Platsch! Und schon wieder passiert es. Irgendwie haben das Spülwasser und mein Handy eine magische Verbindung. Es ist Samstagabend und ich bin am abspülen...super.
Es ist nicht so, dass ich etwas anderes vorgehabt hätte...Ich bin nicht so der Partymensch...aber soziale Kommunikation hat sich für heute Abend erledigt.
Meine Spüllaune hat sich auch deutlich getrübt und so fische ich seufzend mein altes Samsung aus dem Wasser.
Draußen pfeift der Wind. Sonst ist es still. Die Stille ist irgendwie bedrückend, einengend. Sonst ist immer Leben im Haus. Aber Mama ist mit meiner kleinen Schwester auf Kur... naja.
Gott, jeder andere Teenager hätte Luftsprünge gemacht, zwei Wochen Sturmfrei!
Vielleicht ist das der Grund warum ich gerade alleine, mit Ben&Jerrys als letztem Verbündeten, auf dem Sofa sitze und Pretty Little Liars gucke.
Ich heiße Karou und bin chronisch langweilig. Eigentlich wäre ich lieber jemand, der cool ist, Party macht und furchtlos sein Leben jeden Tag aufs Neue lebt, als wäre es ein Abenteuer.
Aber ich bin nicht furchtlos. Ich bin nicht cool. Ich bin unsicher.
Auf einmal frage ich mich „Warum?" Warum ist jemand ein Nerd, beliebt oder was auch immer ? In der Theorie sind wir alle doch irgendwie gleich, haben alle Ängste, Sorgen und Schwächen. Keiner ist besser als der andere und trotzdem tun wir so als ob. Sie versuchen Perfektion für andere zu sein, vorzutäuschen, und vielleicht ist gerade das die größte Imperfektion an sich. Hat doch eh keinen Zweck. Es macht blind. Und ich glaube, jeder hat seine Rolle einfach so angenommen, ist zu den Erwartungen anderer geworden...Ist das Perfektion? Nope, das ist traurig.
Und dieser regnerische Abend an einem Tiefpunkt meines Lebens und einem Höhenflug der Philosophie sollte der Tag sein, an dem ich mich entschied anders zu sein.
Denn ich will nicht mehr nur eine Erwartung anderer sein. Ich will leben.