Kapitel 1

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Ich hatte nicht viele Erinnerungen an meine Kindheit, aber die wenigen Erinnerungen, die ich besaß, waren in der Summe gut. Meine Mutter verstarb früh. Ich war gerade einmal 4 Jahre jung. Meinen Vater kannte ich nicht. Die Motive von Ihm meine Mutter und mich zu verlassen, kannte ich nicht und wollte ich auch nicht. Er hatte sich bewusst dafür entschieden zumindest gehe ich davon aus.

Heute war mein 18. Geburtstag und ich wünschte mir den Geburtstagskuchen meiner Mutter auf dem Tisch stehen zu haben, mit 18 leuchtenten Kerzen oben drauf. Die Schokolade würde mich direkt in einen Zuckerschock treiben. Der Kuchen meiner Pflegemutter passte aber auch. Es war eine Erdbeertorte und mit Sahne war eine 18 draufgezeichnet. Ich schnitt mir ein Stück ab und er schmeckte großartig. Die Erdbeeren waren süß und fruchtig. Der Boden war locker und nicht zu süß so das die beiden Schichten sich perfekt ergänzten. Ich genoss dieses Stück und es machte Lust auf mehr. Ich griff zu der Karte, die neben dem Kuchen lag. Auf ihren Stand „Happy Birthday Sunshine, wir wünschen die alles erdenklich Gute und einen großartigen Tag. Sei bitte um 18 Uhr im Lagrave". Ich lächelte. Sie mussten beide früh raus, um zur Arbeit zu gehen, aber ich hatte vor einem Monat die Schule abgeschlossen und genoss für einen Moment meine Freiheit ohne Verpflichtungen und fand mich selbst.

Der Kuchen wanderte in den Kühlschrank, um auf sein Comeback zu warten. Ich schlenderte die Treppe rauf, um mich für den Tag bereit zu machen.

Ich war gerade fertig mit allem als mein Sichtfeld langsam verschwamm. Ich versuchte mich an unserer Armatur des Badezimmers ab zu stützen in der Hoffnung standhaft zu bleiben. Der zustand verbesserte sich jedoch nicht. Vor meinen Augen bildet sich ein schwarzer Schleier bis hin zur völligen Dunkelheit. Das letzte, was ich spürte war der Kalte Marmorboden und einen Dumpfen schmerz am Kopf. Nun ist nichts mehr, alles fühlt sich leicht an und friedlich.

Das Sonnenlicht kitzelte meine Nase und meine Augen sprangen zögerlich auf. Sie fühlten sich schwer an. Mein Kopf gab mir das Gefühl gleich zu zerspringen. Ich zog mich langsam auf und begutachtete mich. Durch das Abtasten meines Kopfes gewann ich die Kenntnis das mir nichts Schlimmeres passiert war. Ich hatte keine merklichen Verletzungen.

Warum wurde mich schwarz vor den Augen? Hatte ich etwa zu heiß geduscht oder lag es daran das ich zu wenig Flüssigkeit zu mir genommen hatte? In Gedanken griff ich zu den Kopfschmerztabletten und spülte diese mit einem Kräftigen Schluck Wasser die Kehle hinter.

Mein Blick fiel zur Uhr; 13:48Uhr. Ein „Fuck" kam mir über die Lippen. Ich hatte durch meinen Ohnmachtsanfall circa 1 Stunde verloren. Ich müsste mich jetzt definitiv beeilen. Meine Beste Freundin und ich sind ursprünglich für 14 Uhr zum Brunchen verabredet.

