You jump

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Durch die Vibration meines Handys breche ich mitten in meinem angefangenen Satz ab und schaue auf den Bildschirm des Smartphones. „Sorry, das ist Keno.", entschuldige ich mich kurz bei den beiden Finnen und nehme den Anruf an. „Wo bist du? Wir sind wieder im Gasthof. Ich dachte du wartest vor der Tür auf uns.", ertönt die Stimme des Gitarristen. Einen Augenblick dauert es, bis dass ich mich wieder auf Deutsch umgestellt habe. „Ja, habe ich auch. Aber das war bevor du mich eine knappe halbe Stunde hast sitzen lassen und seitdem ist auch nochmal eine dreiviertel Stunde vergangen.", bemerke ich teils genervt.

„Tut mir leid.", entschuldigt er sich, „Du solltest wissen, dass ich auf dem Gelände nicht viel am Handy bin." - „Nein, tue ich eben nicht. Du bist immer die Person, die durchgängig an seinem Handy sitzt und eigentlich immer zu erreichen ist.", stelle ich seine Aussage richtig. „Okay ich verstehe schon, du bist angepisst." - „Ich bin nicht angepisst. Eigentlich hatte ich sogar eine echt schöne und unterhaltsame Zeit. Glücklicherweise haben mir meine zwei Zimmer Nachbarn angeboten, dass ich mit ihnen abhängen kann. Also war ich nicht vollkommen alleine.", erkläre ich und hoffe meine doch genervte Stimmung zu überspielen.

Kurz herrscht Stille bei dem Telefonat. Mein Blick schweift zu Joel und Joonas, die beide schweigend zu mir schauen um das Telefonat nicht zu stören. „Ich komme in ein paar Minuten zu euch. Dann können wir alles weitere besprechen.", erhebe ich meine Stimme aus der Stille und bringe das Telefonat zu einem Ende. „In Ordnung. Bis gleich Lia." - „Bis gleich Idiot.", verabschiede ich mich ironisch.

Mein Handy stecke ich mir wieder in die Hosentasche und bevor ich meinen Blick überhaupt wieder heben kann, ertönt schon wieder Joels Stimme. „Sind sie zurück?", fragt er interessiert. Kurz nicke ich. „Ich habe gesagt, dass ich in ein paar Minuten bei ihnen bin." - „Du willst uns also so schnell schon wieder verlassen?", fragt Joonas gespielt traurig. „So traurig das für dich erscheinen mag, ich glaube wir werden uns nicht zum letzten Mal gesehen haben.", lache ich und die beiden steigen mit ein.

Gerade als ich aufstehe und mir meine Schuhe wieder anziehe, stellt Joel sich direkt neben mich in den Gang, sodass die Sicht zu Joonas, der gerade die leeren Bierdosen aufräumt, blockiert ist. In diesem Moment, in dem sich der sowieso schon große Finne über mir hochragt, während ich auf den Boden gekniet meine Schuhe anziehe, beginnt mein Herz plötzlich schneller zu schlagen. Der große Schatten legt sich über mich und die Hektik, meine Schuhe schneller anzuziehen wird größer.

Es ist keine beängstigende Situation, nicht zuletzt, weil ich mich die letzte dreiviertel Stunde wirklich gut mit dem blonden Menschen unterhalten habe, aber dennoch bringt er mein Blut spürbar zum Pulsieren.

Meinen Herzschlag jetzt schon bis zum Hals spürend, richte ich mich auf und stelle mich dem Sänger gegenüber, welcher völlig entspannt mit seiner Hand an die Wand neben ihm gelehnt ist. Seine hellblauen Augen treffen die meinen und halten sofort an diesen fest. Als wären unsere Augen erstarrt, kann ich meinen Blick nicht von seinem lösen. Nur er kann es und wechselt seinen Blick immer wieder leicht von meinen Augen zu meinen Lippen, hin und her. „Habt ihr morgen Abend schon etwas vor?", so leise, wie seine Stimme ist, höre ich seine Frage beinahe nicht, doch anderseits ist sie in meinem Kopf ein lautes Schreien.

Nicht fähig auch nur ein einziges Wort über meine Lippen zu bringen, schüttel ich einfach nur meinen Kopf. Seine Augen treffen ein weiteres Mal auf meine und bleiben nun auch bei diesen. Ein winziges Lächeln legt sich auf seine Lippen. „Wir haben morgen einen Auftritt hier im Gasthof. Wenn ihr wollt, könnt ihr vorbeikommen.", haucht er regelrecht gegen meine Haut.

Während einer kurzen Pause, in der ich versuche meine Worte zu sammeln, weicht sein Blick weg von meinen Augen. In diesem Moment, schaffe ich es endlich wieder einen richtigen Gedanken zu fassen, doch gerade, als ich ihm antworten möchte, legen sich seine Fingerspitzen von seinem Zeige- und Mittelfinger an meine Schläfe. Erneut bleiben mir die Worte und auch der Atem im Hals stecken. Ein riesiges Kribbeln zieht sich durch meinen Körper, während Joel mir ganz langsam, beinahe schleichend, eine Strähne meiner blonden Haare hinters Ohr streicht.

Sharks Love Blood - Die Vergangenheit [Joel Hokka FF] (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt