Erste Tage sind die schlimmsten

603 20 0
                                    




Kapitel 1 - Erste Tage sind die schlimmsten


Komm schon, du schaffst das! Die braunen Augen meines Spiegelbildes blickten mir nicht halb so entschlossen entgegen, wie ich es mir gewünscht hätte. Wie schwer konnte es sein, ein Lächeln aufzusetzen und aus dieser verdammten Tür zu gehen? Die schlichte Wahrheit war, dass erste Tage immer scheiße waren. Heute war nicht der schlimmste erste Tag meines Lebens, aber meine Füße fühlten sich trotzdem schwer wie Blei an. Wenn es nach mir gehen würde, hätte ich mich am liebsten hier eingeschlossen und hätte den Rest meines Lebens nur in Gesellschaft meiner Bücher verbracht. Aber leider ging es nicht nach mir – die Nase in Büchern zu vergraben füllte nicht den Kühlschrank.

     Komm schon, du schaffst das!     Mein Spiegelbild warf mir einen letzten verzweifelten Blick zu, ehe ich mich abwandte und die Tür zum Wohnheim öffnete. Es lag ein aufgeregtes Summen in der Luft und meine Kommilitonen hasteten wie emsige Ameisen durch die Flure. Es war der erste Tag des Semesters und es lag dieser Hauch von Motivation in der Luft, der sich, wie ich wusste, innerhalb der nächsten sieben Tage verflüchtigen würde. Die meisten hatten sich sogar aus ihrer Jogginghose herausbequemt, wie ich amüsiert feststellte.

     Ich selbst trug eine einfache Jeans und ein schlichtes graues T-Shirt, das dem milden Septemberwetter gerecht wurde. Ich hatte fast mein ganzes Leben in New Mexico verbracht und war sehr überrascht, wie wohltuend sich die feuchtere Luft hier in Colorado anfühlte. Fast so, als hätten meine Lungen ihr ganzes Leben lang zu trockene staubige Luft geatmet, ohne es zu wissen. Colorado war in der Tat sehr grün. Bereits auf der Herfahrt vor drei Tagen hatte ich über die üppigen Wälder gestaunt, die die Straßen überall säumten.

      Bei der Einweisung in mein Wohnheimzimmer hatte ich einen Lageplan des Campus bekommen. In dem Wissen, dass mir »Ersti« auf die Stirn geschrieben stand, kramte ich ihn unbeholfen aus meinem Rucksack hervor und scannte die Gebäudelegende nach der Bezeichnung, die ich brauchte. Nachdem ich das richtige Hörsaalgebäude lokalisiert hatte, machte ich mich auf den Weg.

     Die Studenten um mich herum waren hauptsächlich in kleinen Gruppen unterwegs. Überall ertönten Ausrufe der Freude, als sich Freunde nach der Sommerpause in die Arme fielen. Mädchen kreischten hysterisch und sprangen auf und ab, als wären sie im Kindergarten. Ich seufzte. Wann immer ich solche Szenen beobachtete, fühlte ich mich wie ein Alien, der inmitten einer anderen Spezies wandelte. Nicht weil ich die anderen für ihr Verhalten verurteilte, sondern weil es so völlig abseits von dem war, was ich mir wünschte. Selbst in der Schule hatte ich nie einen großen Freundeskreis gehabt, Leute die morgens auf mich warteten, dass ich ankam, oder mit denen ich mich nach dem Unterricht getroffen hätte. War es immer leicht, der Außenseiter zu sein? Nein, ich hasste es. Aber bei der Vorstellung, mich in eine dieser Studentengrüppchen einfügen zu müssen, nur um dazu zu gehören, ging es mir nicht viel besser.

     Ich stieß einen lauten Seufzer aus und kickte einen großen Kieselstein vom Weg runter. Egal wie viele verschiedene erste Tage ich durchlebte, sie fühlten sich doch immer gleich beschissen an.

     »Hey Frischling!« Ein breit gebauter Kerl wuchs urplötzlich vor mir aus dem Boden und ich machte misstrauisch einen Schritt zurück. Er strahlte mich mit weißen Zähnen an, doch ich starrte nur wortlos zurück, mich innerlich für die Gemeinheit bereitmachend, die folgen würde. Doch stattdessen hielt er mir einfach eine Broschüre unter die Nase.

     »Seite 6. Die große Kneipentour findet heute Abend statt. Ich hoffe, du hast dir online schon ein Ticket geholt. Falls nicht,« er machte eine komische Geste mit seinen Fingern, die eindeutig seine Coolness zur Schau stellen sollte. »Keine Sorge, es sind bestimmt noch Plätze frei. Komm einfach vorbei, ja?« Ehe ich etwas antworten konnte, tänzelte er bereits an mir vorbei und stellte sich dem nächsten in den Weg. Schnell schob ich das Pamphlet in meine Jackentasche und beschleunigte meine Schritte. Das Letzte, was ich wollte, war eine Kneipentour.

      Der kleine Stufenhörsaal war nur mäßig befüllt. Wenig überraschend saßen hauptsächlich Mädels in dem Kurs und ich lächelte nervös, weil ich merkte, wie sich die vielen Augenpaare schlagartig auf mich richteten, als ich den Raum betrat. Die Sitzplatzwahl war ein entscheidendes soziales Statement. Wer sich demonstrativ in die letzte Reihe setzte, machte unmissverständlich klar, dass er in Ruhe gelassen werden wollte. Wer sich direkt in die erste Reihe setzte, obwohl es noch andere Plätze gab, ernannte sich selbst zum Kursstreber. Am sichersten waren die mittleren Plätze. Ich steuerte die drittletzte Reihe an und setzte mich relativ nah an den Gang, da in der Mitte bereits eine Gruppe aufgeregt tuschelnder Frauen saß. Die mir am nächsten saß, schenkte mir ein freundliches Lächeln, als ich meinen Rucksack abstellte und den Sitz vorklappte. Ich lächelte zurück.

     Tja, ein Literaturstudium hatte auch seine Vorteile. Um meinen Fingern irgendwas zu tun zu geben, holte ich den zusammengeknüllten Flyer aus meiner Jackentasche und strich ihn auf meinem Tisch glatt, um ihn zu lesen. Es handelte sich um eine weitere Infobroschüre für Erstsemester. Die ersten zwei Seiten waren befüllt mit den Verhaltensregeln auf dem Campus, einschließlich dem charmanten Hinweis, dass Vergewaltigung und sexuelle Belästigung zur Exmatrikulation führten – und darüber hinaus noch strafrechtlich relevant waren. Es folgte ein großer Abschnitt zur bevorstehenden Kneipentour mitsamt eingezeichneter Route. Ich überflog das Ganze nur sporadisch – da es sich um eine absolute Kleinstadt handelte, dessen Unicampus fast genauso groß war wie die Stadt selbst, hielt sich auch die Anzahl der Bars sehr in Grenzen. Als Nächstes war ein Hinweistext abgedruckt, in dem Studenten geraten wurde, die Dienste des Campuspsychologen in Anspruch zu nehmen, da dies von den Studiengebühren mit abgedeckt sei.

     Ich hörte die Stimme, bevor ich ihn sah. Vielmehr spürte ich die Stimme, bevor ich sie hörte. Eine dunkle Schwingung schien auf einmal den Raum zu erfüllen und ich wurde von einer urplötzlichen Gänsehaut übermannt.

     »Die Jugend ist meist so allwissend, dass sie alles weiß, bis auf eines: dass auch einmal die Alten allwissend waren, bis sie wirklich alles wussten.« Alle anwesenden Studenten verstummten augenblicklich und die Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den vorderen Teil des Hörsaals. Erst nachdem seine Worte bereits verklungen waren, verließ das letzte bisschen dieser dunklen Schwingung, die ich vor wenigen Sekunden gespürt hatte, meinen Körper. Wie benommen schüttelte ich meinen Kopf. Was zur Hölle war das gerade!?
     Mein Blickfeld klarte sich auf, nur um mich kurz darauf schlucken zu lassen. Wow, der Mann da vorne war absolut ... umwerfend. Ein anderes Wort fiel mir dafür einfach nicht ein.        Pechschwarze Haare umrahmten ein kantiges Gesicht. Selbst aus den oberen Reihen konnte ich sehen, wie ebenmäßig seine Gesichtszüge waren, erkannte aber keine Details. Was wirklich faszinierend war, war die Ausstrahlung des Mannes. Er war pure Selbstsicherheit. Es schien fast, als würde er strahlen, so sehr zog er die Aufmerksamkeit auf sich. Ich hatte nur einen Satz aus seinem Mund gehört und hatte trotzdem das urplötzliche Verlangen, ihm stundenlang zuzuhören und wenn es nur war, um diese tiefe Schwingung noch einmal zu spüren. Ich war zwar nicht schwul, aber durchaus in der Lage anzuerkennen, wenn ich einen Gott von einem Mann sah. Ich spürte ein kleines Tröpfchen Wehmut in meinem Verstand. Dieser Mann verkörperte alles, was ich niemals sein würde.

     »Ach du heilige ... das ist Professor Clark?«, flüsterte ein Mädchen vor mir ihrer Freundin zu.

      »In der Tat. Und mit wem habe ich die Ehre?« Der Professor wandte sich unserer Hälfte des Saals zu. Wie auch immer er die geflüsterte Frage da unten gehört hatte. Seine langen Beine setzten sich in Bewegung und er kam ein paar der Stufen hinauf.

     »Ich ... äh ... mein Name ist June Peters.«

     »Nun Ms Peters, können Sie uns vielleicht erleuchten, von wem dieses Zitat stammt?« Ich konnte nur June Peters Hinterkopf sehen, aber ich wäre jede Wette eingegangen, dass ihr Kopf feuerrot glühte. Die feinen Härchen auf meinen Armen standen noch immer zu Berge und nun gesellte sich auch noch ein ganz feines Kribbeln dazu, während er ganz langsam und Schritt für Schritt näher kam. Was war denn plötzlich los mit mir!?

     Urplötzlich hoben sich seine Augen ein Stück und trafen meinen Blick. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus und ich hielt die Luft an. Seine Augen waren ... blau, aber kein normales Blau, sie hatten das strahlendste, umwerfendste Blau, das ich je gesehen hatte. Alter, was ist los mit dir!?Anstatt, wie es höflich gewesen wäre, den Blick wieder abzuwenden, starrte er mich weiter an und eine kaum sichtbare Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. Mein Mund wurde trocken und meine Handflächen feucht. Es fühlte sich an, als würde dieser Mann mich mit seinem Blick röntgen, bis auf den intimsten Teil meiner Seele blicken.

      »Und wie mögen Sie wohl heißen?« Obwohl er mich immer noch anstarrte, dauerte es eine Weile, bis ich realisierte, dass er mit mir sprach. Nun waren es meine Wangen, die sich erwärmten.

      »Henry Johnson, Sir.« Ich schluckte. Warum verschwand dieses verdammte Kribbeln nicht. Statt abzuflachen, kam das urplötzliche unergründliche Bedürfnis dazu, aufzustehen und meine Nase in seinem Sakko zu vergraben, um zu erfahren, wie er wohl roch. Vor lauter Überforderung wurde mir so langsam schwindelig.

     »Nun Mr Johnson« Seine Stimme war weich wie Seide, dunkel und melodisch zu gleich. »Da Ms Peters uns auf eine Antwort warten lässt, können Sie uns vielleicht sagen, wer diese berühmten Worte gesprochen hat?« Berühmte Worte? Mein Gehirn fühlte sich an, als wäre es in Watte gepackt worden. Was für Worte? Ach ja, er hatte ja ein Zitat aufgesagt, als er reingekommen war. Was war es noch gleich? Irgendwas mit jungen und alten Leuten. Ich lächelte. Tatsächlich waren mir die Worte schonmal begegnet.

     »Hemingway.« Kein Lächeln, nur ein knappes Nicken ehe er sich abwandte. In dem Moment, in dem er den Blickkontakt unterbrach, konnte ich wieder frei atmen. Ich holte ein paar Mal zittrig Luft, ehe mein Blick an mir hinab wanderte. Durch den Tisch verborgen, hatte sich der Ansatz einer Beule im Schritt meiner Jeans gebildet. Peinlich berührt spielten meine zittrigen Finger an meinem Spiralblock herum. Was war da gerade passiert!? Ich schüttelte den Kopf. Irgendwas stimmte heute ganz und gar nicht mit meinem Körper – das war bestimmt die Aufregung des ersten Tages.

     »Wie ihre Kommilitonin bereits richtigerweise angemerkt hat, ist mein Name Alistair Clark. Ich bin Professor für englische Literatur und werde dieses Jahr das Vergnügen haben, Sie in Ihr Studienfach einzuführen.« Er machte eine Pause, die er nutzte, um den Blick durch die einzelnen Reihen wandern zu lassen. Ich blickte schnell zu Boden, um seinen Augen nicht noch einmal begegnen zu müssen. Wenn mein Körper noch einmal ... nein, das ertrug ist jetzt nicht.

     »Ich erwarte nicht, dass Sie jedes Wort mittippen, das ich während der Vorlesung von mir gebe. Wenn ich mich auf Papier verewigen wollte, würde ich selbst zur Feder greifen. Ich möchte mich in Ihren Köpfen verewigen – vorausgesetzt, ich kann noch ein wenig Speicherplatz auf Ihren überladenen Festplatten ergattern.« Ein unsicheres Kichern lief durch den Raum.

     »Wir werden dieses Semester einige der grundlegendsten Werke der verschiedenen Epochen betrachten, um ein grundlegendes Gefühl dafür zu entwickeln, wie die Zeiten ihre jeweilige Literatur geprägt haben. Dass Sie die nächsten Wochen viel in Büchern stekcne werden, brauche ich Ihnen hoffentlich nicht zu sagen, immerhin gibt es wohl einen Grund, dass Sie sich für dieses Studium entschieden haben.«

     Diesmal lachte das Plenum etwas selbstsicherer, nachdem es sich beim letzten Mal davon überzeugt hatte, dass der Mann keine grundlegende Allergie gegen Humor hatte. Die restlichen eineinhalb Stunden waren pure Folter für mich. Aus irgendeinem Grund fühlte mein dämlicher Körper sich die ganze Zeit an, als wäre er elektrisch geladen, als müsste ich jeden Moment von diesem Stuhl aufspringen und losrennen, um die überschüssige Energie abzubauen, Ich hielt den Rest der Stunde den Blick so gut es ging auf mein Papier gerichtet und konzentrierte mich auf meine Notizen. Auch ohne ihn anzusehen, war seine volle, tiefe Stimme genug, um mich völlig aus dem Konzept zu bringen.

     Als ich hörte, wie überall um mich herum Laptopdeckel zugeklappt wurden, schreckte ich hoch. Anscheinend war ich so in Gedanken versunken gewesen, dass ich verpasst hatte, wie Professor Clark das Ende der Vorlesung verkündet hatte. Schnell räumte ich meine wenigen Habseligkeiten in meinen Rucksack und lief die Treppe hinab. Zu meinem großen Entsetzen erklang mein Name in meinem Rücken, kurz bevor ich durch die Hörsaaltür entkommen konnte.

     »Mr Johnson, auf ein Wort bitte.« Ein Schauer lief mir über den Rücken und blanke Nervosität machte sich in mir breit. Was könnte er jetzt von mir wollen? Meine Haltung fiel in sich zusammen, ich senkte den Kopf und nahm die Schultern vor, als ich langsam auf ihn zu ging.

     »Mhm?«, war alles, was ich herausbrachte. Unsicher studierte ich die Spitze seiner Schuhe. Warum war es so unerträglich, in seiner Nähe zu stehen? Meine Hände schienen zu brennen und ich hätte alles dafür gegeben, die Hände auszustrecken und ihn zu berühren – nur ein einziges Mal, um mich zu versichern, dass er wirklich real war. Irgendeine Platine war bei mir ganz gehörig durchgebrannt. Wieso vergötterte ich plötzlich diesen Mann so!? Wie gesagt, ich war in der Lage anzuerkennen, wenn ein Mann gut aussah aber mich hatte noch nie ein Mann so nervös gemacht – nicht auf diese unerträgliche, folternde Weise.

     »Das Studierendensekretariat bat mich, Ihnen auszurichten, dass Sie bitte so schnell wie möglich dort erscheinen mögen, sobald Sie es einrichten können.« Erleichtert atmete ich auf. Eine reine Banalität. Er hatte mich nicht gefragt, ob er meine Eingeweide zum Frühstück verspeisen durfte, oder mir gebeichtet, dass er zehn kleine Kinder bei sich im Keller gefangen hielt.

     »Oh ... okay«, murmelte ich und machte schnell einen Schritt zurück. »Bye.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte ich mich um und rannte förmlich davon. Vor der großen Flügeltür rempelte ich einen muskulösen Schrank an, der anscheinend zur nächsten Vorlesung wollte.

     »Sorry«, murmelte ich und flüchtete mich in die sichere Menge umherwandernder Studenten.



Alistair


Kaum dass die Vorlesung geendet hatte, tauchte Devon neben mir auf. Ich kannte ihn gut genug, um die vielen verschiedenen Emotionen in seinem Gesicht innerhalb weniger Sekunden deuten zu können. Ernsthaftigkeit. Verwirrung. Entgeisterung. Fragezeichen.

     »Was war das gerade?«

     »Du hast es auch gespürt.« Keine Frage, eine Feststellung. Die Erschütterung, die ich gespürt hatte, war stark genug, um die Verbindung, die uns aneinanderband in Schwingung zu versetzen.

     »Gespürt?«, wiederholte er. »Das war wie ein Schlag ins Gesicht.« Seine Augen durchsuchten den mittlerweile leeren Hörsaal.

     »Wo ... wer war sie?«

     »Nicht sie.« Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare, die begannen mir in die Stirn zu fallen.

     »Er.« Just in dem Moment tauchte Nathan in der Tür auf, die Augen weit aufgerissen.



Henry


»Ist das wirklich notwendig?« Die Sekretärin schenkte mir einen genervten Blick – wahrscheinlich trug sie diese extra dicke Brille, um die tödliche Kraft ihrer Augen abzuschwächen, wie eine Art undercover Cyclops.

      »Junger Mann, Sie wollen doch einen Abschluss machen, oder nicht?«

     »Ja, natürlich.«

     »Also. Dann ist es zwingend erforderlich, dass Sie einer körperlichen Aktivität nachgehen. Sie haben sich nicht für die Tryouts irgendeiner Sportmannschaft angemeldet und wenn Sie nicht gedenken, das nachzuholen, bleibt Ihnen nur eins der Kursangebote übrig, das die Uni Ihnen zu Verfügung stellt.« Erneut wurden mir diverse Flyer in die Hand gedrückt.

     »Nehmen Sie doch fünf Minuten Platz und gehen Sie in Ruhe die Angebote durch.« Widerwillig ließ ich mich auf einen der unbequemen Wartestühle sinken. Was für ein Quatsch. Warum musste ich Sport machen, um einen Abschluss in Literatur zu bekommen? Schon mein Vater hatte verzweifelt versucht, mich für Football, Baseball, Tennis oder sogar Wrestling zu begeistern – vergebens. Mich für irgendein Team anzumelden, war also keine Option. Wenn es drauf ankam, hatte ich zwei linke Füße, keine Handaugenkoordination und den Orientierungssinn einer Bratpfanne. Einer der Gründe, warum ich jetzt hier saß. Missmutig blätterte ich die Flyer zu den Sportkursen durch. Jazz Dance, Bogenschießen, Ausdruckstanz, Boxen, Kugelstoßen, Ballett. Das Einzige, was einigermaßen erträglich erschien, war ein Selbstverteidigungskurs. Eventuell wäre dann meine sehr kurze Grundausbildung beim Militär dann doch noch zu was gut. Die Sekretärin schrieb mich in den Kurs ein, ohne mich anzusehen.

     »Gut, Freitag um 15 Uhr in Sporthalle zwei.« Ich grunzte eine Verabschiedung und schlurfte davon. Viel schlimmer hätte der erste Tag nicht sein können!

Alpha's TreasureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt