Ich versuchte so leise wie möglich zu landen. Es war gar nicht mal so schlecht , bis zu der Sekunde in der ich fluchte. Ich war verdammt blöd aufgekommen. Den Sprung von unserem Balkon habe ich wohl unterschätzt. Egal, ich musste jetzt weiter. Mir war mulmig. Die Straßen waren leer gefegt, als ich mit eiligen Schritten die Stadt verließ. Keine Menschenseele, das trostlose Licht der Straßenlaternen flackerte und ließ einem kaum Möglichkeiten zum verstecken. Ein Hund bellte plötzlich in der Nähe. Aufgeschreckt lief ich schneller. Die nächste Stadt war etwas größer, dort würde ich dann einen Zug nehmen. Erst dann würde die eigentliche Reise beginnen.
Ich erreichte endlich einen Weg, der nicht mehr aus Beton oder Teer bestand. Endlich mal Erde unter den Füßen. In einiger Entfernung erschien ein Wald, durch den musste ich durch. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Zu meinem Glück war der Weg beleuchtet. Sollte ich den Weg verlassen und abseits gehen, oder lieber auf dem Weg bleiben und Gefahr laufen jemandem zu begegnen. Ich starrte in den dunklen Wald. .. Und entschied mich kurzerhand für den Weg. Nach einer gefühlten Ewigkeit und einigen gruseligen Geräuschen hörte ich plötzlich jemanden laut lachen. Jetzt begannen auch noch weitere Stimmen zu grölen. Betrunkene Kerle, schoss es mir durch den Kopf. Sie waren nicht mehr weit weg. Nachdem ich mich endlich aus meiner Schockstarre gelöst hatte, stolperte ich in das schwarze Dickicht. Mein Herz raste, als sie näher kamen.
" Boah, huhu die war vielleicht drauf, alter. Das hättest du mal sehen soll'n. Ich sag's dir, ne wahnsinn's Braut. "
"Jaja, rede du nur, hast vielleicht ein bisschen zu viel getrunken, oder nicht? "
" Aber nein, ich doch nicht. Ich war gerade ers' aufgewärmd. "
Kam eine Antwort gelallt. Langsam entfernten sie sich wieder. Ich atmete auf und, wie hätte es auch anders kommen können, plötzlich knackte ein Ast. Mir kam es vor als hätte man es noch bis zur nächsten Stadt hören können. Doch nur einer der Kerle war noch nüchtern genug und drehte sich kurz um. Er kniff die Augen zusammen und sah sich um. Dann zuckte er jedoch nur mit den Schultern. Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen. Ich war gerettet.
Von nun an lief ich genau zwischen Weg und Wald. Ich erreichte die Stadt sogar noch vor der Dämmerung und stieg in den ersten Zug, der ungefähr in die richtige Richtung fuhr. Ich setzte mich in die Nähe eines alten Ehepaars. Auffällig sah ich meine Fahrkarte an und steckte sie langsam zurück in meine Tasche. Ich ließ sie leicht heraus schauen. Wenn ich Glück hatte, würde der Fahrkartenkontrolleur mich schlafen lassen, nach dem das Ehepaar ihn auf meine Karte aufmerksam gemacht hatte. Wie gesagt, wenn ich Glück hatte. Es dauerte keine Minute da waren mir auch schon die Augen zugefallen. Lächelnd dachte ich meinen letzten Gedanken: So würden mir auch eventuelle, unangenehme Fragen erspart bleiben.
![](https://img.wattpad.com/cover/40056790-288-k771581.jpg)
DU LIEST GERADE
Wohin ich gehen würde
DiversosEeto... , eine Geschichte über die Sehnsucht nach Heimat, Frieden, Natur und Menschlichkeit. Auch wenn sie an die Schönheit dieser Dinge niemals herankommen wird. Bitte keine hohen Erwartungen. *Grins*