich war ein Arschloch. Ein riesengroßes Arschloch sogar, Ich weis. Und wenn ich es rückgängig machen könnte, dann würde ich es tun. Ich hab dir dein Herz gebrochen und es tut mir leid. Aber glaub mir, auch für mich war's nicht einfach."

Die Vergangenheit überrollte mich wie ein Zug mit voller Geschwindigkeit. Ich dachte zurück an meine Beziehung mit Raphael. Sie hatte vielen Höhen aber auch mindestens genau so viele Tiefen. Wir hatten uns über Max kennengelernt und führten mehr oder weniger eine Fernbeziehung. Ich war in Köln um mir meine Karriere bei der Polizei aufzubauen, Er pendelte zwischen Berlin, Wien und Hamburg immer hin und her und hatte zum Schluss nur noch die Arbeit im Kopf. Noch dazu kam, dass auch er überhaupt kein Fan von meinem beruflichen Werdegang war. Es passte einfach nicht ins Image. Ein Rapper der eine Polizistin datet. Fasst schon besessen davon, mehr und mehr Musik zu produzieren lies es ihn zu einer eiskalten Gestalt heranwachsen. Dabei hatte ich diesen Mann abgöttisch geliebt.

Ich konnte meine Gefühle nun nicht mehr zurück halten, die Tränen hatten sich ihren Weg nach außen gesucht.
„Weist du, ich habe oft an dich gedacht. Ich hätte mich regelmäßig Ohrfeigen können dafür, dass ich dich so behandelt habe. Das Ich dich gehen hab lassen. Ich war einfach ein anderer Mensch damals. Dafür hasse ich mich heute noch."

Ich wusste nicht warum, aber Ich glaubte ihm.

„Ein Teil von mir ist gestorben als du abgehauen bist damals, Raphael. Und jetzt noch die ganze Scheiße die passiert ist...Ich habe das Gefühl ich zerbreche." gestand Ich ihm nun schluchzend.
Es war das erste mal dass ich meine Gefühle offen aussprach. Ich machte mich gerade emotional nackt.

Für einen kurzen Moment schloss er die Augen. Es sah aus, als würde er sich gedanklich selbst Ohrfeigen, für alles was damals vorgefallen ist. Vorsichtig rückte er ein Stück näher an mich und überbrückte somit die letzten Zentimeter Luft zwischen unseren Körpern. Zögernd hob er seinen Arm, sah mich noch einmal prüfend an um mich schließlich an ihn zu drücken.
Weinend krallte ich mich an sein Shirt. Es überkam mich vollends. Er sagte kein Wort, sondern kreiste mit seiner Hand einfach nur beruhigende Kreise auf meinen Rücken.

Lange Zeit saßen wir einfach nur da, er hielt mich im Arm, ich weinte mich aus. „Hör auf zu weinen Amóre." flüsterte er an meinen Haaransatz.
Seine Worte bescherten mir eine Gänsehaut.
Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, schob er mich langsam ein Stück von sich.
„Tu mir einen Gefallen, Charlie." meinte er nun sanft ehe er mir mit seiner Hand vorsichtig die letzten Tränen von der Wange strich.
„Hör auf, dir irgendwelche Pillen von John einzuwerfen."

Zögerlich nickte ich leicht mit dem Kopf. Ich wusste selbst, dass es nicht die richtige Lösung war. Doch leider machten die illegalen Substanzen einiges erträglicher.

Gerade als er wieder zu sprechen beginnen wollte wurde die Tür zur Dachterrasse erneut aufgerissen. Auch Tuko schreckte kurz hoch, nur um sich danach wieder seufzend in die Sonne zu legen als er erkannte um wen es sich handelte.

„Yo hier seid ihr Diggah." es war John.
Als hätte er uns bei irgendetwas erwischt, rutschte ich automatisch ein paar Zentimeter von Raphael weg.
„Was gibts Bro?" fragte Raphael.
„Lasst mal noch was richtiges essen gehen, hab mega den Kohldampf." warf er nun in die Runde.
Verlegen fasste ich mir an den Hinterkopf.
„Ich glaube ich würd lieber nach Hause." gestand ich nun ehrlich. Ich fühlte mich ausgelaugt, wollte duschen und danach den restlichen Tag einfach nur im Bett verbringen. Mein Emotionaler Ausbruch und die Auseinandersetzung mit Max hing mir in den Knochen.
„Ich fahr dich." meinte nun Raphel. „Und danach können wir was essen gehen Bruder." John nickte einverstanden.
„Das ist wirklich nicht nötig, ich kann auch mit Tuko nach Hause laufen." wollte ich mich herausreden.
„Kommt gar nicht in frage. Dein Bruder bringt uns um wenn wir dich alleine jetzt durch die Stadt laufen lassen." setzte sich nun der große Blonde Rapper ein.
„Punkt für Bonez." stimmte nun auch Raf zu.

Schlussendlich gab ich mich geschlagen. Ich wollte einfach nur noch nach Hause. Egal wie.
So standen wir also eine halbe Stunde später wieder vor dem Haus meines Bruders. Mein Blick fiel über die Einfahrt, konnte jedoch Max' Auto nicht entdecken. Enttäuscht atmete ich aus.
Auch Raphael schien zu bemerken dass mich etwas bedrückte, denn er hielt mich noch einmal zurück bevor ich aussteigen wollte.

„Red mit ihm. Er hat's nicht so gemeint. Du bist eben seine kleine Schwester." versuchte er mich aufzumuntern.
„Werd ich." gab ich ihm als Antwort.
„Gib mir mal dein Handy." befahl er mir kurz darauf.
Fragend sah ich ihn an, reichte ihm aber kurzerhand mein IPhone.
Schnell tippte er darauf herum, ehe er es mir wieder zurück gab.
„Du kannst dich immer melden wenn was ist. Egal zu welcher Uhrzeit."

Lächelnd öffnete ich nun die Tür seines Wagens, ließ Tuko aus dem Fußraum und stieg nach dem Rüden ins Freie. Bevor ich die Tür hinter mir zu warf, bückte ich mich noch einmal ins Fahrzeug innere.
„Macht's gut Jungs. Und danke fürs nach Hause bringen."

Geschafft schlenderte ich die Auffahrt hinauf Richtung Haustür. Erst als Ich durch die Tür getreten war, hörte ich das Raphael seinen Wagen startete und davon fuhr. Die gesamte Situation hatte schon etwas seltsames. Noch vor einigen Wochen, wenn nicht sogar Monaten hätte ich mir nie denken können dass ich jemals wieder ein normales Wort mit Raphael wechseln könnte. Jetzt war ich sogar froh, dass ich einmal mein ganzes Emotionales Chaos loswerden konnte, und das ausgerechnet bei ihm.

Nicht Allein | Kontra K & Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt