Connected through the soul

Verbesserung Kapitel 6

Schreie, Blut, ein markerschütterndes Knacksen von Knochen, welches mir eine Gänsehaut verschaffte. Und dann diese leeren, toten Augen, die mich fassungslos und zugleich verurteilend ansahen.

Nach Luft schnappend schreckte ich aus meinem Alptraum auf und sah mich um. Das war nicht mein Zimmer! Ich lag halb auf einem Bett, meine Füße erreichten den Boden und die Schwerkraft versuchte mich weiter nach unten zu ziehen. Ich nahm erst etwas später die Gestalt neben mir richtig wahr. Es war Newt. Er und ich waren wohl beim quatschen vergangener Nacht eingeschlafen und das nicht wirklich sehr bequem. Wir lagen beide auf der queren Seite im Bett, nicht auf der länglichen wie man es eigentlich tat. Es glich beinahe einem Wunder, dass wir nicht gänzlich auf dem Boden gelandet waren. Ich beruhigte meine hecktische Atmung und griff nach meinem Handy, um auf die Uhr zu sehen. 6:12 Uhr. Mir entfuhr ein genervtes Seufzen. Es war zu früh für mich um wach zu sein, aber einschlafen wollte ich auch nicht mehr, da ich sonst erst gegen Mittag wieder aufwachen würde. Also stand ich auf, schrieb Newt schnell eine Nachricht, dass ich in mein Zimmer ging, und machte mich dann auf den Weg zu besagtem Raum. Auf dem Flur war es Totenstille, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Die meisten, wenn nicht sogar alle, schliefen noch seelenruhig in ihren Betten und träumten sich ihre eigene Welt zusammen. Ich hingegen nahm mir, in meinem Zimmer angekommen, ein paar Klamotten aus meinem Kleiderschrank heraus und ging damit ins Bad, um zu duschen und mich dann fertig zu machen. Meine Haare trocknete ich mit einem Zauber und ließ sie offen über meine Schultern fallen. Als Make-up entschied ich mich für einen schwarzen Eyeliner, violetten Lidschatten, welcher in einem schönen Farbverlauf nach außen hin schwarz und spitz wurde, blaue Wimperntusche und einen dunkel lilanen Lippenstift. Mein Outfit bestand aus einem schwarzen Netzshirt, dessen rechter Ärmel weiter nach unten ging als der linke und darunter ein lilanes Top. Meine Hose war eine schwarze Jeans mit absichtlichen Löchern darin. Dazu trug ich eine schwarze Jacke mit Kapuze, welche weiße Zeichen an den Seiten hatte, und schwarze, kurze Stiefel, welche bis zu meinen Knöcheln reichten und kurze Absätzen besaßen. Ich ging zurück in mein Zimmer und griff in eine kleine Kiste auf meinem Schreibtisch. Ich nahm mir eine Kette mit einem schwarzen Kristall als Anhänger und ein dazu passendes, ebenfalls schwarzes, Armband.
Da ich noch Zeit hatte und bereits startklar für den Tag war, setzte ich mich noch einmal an meinen Schreibtisch und las mir den Schulstoff für den heutigen Unterricht durch, um vorbereitet zu sein. Normalerweise machte ich das am Abend davor, doch das hatte ich ja verschlafen. Früher hatte ich Schule nie ernst genommen. Es hatte mir keinen Spaß gemacht, die Lehrer haben mir ständig nur meine Fehler aufgezeigt und meine Neugierde völlig zerstört. Doch hier war es anders. Die Leistung war hier nie das wichtigste. Ich fand ein wenig meines Wissensdurstes wieder und lernte das was mich interessierte mit Freunde und Hingabe. Auf der Oscuro-School verglich man uns nicht mit den anderen. Die Lehrkräfte passten sich uns an, nicht anders herum. Das half nicht nur mir, sondern allen auf dem Internat. Ob man alles vom Lehrplan in dem Jahr geschafft hatte oder nicht war mehr oder weniger irrelevant.

