In einem einfachen Wald, zwischen einfachen Bäumen, auf einer einfachen Lichtung, stand ein einfacher Brombeerbusch. Für jeden Waldbewohner, der vorbeiging, schlurfte, kroch, flog oder humpelte, war es ein normaler Brombeerbusch, mit normalen Brombeeren, normalen Brombeerblättern und normalen Brombeerzweigen.
Nicht aber für Lisbeth. Denn für sie war es der perfekte Busch, durch den gerade genug Sonne schien, dass es warm wurde, dessen Blätter sie jedoch trotzdem vor den heißen Sonnenstrahlen schützten. Die Äste boten genau so viel Schutz, dass Lisbeth verdeckt wurde und ganz für sich allein sein konnte.
Denn was für alle anderen, wie ein langweiliger Busch aussah, war für die kleine Schnecke ein magischer Ort.
Hier konnte sie sein wer sie wollte, tun was sie wollte und ganz sie selbst sein. Denn Lisbeth war schüchtern und wenn ein anderer sie sah, verkroch sie sich schnell in ihr Schneckenhaus.
Doch was niemand wusste war: In ihren Träumen war Lisbeth ein Star. Sobald sie unter die Schützenden Blätter des Brombeerbuschs trat, which alle Schüchternheit von ihr ab und sie sang wie kein anderer im Wald.Wie an jedem Tag machte sich Lisbeth von Zuhause aus auf zu ihrem Brombeerbusch, um dort zu singen. Doch als sie endlich unter die Zweige gekrochen war, vernahm sie ein leises Stimmchen.
Nein kein Stimmchen, ein Zirpen und es kam näher! Schnell verkroch sich die kleine Schnecke in ihr Haus und wartete. Nach einiger Zeit, als sie glaubte, dass die Luft wieder rein war, kroch sie vorsichtig wieder heraus und erschrak. Direkt vor ihr stand eine kleine Grille und blickte schüchtern zu ihr hinüber.Gerade als Lisbeth wieder in ihr schützendes Haus zurückkehren wollte, fing die Grille an zu sprechen: „Oh, ich wollte nicht, dass d-du dich e-erschreckst" stammelte sie, „ich wollte doch n-nur, ich meine, mhm".
Eine lange Stille trat ein und gerade als die Schnecke meinte, die Grille wäre fertig, platzte es aus dieser heraus: „Ich will doch nur so gerne mit die singen!".Die Schnecke guckte erschrocken. „Was?" „Na ich hab dich singen gehört und da hab ich gedacht, vielleicht kannst du ja eine Background Sängerin gebrauchen, aber ich habe mich einfach nicht getraut zu fragen."
Eigentlich wollte Lisbeth ja nein sagen, aber da die kleine Grille so lieb gefragt hatte, brachte sie das einfach nicht über ihr Herz.Und so trafen sich Lisbeth und die kleine Grille, die übrigens Greta hieß, jeden Tag im Schutz des Brombeerbuschs um gemeinsam zu singen.
Und obwohl dieser Brombeerbusch für jeden Waldbewohner der vorbeiging, kroch, flog oder humpelte, aussah wie jeder andere Brombeerbusch auch, so war er für die kleine Schnecke und die kleine Grille ein besonderer Ort, denn die beiden brauchten kein Publikum um Stars zu sein.
Sie brauchten nur einander.