DIENSTAG, 07.03.23
Große, dicke Wattestückchen bahnen sich einen Weg auf die schon vom weißen Puder bedeckte Erde, verteilen sich auf Bäumen, Gras, Blumen und Holz. Gebannt starre ich in den Himmel, verfolge diesen Tanz der winterlichen Kristalle. Ich habe schon früher als Kind immer gerne den weißen Flocken hoch am Himmel zugeschaut. Dieses wirre, aber dennoch leichtfüßige Spiel. Als würden sie durch die Luft gleiten und schweben, aber nicht einfach so in den Abgrund fallen. Es wird langsam dunkel, die Welt dennoch getränkt in Weiß. Ich schnappe mir meine Winterjacke und renne heraus. Stelle mich in dieses Meer aus eisigen, kleinen Wolken, breite die Arme zu den Seiten aus und drehe mich im Kreis. Die Augen geschlossen nehme ich die Gefühle wahr, die bei dieser Handlung in mir aufkommen. Ich bin glücklich. Ich bin frei und unbeschwert, wie diese Schneeflocken am Himmel. Ich spüre die Blicke meiner Nachbarn, die Blicke der Personen, die gerade oben auf dem Feldweg laufen, spüre die Blicke meiner Eltern. Es ist mir egal. Es ist mir egal, was sie denken. Dieser Moment, dieses Gefühl von Freiheit und Losgelassenheit, diese impulsartige Handlung wollte ich mir von nichts zerstören lassen. Einmal das machen, was ich machen möchte. Ganz egal, wie komisch diese Situation für eine 18-Jährige auch eventuell sein mag. Einmal all die Gedanken und Meinungen der anderen ausblenden. Einfach im Moment leben.- Doch ich bin Autorin, schreibe Geschichten, denke mir Handlungen und alternative Universen aus. Beschäftige mich mit der Frage "Was wäre wenn?". Also sitze ich hier, starre in die Ferne am Himmel, betrachtete die weißen Flocken. Die Natur und ich nicht vereint. Uns trennt eine Glaswand. Ein Fenster, das mir den Blick nach draußen und die Tagträumereien ermöglicht. Die Dunkelheit nimmt langsam Überhand. Der Abend bricht an. Die Schneeflocken am Himmel werden immer undeutlicher, verschwimmen. Und verschwinden in der Dunkelheit.