16. Der mutig machende Alkoholpegel

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Valentino Fiore zu küssen ist das ungewöhnlichste und gleichzeitig aufregendste Gefühl, das ich je erfahren durfte.

Seine Lippen sind nicht so weich und wächsern wie es die von Eve immer waren. Er benutzt wahrscheinlich keinen Pflegestift. Vielmehr sind sie etwas fester und die kaum sichtbaren Bartstoppeln rubbeln auf ungewohnte Weise an meinem Gesicht.

Ich schmecke den Amaretto, den ich zuletzt hatte, und einen Hauch von Cola und als seine Zunge auf meine trifft, kribbelt es so heftig in meinem Magen, dass ich meinen Kopf erschrocken zurückziehe und nach unten sehe, weil ich für einen Moment glaube, dass Valentino mich kitzelt.

Doch seine Hände liegen nicht, wie erwartet, an meinem Bauch, sondern eine ruht auf meiner Hüfte die andere in meinem Nacken.

Als ich wieder nach oben sehe, lehnt er noch immer an der Wand neben meiner Tür und seine braunen Augen betrachten mich fragend.

Fuck! Habe ich gerade einfach so einen Taxifahrer geküsst?

„Valentino, oh Gott ... entschul–", stottere ich, doch er unterbricht mich, indem die Hand, die in meinem Nacken liegt, mich an ihn zieht und meine Lippen erneut auf seine prallen.

Dieser Kuss ist anders. Er ist fordernd und stark und heiß, so heiß.

Ich habe das Gefühl, mein ganzer Körper steht unter Feuer und ich liebe es darin zu verbrennen.
Jede Berührung von Valentinos Zunge an meiner lässt die Flammen in mir höher schlagen und ich ringe hilflos um Luft, während unsere Lippen sich gegenseitig liebkosen.

Auf einmal kann ich ihm nicht nah genug sein und presse mich gegen seinen heißen Körper, der noch immer an der Wand lehnt. Durch den Stoff unserer Klamotten spüre ich seinen schnellen, starken Herzschlag an meiner Brust und weiter unten ist–

Oh. Mein. Gott.

Er ist hart. Und ich auch. Fuck, bin ich hart.

Ich meine, ich bin sicherlich keine Jungfrau mehr. Eve und ich haben, ganz wie es die Tradition – und sie – es wollte, in der Nacht unseres Abschlussballs miteinander geschlafen. Und es war schön.
Wir waren nie eines der Paare, die es unentwegt miteinander trieben, aber es war immer schön.

Das hier ist ... anders. Da ist kein einfaches Bedürfnis in mir, sondern ein Verlangen, das unbedingt gestillt werden muss. Als würde ich verhungern oder als würde irgendeine Stelle jucken und ich wahnsinnig werden, wenn ich nicht kratzen dürfte.

Alles in mir steht unter Strom und mir ist so heiß und prickelnd zugleich, als wäre meine ganze Haut mit Wunderkerzen übersät.

Gierig sauge ich an Valentinos Lippen und stöhne erregt in seinen Mund, als seine Hände sich auf meinen Hintern legen und mich noch fester an ihn drücken.

Oh Gott, wenn er das nochmal macht, komme ich wahrscheinlich direkt hier in meine Hose.

Schwer atmend lehne ich meine Stirn an seine, ich halte meine Augen geschlossen, um meine Konzentration wiederzufinden. In meinem Kopf ist es neblig und klar zugleich und da ist noch immer dieser Schwindel vom Alkohol. Und immer noch ist da diese unerträgliche Hitze in mir.

Ohne mich auch nur einen Millimeter von ihm zu entfernen, öffne ich meine Augen und sehe ihn an. Seine Pupillen sind stark geweitet und seine Augenbraue hebt sich ein winziges Stück, als ich mit den Fingern in meine Hosentasche fahre und den kleinen, goldenen Schlüssel hervorziehe.

„Adam, du bist–", setzt er an und ich lege meine andere Hand an sein Kinn, lasse meinen Daumen über seine süßen Lippen fahren.

„Betrunken, ich weiß", raune ich. „Aber das macht mich wenigstens mutig, denn nüchtern würde ich mich das nie trauen."

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