Ich eilte zur Bahn und verfasste eine Nachricht an Sara „hey Süße sorry komme ein paar Minuten später". Hastig sprang ich in die Bahn in der Hoffnung sie würde schneller los fahren, wenn ich nur einigen Millisekunden bräuchte, um einzusteigen. Vielleicht merkte der Fahrer auch das ich spät dran war und fuhr etwas schneller als sonst. Es waren nur Wunschvorstellungen, die mich allerdings etwas beruhigten und mich wissen Liesen das ich jetzt weniger zu spät kam. Kurz bevor ich die Bahn verlassen musste, vibrierte mein Handy. Ich ließ den Bildschirm erhellen und lass die Nachricht von Sara „nicht schon wieder B'". ich fühlte mich schlecht. Ich wollte nicht immer zu spät kommen, aber irgendwie ließ mich das Schicksal selten Pünktlich sein. Ich wusste das mir Sara kein schlechtes Gewissen machen wollte und mir keineswegs böse war, jedoch wollte ich es trotzdem nicht. Ich bog 14:23Uhr in die Straße ein und erblicke Sara. Sie stand da und wartete, auf mich. Wie immer.

„da bist du ja" Sara fiel mir um den Hals. „es tut mir wirklich leid" sprach ich meine Entschuldigung nochmal aus um auch wirklich glaubhaft zu bestätigen wie leid es mir tat. Sie lachte „alles gut, so bist du eben". Ich fing auch an zu Lachen. Sie konnte mir nicht böse sein und ich Ihr ebenfalls nicht. Sie zog mich am Arm entlang in das Restaurant. Unser Platz wurde uns angewiesen und wir bestellten unser Essen.

Sara kramte in Ihrer Tasche und überreichte mir eine kleine Schatulle. Sie war mit Roten Samt umschlossen. Ich öffnete Sie und erkannte eine filigrane Goldkette mit einem kleinen weißen Edelstein Anhänger. „ich dachte mir die passte exzellent zu deinem Ring" ertönte Saras Stimme. Ich merkte wie mir vor freunde eine Träne aus dem Auge drang. „ja" hauchte ich. Sie passte perfekt. Sie war sicher ein Vermögen wert. Die Kette bildete eine Symbiose mit meinem Familienerbstück.

„Das wäre nicht nötig gewesen" als ich diesen Satz sagte war er nicht einfach nur dahin gesagt, wie man es oft annehmen könnte. Es war pure Ehrlichkeit. Diese Kette sah so wertvoll aus und eigentlich wollte ich Sie nicht einmal anfassen, aus der Angst ich würde Sie zerstören.

„Es war mir ein Vergnügen" lächelte Sie mir entgegen und Stand auf. „komm ich mach Sie dir drum". Sie legte mir die gelbgoldene Kette um den Hals. Sie war leicht kühl so dass Sie mir eine Gänsehaut auf dem ganzen Körper bescherte. In wenigen Wimpernschlägen verschwand die Kälte und von der Kette schien eine wärme auszugehen. Sie fühlte sich auf einmal so perfekt an. Perfekt für mich.

Sara und ich verbrachten einen Wunderschönen Nachmittag und sprachen über Gott und die Welt. Bis Sie mich kurz vor 18 Uhr am Lagrave absetzte. Meine Eltern saßen schon am Tisch. Ich konnte Sie durch das großzügige Fenster des Restaurants gut beobachten.

Ich setzte mich zu meinen Eltern und sie fingen an mir ein Geburtstagsständchen zu singen. Sie wussten das es mir unangenehm war in der Öffentlichkeit zu stehen, aber beide waren der Meinung das an einem Geburtstag alle Augen auf dem Geburtstagskind liegen sollen. Irgendwie süß. Ich war ihnen keineswegs böse. Ich liebte Sie sehr und konnte Ihnen nicht böse sein.

Als beide Fertig mit dem Singen waren bedankte ich mich für das Ständchen und den überaus leckeren Erdbeerkuchen, der im Kühlschrank auf seinem Comeback wartet.

Wir bestellten die Vorspeise, den Hauptgang und das Dessert. Alles schmeckte köstlich und war ein gelungener Abschluss für meinen heutigen Geburtstag.

Ich schloss gerade die Haustür als vor meinen Augen erneut ein Schleier auftrat. „Liebling, ist alles Okay" hörte ich dumpf meinen Vater fragen. Ich versuchte zu antworten. Leider bin ich mir nicht sicher, ob man irgendwas davon verstand. Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich. Merklich versagten meine Beine unter meinem Gewicht und mein Kopf dran in ein tiefes Schwarz. 

Butterfly - KokonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt