Kapitel 1

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Als ich am nächsten Morgen aufwache habe ich einen Plan: zu einem neuen Menschen werden. Und siehe da, sogar altes Make-up findet sich sogar noch im Badezimmerschrank. Aber da ist nichts zu machen und das ganze Zeug landet dann doch schnell im Müll...mein neues Ich soll nicht aussehen wie ein mittelloser Gothic, der seine Schminke von der Müllkippe bezieht.

Aber ein bisschen mehr könnte man ja aus sich machen. Plan Nummer 2: Aushilfsjob organisieren!

Okay das kriege ich doch eher hin als meinen vertrockneten Mascara aus dem Behälter zu lösen.

Da meine Pläneschmiederei die Zeit fürs Frühstück in Anspruch genommen hat, geht's heute wohl mal ohne zur Schule. Seufzend schnappe ich mir einen Apfel und los geht's.

Gedränge im Bus und in den Schulfluren, Geschubse und aufgeregte Gespräche und doch existiert jeder für sich in seiner Blase. Du bist doch genauso kommt mir der Gedanke. Bevor ich das weiter vertiefen kann, mache ich Bekanntschaft mit dem Boden.
Autsch "tut mir leid, hab dich nicht gesehen, alles ok?" murmelt das Mädchen.

Was soll mein neues Ich jetzt machen? Zeigen, dass es sich nicht herumschubsen lässt oder neue Bekanntschaften knüpfen? Mein neues Ich entscheidet sich für dumm auf den Boden sitzen und stammeln. Mrph...grs Das Mädchen (welches wahrscheinlich kein Wort verstanden hat) versucht sich mit einer einfacheren Frage. Sie guckt mich schräg an und fragt:"wie heißt du?"

"Ähm Karou" kommt es von mir zurück.

"Okay" Sagt sie nur, lächelt und geht.

Meine Freunde warten schon auf mich...aber das Wort Freunde trifft es auch nicht so ganz...eher Zweckgemeinschaft von Einzelgängern, die sich bemühen einen sozialen Anschein zu erwecken. Ich hatte nie ein Problem damit und mag jeden Einzelnen...aber jeden Tag aufs Neue der gezwunge Smalltalk "was hast du als Nächstes" kommt mir auf einmal sinnlos vor.

Langsam werde ich mir echt zu depri.

Ok... erst mal zu Englisch. Ich mag Englisch. Mehr oder weniger. ..so wie jedes Fach.

Also sitze ich ein wenig später im Unterricht und lausche etwas unmotiviert dem Lehrervortrag, als die Tür aufgeht und ein neuer Schüler das Klassenzimmer betritt. Schweigend setzt er sich neben mich. Der Lehrer guckt etwas verwirrt, fährt dann aber fort. Langweiler."Garantiert" murmelt eine Stimme von rechts. Mist. Hab ich das etwa laut gesagt? "Wie geht's dir so?" versuche ich ein Gespräch anzufangen. Er antwortetet nicht. Dann eben nicht, ich habs versucht.
Die Stille wird beklemmender. "Äaah echt uuhm langweilig, der Unterricht", höre ich mich fragen.
Hättest du mal nichts gesagt!

Jetzt grinst der Vogel auch noch! Ich bemühe mich schließlich im Gegensatz zu ihm! Wütend schaue ich ihn an. Als ich mich mit würdigem Abgang, schwungvoll wegdrehen will, schubse ich meine verdammte Wasserflasche um. Verflucht sei die Quelle unserer Kraft!

Dabei habe ich natürlich nicht mal seine Sachen durchnässt, dafür aber gleich noch meine ganze Schultasche. Die verdammte hochgezoge Augenbraue kann er sich sowas von sparen! Grrmph!

Ich weiß nicht wieso, aber ich grinse ihn fies an, stehe auf und gehe.

Als ich den Blick über die Schulter wage, sehe ich sein verwirrtes Gesicht.
Du hast gerade deinen geniales Abgang ruiniert, mault meine innere Stimme. Da fällt mir auf, dass ich gerade a) völlig sinnfrei fies gegrinst habe, (was wahrscheinlich eher wie ein gestörtes Lama aussah)

B) den Unterricht verlassen habe

Und c) nicht mehr reinkommen kann. Wenn man schon ausversehen eine Kampfansage macht, dann wird die Schlacht auch geschlagen.
Und diesmal lächle ich wirklich fies.

Hey da! ;) Also irgendwie ist das jetzt noch nicht so der virtuoseste Beginn. . Aber falls jemand irgendwie das ganze liest :), sollte ich die Story weiterschreiben?

The Hopelessness of HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt