ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 25 - ɴᴇᴛᴛ sᴇɪɴ

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Freya saß in ihrem Wagen und starrte aus der Windschutzscheibe. Prasselnd knallten die dicken Regentropfen auf diese und spielten eine beruhigende Melodie.

Seit sieben Tagen regnete es ununterbrochen. Sieben Tage. Genauso lang, wie ein Teil ihrer Familie schon in Untersuchungshaft saß, ohne das Freya etwas dagegen unternehmen konnte.

Ihr Blick ging zum Himmel, doch die einheitlich graue Wolkendecke wollte einfach nicht aufreißen.

»Tja, ihr da oben findet die aktuelle Situation wohl auch zum Kotzen«, murmelte sie und musste über ihre eigenen schrägen Gedanken lachen.

Seufzend rieb sie sich über ihr müdes Gesicht und ließ den Kopf an die Nackenstütze fallen. Sie hasste es. Warten. Seit Tagen taten sie nichts anderes und langsam zermürbte sie diese Hilflosigkeit. Die Mühlen mahlten, aber eindeutig zu langsam für Freyas Geschmack. Dennoch hatten sie sich dazu entschieden, dass Jaxons Weg nicht der sein würde, welchen sie einschlagen wollten. Sie brauchten Informationen und das so schnell wie möglich und diese würden sie nicht erhalten, wenn sie hinter verschlossenen Toren verharrten und auf ein Wunder hofften.

Das lauter werdende Trommeln auf der Scheibe holte Freya zurück aus ihrer Trance. Schnell knotete sie sich ihre langen Haare zusammen und lehnte sich dann zu dem Handschuhfach. Eine Glock 17 schimmerte ihr wartend entgegen. Sie griff danach und das wohlbekannte Gewicht in ihrer Hand, löste das Gefühl von Sicherheit aus. Schnell ließ sie diese unter ihren Hoodie in das Schulterholster verschwinden, bevor sie nach dem Magazin griff. Dieses verstaute sie sicher auf der anderen Seite.

Es war auf keinen Fall die beste Lösung ihres Problems und mit einer ungeladenen Waffe herumzulaufen, brachte ihr lange nicht die Überlegenheit, wie sie diese sonst verspürte, wenn sie ihre Waffe trug. Aber es war auch keine Option dieses Gebäude anders zu betreten.

Sie ließ den Blick zu ihrer Schule schweifen und rollte genervt die Augen, denn diesen Teil ihres Alltags hätte sie liebend gern weiterhin von der Liste gestrichen. Schnell zog sie sich die Kapuze über den Kopf, schnappte sich ihren Rucksack und sprang aus dem Auto.

Schon beim Betreten vernahm sie die brennenden Blicke in ihren Nacken. Aaron. Er saß bereits auf seinen Platz und hatte sie sofort fixiert. Er sah besser aus. Die Wunden in seinem Gesicht waren gut verheilt und nur die gelblichgrün schimmernde Haut und die dunkle Linie auf seiner Lippe, erinnerten noch an ihre letzte Begegnung.

Freya stutzte, als sie seinen Blick vernahm. Sie glaubte Mitleid darin zu sehen. Konnte er wissen, was vorgefallen war? Nein, auf keinen Fall.

Aaron schien ihre fragende Miene zu bemerken und senkte sofort den Blick. Freya seufzte, während sie sich neben ihn niederließ und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Es tut mir leid«, murmelte sie kaum hörbar.

Aaron hielt inne und drehte schon fast in Zeitlupe seinen Kopf zu ihr.

Er musste sich verhört haben. Mit einer tiefen Falte auf der Stirn sah er sie an.

»Was?«, fragte er irritiert.

Freya biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte es selbst kaum glauben, dass sie es gesagt hatte, und jetzt verlangte er auch noch, dass sie sich wiederholte.

»Ich sagte Entschuldigung«, wiederholte sie widerwillig und sah ihn an.

Ja, sie hatte sich tatsächlich entschuldigt. Denn nachdem sie die letzten Tage unzählige Stunden damit verbracht hatte, entweder mit Tom über ihr schwieriges Gefühlsleben zu diskutieren oder darüber nachzugrübeln, wie sie ihre Eltern aus dem verdammten Knast bekommen würden, wurde ihr eins mehr als klar. Sie konnte nicht an beiden Fronten kämpfen und bei diesem Kampf hatte Aaron eindeutig keine Priorität. Sie würde ihm nicht völlig aus ihrem Leben streichen können, aber sie konnte auch nicht zulassen, dass dieses Geplänkel mit ihm, ihre Konzentration und Aufmerksamkeit von den wirklichen Problemen ablenkte.

𝑻𝒘𝒊𝒏𝒔𝒂𝒏𝒊𝒕𝒚 - 𝑨𝒏 𝑰𝒓𝒊𝒔𝒉 𝑴𝒂𝒇𝒊𝒂 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒚 ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt