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Ich wache auf ein lautes Poltern auf. Natürlich werde ich in diesem Motel keine ruhige Nacht verbringen können.
Wenn mich nicht meine Alpträume verfolgen, dann muss ich auf einen lauten Knall wach werden. Vergebens versuche ich wieder einzuschlafen. Im Moment gehen mir einfach tausend Sachen durch den Kopf.

Schließlich entscheide ich mich dazu, dass mir ein wenig frische Luft bestimmt gut tun würde. Ich schiebe den Vorhang zur Seite und stelle zu meiner Überraschung fest, dass die Straße relativ gut befahren ist.
Das Motel liegt in einer kleineren Stadt, wenige Kilometer von London. Dort treffe ich mich mit Lou. Ich habe mir Bisley als Zwischenstation ausgesucht, weil das Motel hier am günstigsten war und weil ich diese kleine Stadt so sehr liebe. Es hat einfach einen eigenen Vibe. Die Stadt ist sehr britisch, rustikal und altbacken auf eine Art und Weise, die verzaubert.

Ich entscheide mich dazu rauszugehen und mich mal etwas umzusehen. Ich habe beim Vorbeifahren einen Pub entdeckt. Vielleicht schaue ich dort mal vorbei. Ich gehe aus dem Zimmer und werde direkt von einer kalten Brise empfangen. Zumindest hat es aufgehört wie aus Eimern zu schütten. Dennoch bereue ich, dass ich meine Jacke nicht mitgenommen habe. Ich verschränke die Arme vor der Brust, in der Hoffnung, dass ich dann nicht mehr so frieren würde.
Ich gehe an ein paar Geschäften vorbei und bleibe dann schließlich vor dem Pub stehen. Leise, gedämpfte Musik ertönt aus dem kleinen Laden. Vor der Tür steht eine große Pflanze, die meiner Meinung nach etwas Wasser vertragen könnte.

Langsam stoße ich die Tür auf, die sich doch schwerer öffnen lässt, als gedacht. Der Geruch von abgestandenem Bier und Pfingstrosen kommt mir entgegen. Eine wirklich merkwürdige Mischung, die ich so in der Form auch noch nie gerochen habe.
Ich zähle auf den ersten Blick vier Menschen, die sich im Pub aufhalten. Zwei ältere Herren stehen am Dart-Automaten, jeweils mit einem Bierkrug in der Hand. Die anderen beiden sitzen direkt an der Bar. Der eine unterhält sich mit der Barkeeperin und der andere sitzt etwas weiter hinten.

Ich muss schmunzeln, weil der Pub genau so aussieht, wie man sich das vorstellt. Die lange Holzbar aus alter Eiche war auf der Vorderseite mit sämtlichen Emblemen, Aufklebern, sowie einem dunkelroten Polster versehen. Die Barhocker davor waren mit Leder versehen und sahen tatsächlich recht hochwertig.

,,Schließ die Tür, Liebes." Ich erschrecke leicht, weil ich mich in meinen Gedanken verloren hatte. Ich schließe die Tür hinter mir und merke dann, dass ich angestarrt werde. Irgendwie kein Wunder, wenn ich doch wie ein Depp einfach in der Tür stehen bleibe.
Vorsichtig mache ich ein paar Schritte auf die Bar zu und spüre die Blicke auf mir.
,,Ronny, widme dich bitte wieder der Dartscheibe, sonst verlierst du wieder.", ruft die Dame hinter der Bar und die zwei Männer widmen sich daraufhin wieder der Dartscheibe.

Der andere Typ grinst etwas merkwürdig und zieht den Stuhl neben sich zur Seite, sodass ich mich setzten könnte, wenn ich denn wollte. Allerdings wollte ich das nicht.
Ich nehme auf einem Stuhl platz, der zwischen ihm und dem anderen Typen steht. Dieser würdigt mich keines Blickes, sondern starrt auf sein Glas. Ich muss grinsen, als ich die Farbe der Flüssigkeit sehe. Ob das wohl sehr schlechter Whiskey oder doch nur O-Saft ist?

,,Kann ich Ihnen was ausgeben?", fragt dann der schmierige Typ.
„Danke, aber ich konnte zurecht."
Ich lächel leicht und greife nach einer Brezel.
„Ein Glas Weißwein würde ich gerne nehmen.", sage ich dann zur Barkeeperin, die nett lächelt und mir wenig später ein Glas rüberschiebt.
Ich nehme einen Schluck und genieße es einfach nur, meine Ruhe zu haben.

Taste of Heaven || LHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt