Verbesserung Kapitel 1

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Ich spürte die Kälte, noch bevor ich ihre Schreie hörte. Sie hatten Schmerzen, fürchterliche Schmerzen, welche sie von innen heraus verbrannten. Sie litten Höllenqualen, bettelten jemanden an dass es aufhörte. Bettelten mich an. Ihr Flehen war beinahe so unerträglich wie die lauten Rufe, welche von den Leuten mir gegenüber kamen. Ich hatte keine Kontrolle über mich selbst, sah nur zu wie sie weiter gefoltert wurden. Von mir. Nein, von dieser Dunkelheit. Sie war überall um mich herum. Sie war in meiner Aura, in meinem Kopf und in meinem Herzen. Ich spürte sie überall, in jeder einzelnen Zelle meines Körpers.

Eine sanfte Berührung an meinem Arm ließ mich aufschrecken. Helles Licht flutete in meine Augen, weshalb ich sie fest zusammen kniff und mich umsah. Vor mir standen ein paar Tische und Stühle, Teil meines Klassenzimmers für Literatur. Links schräg neben mir stand Josy, eine Freundin, und sah mich besorgt an. "Ist alles okay?", fragte mich die Dunkelhaarige. Müde rieb ich mir meine Augen und gähnte. "Ja, ich bin wohl eingeschlafen hm?" Sie nickte und fragte mich, ob ich nicht lieber ins Bett wollte, statt noch in die letzte Stunde zu gehen. Es war nett gemeint, doch ich wollte keinen Stoff verpassen von einem Thema das mich sehr interessierte. Psychologie, der Kurs für Fortgeschrittene, war nur zweimal die Woche und ich wollte keine Stunde davon missen. Nicht jetzt, wenn wir in wenigen Tagen das Thema lernten, welches ich im gesamten Lehrbuch am interessantesten fande. Also lehnte ich dankend ab. Meine Sachen zusammen gepackt und mitgenommen, machten wir uns auf den Weg zur letzten Stunde.

"Wir beenden in der heutigen Stunde die Angststörungen und fangen mit Neurosen an, falls wir noch genug Zeit übrig haben. Wie ich letzte Woche bereits erklärt habe, gibt es bei Angststörungen nicht ein bestimmtes Muster. Sie können in allen möglichen Situation auftauchen aus den verschiedensten Gründen. Heute befassen wir uns als Abschluss für dieses Thema mit dem wahrscheinlich wichtigsten Teil, verschiedene Techniken welche in solchen Situationen helfen können. Vorab möchte ich aber klarstellen, dass diese nur ein Bruchteil von vielen sind und nicht für alle helfen. Ihr müsst sie austesten und eventuell anpassen, bis ihr wisst welche die richtigen für euch sind. Die folgenden sind Methoden, die bisher die höchsten Erfolgsquoten aufzeigen. Das heißt aber nicht, dass sie für alle hilfreich sind." Ich lauschte meiner Lehrerin für Psychologie mit einem Ohr und schrieb nur wenige Informationen mit. Nicht, weil ich zu faul war, sondern einfach weil ich das alles bereits wusste. Ich schreib im Grunde nur mit, um später zu wissen was wir an diesem Tag besprochen hatten. Meine Gedanken waren ganz wo anders. Mein Traum ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich merkte nur gerade so, dass die anderen aus dem Klassenzimmer ihre Schulsachen einpackten und aus dem Raum gingen, weshalb ich es ihnen gleich tat.
Völlig übermüdet lief ich zum Abendessen und setzte mich neben meine Freunde. Die zwei Schwestern unterhielten sich über irgendeinen Mitschüler, welcher zur Zeit Lizzy's Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, allerdings im negativen Sinne. Lizzy liebte es sich über andere zu beschweren. "Was hat der Arme Sam denn angestellt?", Frage ich belustigt in die Runde. "Er hat behauptet mit mir rumgemacht zu haben. Also habe ich ihm vor seinen Freunden klar gemacht, dass er niemals auch nur eine Chance bei mir oder auch nur irgendeiner anderen hier hätte und seine Selbstüberschätzung mehr als Lachhaft ist", erklärte mir Lizzy und strich sich arrogant ihre blonden locken hinter die Schulter. Ich kicherte leise auf. Ich konnte mir die Szene nur zu gut vorstellen und fand gut, dass diesem Idioten eine Lektion erteilt wurde. Egal ob besonders oder nicht, viele Jungs waren und blieben nun einmal Mistkerle. Eine Feuer-Nachricht unterbrach unser Gespräch kurzzeitig. Die brennende Flamme entwickelte sich immer mehr zu einem kleinen Zettel, welcher an den Rändern leicht verbrannt war, doch die darauf geschrieben Worte waren unversehrt geblieben. Schnell griff ich nach dem Stück Papier und las es mir durch. "Scheint so als müsste ich weg. Euer Vater hat beschlossen heute noch aufzubrechen, es ist wohl wirklich dringend. Er sagt wir sind bis zum Mittagessen wieder da", informierte ich die beiden. Josy nickte und wünschte uns viel Glück, doch Lizzy schien etwas beleidigt zu sein. Mit einem entschuldigenden Blick stand ich auf und lief nach draußen. Ich war überrascht, dass Mr. Rean so plötzlich aufbrechen wollte und das auch noch am Abend. Normalerweise dauerte es länger bis wir genug Information gesammelt hatten um los zu fahren. Der Direktor lehnte bereits an seinem schwarzen Wagen und sah mich freundlich an. "Warum haben Sie es so eilig?", fragte ich, wobei ich meine Neugierde kaum verstecken konnte. "Erzähl ich dir auf dem Weg", damit stiegen wir beide ein und Rick startete den Motor.

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