Um sieben Uhr machte ich mich schließlich auf den Weg zum Frühstück. Dort angekommen traf ich bereits auf die Rean-Zwillinge, weshalb ich mich mit dem Essen holen beeilte und mich zu meinen Freundinnen gesellte. Ich nahm gegenüber von Lizzy Platz. "Hey Saph", wurde ich von Josy, freundlich wie immer, begrüßt und erhielt noch dazu ein aufrichtiges lächeln von der Braunhaarigen. "Hey, na wie war euer Test so?", erwiderte ich, schenkte beiden ebenfalls ein Lächeln und begann dann mein Brötchen aufzuschneiden. "Leichter als gedacht", kam es von den beiden gleichzeitig, was uns drei zum lachen brachte. Jap, sie waren definitiv Zwillinge, keine Frage. Die Blonde wechselte, zu meinem Leidwesen, auf einmal das Thema und brachte Blake ins Gespräch:" Wir haben gestern deinen neuen Mentor gesehen als ihr angekommen seid. Er ist echt heiß, findest du nicht?" Sofort erstarb mein Lachen und ich sah leicht genervt zu meiner Gegenüber. "Echt jetzt?", war das einzige was ich dazu sagte und verdrehte dabei meine Augen. Wenn es etwas gab, dass ich wirklich bei Lizzy hasste, dann war es, mit Lizzy über Männer zu reden. Egal mit welchem Jungen ich auch redete, wenn er gut aussah plante Liz bereits unser erstes Date und mein Outfit dafür, obwohl ich überhaupt nicht ausgehen wollte, geschweige denn, einen Menschen auf diese Art zu lieben. So eine Liebe wollte ich niemals Empfinden, da man auf diese Weise am wahrscheinlich stärksten verletzt werden konnte. Das war auch der Grund dafür, dass ich einen Schutzschild erschaffen hatte und weshalb ich ihn oben behielt und Abstand zu solchen Gefühlen wahrte. "Ach komm schon, ich will doch nur deine Meinung dazu hören, mehr nicht", meinte Lizzy scheinheilig und hob abwehrend ihre Hände in die Luft. Ich allerdings ignorierte das gekonnt. "Ich hab dir doch oft genug gesagt, dass ich kein Interesse an solchen Dingen habe und mein Mentor ist da keine Ausnahme. Und was denkst du dir eigentlich dabei zu versuchen mich mit einem Lehrer zu verkuppeln? Geht's noch? Das ist zwar die Oscuro-School, aber dennoch eine Schule und es gibt Regeln." "Sie hat recht, Liz, das geht wirklich zu weit. Weißt du welche Konsequenzen das für die Beiden geben würde? Ein Lehrer darf nicht mit seiner Schülerin zusammen sein, egal ob er nur begrenzt ihr Mentor ist oder nicht. Und Saphira ist zwar noch ein Teenager, aber weiß dennoch dass es verboten ist und würde dann ebenfalls eine sehr heftige Strafe bekommen", stimmte Josy mir zu. "Ich habe doch nicht gesagt sie soll mit ihm schlafen oder so! Ich habe lediglich gesagt, dass er gutaussehend ist", verteidigte sich Josy's Schwester. "Wir wissen doch alle, dass du sofort die gesamte Beziehung zwischen den beiden planst und dann total enttäuscht wirst, weil sie nichts haben werden", ertönte plötzlich wie aus dem nichts die Stimme von Newt hinter mir, wodurch ich mich leicht überrascht nach hinten umdrehte und meinen neu gewonnenen Freund anlächelte. "Wie lange stehst du schon hinter mir?", fragte ich amüsiert und deutet dabei neben mich auf den leeren Platz. Er setzte sich zuerst neben mich und erklärte dann:" Ich steh erst seit ner Minute hier. Aber der Kontext war leicht zu erraten." "Okay. Siehst du Liz? Wir alle wissen es", sagte ich, während ich mich wieder zu den Zwillingen drehte. "Jaja, ist ja gut. Ich mach nichts, okay? Aber irgendwann musst du mal anfangen zu daten!" "Nein", antworteten Newt und ich belustigt im Chor, woraufhin Lizzy ihre Arme verschränkte, uns beide jeweils böse ansah, aber dennoch, zumindest vorerst, nachgab.

Nach dem Essen und dem folgenden Unterricht, machte ich mich nun für meine erste Kampfstunde bei Blake fertig. Die einzigen Sachen die ich an meinem Outfit änderte waren meine Schuhe, die ich gegen schwarz-weiße Sportschuhe tauschte, und die Löcher-Jeans, welche durch eine schwarze Leggings ersetzt wurde. Als ich mit dem Umziehen fertig war, schnappte ich mir meine Wasserflasche und lief entspannt zur Turnhalle, vor der zu meiner Überraschung bereits mein Mentor stand und auf mich wartete. "Bin ich etwa zu spät?", fragt ich den Braunhaarigen überrascht, doch der Angesprochene schüttelte nur den Kopf bevor er erklärte:" Nein keine Sorge, du bist nicht zu spät. Du bist sogar etwas zu früh." "Na dann können wir ja los legen." Blake nickte zustimmend und betrat gemeinsam mit mir die Turnhalle. "Zuerst laufen Sie sich warm und dehnen sich. Danach kämpfen wir ungefähr eine halbe Stunde lang, damit ich mir einen Überblick von Ihrem Kampfstil verschaffen kann. Weiteres erkläre ich später." "Okay", murmelte ich und begann meine Runden zu laufen. In Sachen Ausdauer war ich noch nie voller Begeisterung, aber ich tat erstmal was er sagte, wenn auch mit dem ein oder anderen vor Lustlosigkeit verzogenen Gesicht. Dieses kommentierte er nur mit dem Anschein eines belustigten Lächelns.
Nach zwanzig mir endlos vorkommenden Runden rief mich Blake zu sich und zeigte mir einige Dehnübungen, die ich nachmachen sollte, bevor es dann endlich zum Kampf kam. In der Mitte des Raumes war eine rote, runde Linie. Ziel war es, in diesem Kreis zu bleiben. Wir stellten uns in Kampf Position gegenüber voneinander auf. Ehrlich gesagt dachte ich, dass er mir zuerst ein Zeichen geben würde, so wie Ric, doch keine Sekunde später wurde ich eines besseren belehrt. Blake griff mich ohne zu zögern an, weshalb ich ebenfalls nicht zögern durfte. Ich wich noch gerade so aus und holte zu einem Tritt aus. Doch wie erwartet traf ich ins Lehre und stolperte ein wenig nach vorne. Zur selben Zeit spürte ich einen Schlag es der Schulter. Es war nicht wirklich sonderlich schmerzhaft, aber dennoch zu spüren. Es würde keinen blauen Fleck hinterlassen, dessen war ich mir sicher, aber dennoch würde die Stelle eine Weile lang pochen. Er war viel besser als ich, das merkte ich sehr schnell. Ich schaffte es kaum ihn überhaupt Mal zu treffen und wenn, dann nur so, dass es nicht wirklichen Schaden verursachte. Verdammt, mit meiner Magie wäre er in einem Sekundenbruchteil bereits auf dem Boden, oder sogar an der nächst liegenden Wand. Da ich nicht gerne verlor - denn Mal ehrlich, wer tat das schon? - versuchte ich es mit ein wenig anderen Mitteln. Die gute alte Ablenkung. "Würde ich meine Magie nutzen, wären Sie nicht mehr so gut." "Da haben Sie Recht. Aber Sie können sich nicht immer auf ihre Macht verlassen. Und genau deshalb trainiere ich Sie", erwiderte er, ließ sich aber keineswegs von dem Gerede ablenken. Wirklich, ich hatte es versucht. Aber er schien zu einhundert Prozent voll und ganz konzentriert zu sein, egal was ich auch tat. Das einzige was ich einigermaßen schaffte, war es, im Kreis zu bleiben. Auch wenn er es ein oder zweimal geschafft hatte, dass ich bereits mit den Fersen auf der Linie stand, konnte ich ihn noch gerade so mit einem Schlag ein wenig nach hinten schubsen, zur Seite gehen und wieder voll und ganz im Kreis stehen. Trotzdem, mit dem Boden machte ich öfter Bekanntschaft als mir lieb war. "Okay, das reicht. Gut gemacht", damit hielt er mir die Hand hin, als ich, Mal wieder, auf dem Boden lag. Dankend ergriff ich seine Hand und ließ mich nach oben ziehen. "Was daran war bitte gut? Etwa wie gut ich versagt habe", fragte ich sarkastisch und mit einem Grinsen nach. "Sie waren gut. Mit genug Übung werden Sie wahrscheinlich sogar besser sein als ich." "Achja? Das wage ich zu bezweifeln." Meine Arme verschränkend sah ich meinen Gegenüber ungläubig an. Er kämpfte schon fast wie ein Gott, da konnte ich nun wirklich nicht mithalten. "Sie sollten nicht so pessimistisch an die Sache herangehen Saphira", versuchte er es weiter. Dabei fiel mir auf, dass er mich schon die ganze Zeit lang siezte. Hatte er das bei unserer ersten Unterhaltung auch schon gemacht? War es seine Art der Professionalität? Oder ein Zeichen des Respekts? Ich hatte wirklich keine Ahnung, weshalb ich es auch erstmal nicht ansprach. "Das nennt man Realistisch sein, Geselle. Pessimismus wäre, wenn ich sagen würde wie Grotten schlecht ich doch bin. In meinem Fall wäre das vorhin sogar extremer Optimismus", erklärte ich, meine Stimme dabei noch immer voller Sarkasmus, aber auch ein Hauch Verspieltheit und Witz. "Nun dann werden wir daran auch noch Arbeiten müssen." Als er das sagte könnte ich schwören etwas Erheiterung in seinem Ton gehört zu haben. Anscheinend war er doch ein ganz passabler Zeitgenosse. "Viel Glück dabei", lachte ich als Antwort. Das meiste, wenn auch nicht unbedingt alles, war eigentlich nicht als Wette gemeint, aber irgendwie hatten wir es dann doch als solche angesehen. Oder zumindest ich. "Wenn Sie es hinbekommen bis Ric wieder da ist, dann zieh ich meinen Hut vor Ihnen." Ich dachte eigentlich nicht wirklich dass er darauf eingehen würde, weshalb mich seine nächsten Worte auch so sehr überraschten. "Und wenn nicht, haben Sie eine Wunsch frei." "Deal", stimmte ich freudig zu. "Und jetzt machen wir weiter, wir haben noch sehr viel zu tun!"