♡ Chapter Two ♡

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Plötzlich räuspert sich hinter mir jemand.

"Kann ich dir irgendwie helfen? Ich habe gesehen, wie du auf die Toilette gestürmt bist. Ist alles okay?"

Erschrocken fahre ich herum. "Ich äh... Oh tut mir leid, sorry!" Kaum habe ich mich umgedreht, wende ich mich auch schon wieder ab.

Der Junge, der mich angesprochen hat, steht oberkörperfrei hinter mir und ich will nicht unhöflich sein und gönne ihm seine Privatsphäre, während er sich sein Trainingsshirt überzieht. Wie es aussieht, bin ich wohl zufälligerweise genau in der Umkleide von Pedris Mannschaft gelandet.

Doch der Junge ist nicht Pedri, ich habe ihn noch nie zuvor gesehen. Was auch nicht sehr verwunderlich ist, zumal ich mich nicht wirklich bis überhaupt gar nicht mit Fußball beschäftige.

"Alles klar, du kannst dich jetzt umdrehen!"

Als ich nun zu ihm herumwirbele, hat er sein Trainingsshirt übergezogen und lächelt mich schief an.
"Geht es dir gut?", fragt er dann noch einmal besorgt und seine braunen Augen mustern mich.

"Jaja, alles gut, mir war nur ein bisschen übel. Wahrscheinlich die Hitze. Weißt du, wie ich von hier wieder zum Platz komme? Ich habe keine Ahnung.", gestehe ich und kann nicht verhindern, dass ich rot werde.

"Klar, ich begleite dich. Ich muss sowieso rauf zum Training, wahrscheinlich haben die Jungs schon ohne mich angefangen." Er grinst schon wieder und ich muss zugeben, dass er ziemlich süß ist. Seine braunen Haare sind unten kurz rasiert, werden aber nach oben hin immer länger und ein paar Locken hängen ihm in die Stirn.

Seine schmalen Lippen sind noch immer zu einem Lächeln verzogen und seine braunen Augen sehen mich an.
Als mir klar wird, dass ich ihn anstarre und dass das sicher ziemlich komisch rüberkommt, wende ich den Blick schnell ab und folge ihm zurück zum Platz.

Die Jungs haben tatsächlich schon begonnen, sich einzulaufen und drehen ihre Runden. Der Junge joggt zu ihnen und begrüßt Pedri mit einem Handschlag.

"Hey Gavi, alles klar?", ruft ein dunkelhaariger Mann, der in Chiaras Nähe steht und die Jungs beobachtet. Besagter Gavi, der Junge, dem ich in der Umkleidekabine begegnet bin, streckt den Daumen in die Höhe und unterhält sich dann leise mit Pedri, während sie ihre Runden um den Platz laufen.

Ich geselle mich zu Chiara, die sich am Rand auf dem Boden niedergelassen hat und die Augen nicht von ihrem Pedri lassen kann, weshalb sie mich zuerst auch gar nicht bemerkt. Erst als ich sie frage, ob ich einen Schluck aus ihrer Trinkflasche haben kann, die vor ihr steht, dreht sie mir den Kopf zu und nickt.

Dankbar setze ich die Flasche an meine Lippen und lasse das kühle Wasser meine trockene Kehle hinunterlaufen. Mittlerweile ist die Übelkeit verschwunden, aber ich trinke lieber mal was.

"Wo warst du so lange? Ich wollte dich schon suchen gehen.", sagt Chiara und zückt ihr Handy, um Fotos von den Jungs beim Training zu machen, die mittlerweile dazu übergegangen sind, sich in Dreiergruppen immer abwechselnd den Ball zuzuspielen, soweit ich das beurteilen kann.

"Ich war nur kurz auf der Toilette und hab dann nicht mehr zurückgefunden. Dieser Gavi, oder wer auch immer er ist, hat mir den Weg gezeigt.", erkläre ich, ziehe die Beine an und genieße die Sonne, die langsam immer tiefer sinkt und mir warm aufs Gesicht scheint.
Diesen Moment würde ich verpassen, wenn ich jetzt an meinem Schreibtisch sitzen würde. Vielleicht hat es ja doch Vorteile, dass Chiara mich hierher verschleppt hat.

"Besagter Gavi ist noch Single, falls du Interesse hast." Meine Freundin zwinkert mir zu und ich verdrehe hinter geschlossenen Lidern die Augen. Als ob ich auch nur annähernd Interesse an einem Freund hätte, geschweige denn Zeit, mich auch noch mit einem Jungen herumzuschlagen, der wahrscheinlich twenty-four seven eifersüchtig ist und mir noch weniger Freiraum lässt, als ich dank meinen Eltern sowieso schon habe.

Das bezieht sich jetzt natürlich nicht speziell auf Gavi, ich kenne ihn ja nicht, aber das ist das, was man von anderen Mädchen so hört, die die Nasen voll haben von ihren Möchtegern-Bodyguards.

Pedri ist nicht so, er trägt Chiara wirklich auf Händen, dass muss man ihm hoch anrechnen. Dementsprechend hat sie keinen Grund zur Sorge, wenn er mal aufgrund eines Spiels irgendwo hinfliegt, auch wenn sie jedes Mal im Kreis rennt, weil sie Angst hat, er könnte sich in ein anderes Mädchen verlieben oder seine freie Zeit mit One-Night-Stands verbringen. Ich gebe dann jedes Mal mein bestes, sie davon zu überzeugen, dass Pedri absolut treu ist und ihr die Welt zu Füßen legt und zwar nur ihr, aber sie ist da irgendwie beratungsresistent.

"Pedri hat mich übrigens vorhin gefragt, ob wir nach dem Training noch etwas trinken gehen wollen? Er würde uns einladen. Ich habe ihm noch nicht zugestimmt, ich wollte nicht über deinen Kopf hinweg entscheiden."
Chiara blickt mich fragend an, als ich die Augen öffne.

Mein erster Gedanke ist es, sofort abzusagen, damit ich dann gleich heim kann, um zu lernen. Aber eigentlich möchte ich das gar nicht. Mit meinen Kopfschmerzen, die zwar mittlerweile weg sind, denen ich aber nicht ganz traue, ist es wahrscheinlich ohnehin nicht so ratsam, mein Gehirn mit Vokabeln zu belasten und außerdem fühle ich mich plötzlich von einem Gefühl beherrscht, dass ich nur als Protest gegenüber meinen Eltern definieren kann.
Warum also diesen Freitagabend nicht noch mit Chiara und Pedri ausklingen lassen, wenn ich schon mal die Chance dazu habe?

"Klar können wir noch etwas trinken gehen!" Ich klinge schon beinahe zu euphorisch, aber das ist mir ziemlich egal und meine Freundin freut sich sichtlich, dass ich sie begleite. Durch den ganzen Stress in der Schule haben wir uns in letzter Zeit nur selten außerhalb des Klassenzimmers getroffen, ganz zu schweigen von gemeinsamen Unternehmungen. Ich will nicht, dass auch noch unsere Freundschaft unter dem Druck meiner Eltern leidet.

So sitzen wir da und warten, bis Xavi, der Trainer, das Training der Jungs nach fast zwei Stunden für beendet erklärt. Und ich muss gestehen, dass ich mich gar nicht so sehr gelangweilt habe. Was natürlich überhaupt nicht an einem wirklich ziemlich süßen Jungen namens Gavi liegt, auf den mein Blick die ganze Zeit über geheftet war.

Nachdem die Jungs den Platz verlassen haben, um sich umzuziehen und zu duschen, gehen Chiara und ich schon mal raus und warten außerhalb des Stadions auf Pedri.

"Und, so schlimm war's doch gar nicht, oder?" Meine Freundin sieht mich fragend an.
"Nein, du hast recht, vielleicht begleite ich dich jetzt öfter.", gestehe ich und kann mir ein Grinsen nicht ganz verkneifen.
"Ich frag jetzt lieber nicht nach dem Grund." Sie zwinkert mir wissend zu.

"Oh bitte hör auf damit!" Ich verberge das Gesicht in meinen Händen.
Sie kichert. "Aber ich freue mich für dich!", versichert sie mir.
Ich sehe sie immer noch nicht an, als ich sage: "Da gibt es nichts, worüber du dich für mich freuen könntest!"
Sie legt mir einen Arm um die Schultern. "Mal sehen."

Ich habe keine Zeit mehr, etwas zu erwidern, da Pedri schon auf uns zukommt.

Es dauert nur ein paar Sekunden, bis ich bemerke, dass er nicht allein ist.

Pablo Gavi - Forever yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt