Kapitel 3

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Vor mir stand tatsächlich JJ Maybank.

"Was tut den ein Prinzesschen wie du hier mitten in der Nacht?", spöttisch schaut er mich an. Ja, was tat ich hier nur?

"I-ich...ähm...", versuche ich eine plausible Erklärung für mein Erscheinen zu finden, als ich durch Rufe im Hintergrund unterbrochen werde. Das war Rafe! Scheisse!

Panisch wende ich meinen Blick von dem blonden Jungen vor mir ab. Was sollte ich jetzt nur tun? JJ scheint mein verändertes Verhalten zu bemerken, als er plötzlich nach meinem Handgelenk greift und mich hinter sich herzieht. Perplex stolpere ich ihm nach.

"Wo willst du hin?", finde ich schliesslich meine Stimme wieder.

"Psst! Sei leise und komm mit.", antwortet dieser und zieht mich hinter eine Mauer. Mein Rücken ist dicht an die Mauer gepresst, JJ steht nah vor mir und ich kann die Wärme, welche von seinem Körper aussteht deutlich wahrnehmen. Es vergehen einige Minuten ohne das ein Wort gesprochen wird.

Schliesslich entfernt sich JJ wieder von mir, um hinter die Ecke der Mauer zuschauen. "Die Luft ist rein. Du kannst rauskommen.". Langsam bewege ich mich von Ort und Stelle und folge JJ auf die leere Strasse.

"Ich...ich sollte jetzt nachhause gehen. Danke JJ.", flüstere ich leise und möchte mich auf den Weg machen.

"Du willst mitten in der Nacht alleine nachhause laufen? Weisst du überhaupt wo lang?". Da war er wieder - der sarkastische JJ. Aber ganz unrecht hatte er nicht, ich hatte keine Ahnung wie ich wieder nachhause kommen soll.

"Komm, ich begleite dich. Ich wollte eh gerade in diese Richtung.", sprach der blonde Junge bereits weiter. Unbewusst fiel mir ein kleiner Stein vom Herzen.

Nun liefen wir schweigend durch die Strassen von Outer Banks. Ich kannte JJ zwar aus der Schule, jedoch hatte ich nie mehr mit ihm oder seinen Freunden am Hut. Meine Eltern hatten mir mal erzählt, dass es nur seinen Vater und ihn gab. Seine Mutter war, als er noch klein war, verschwunden.  Sein Vater war wohl öfters kriminelle Machenschaften verwickelt. 

"Du bist vor Rafe geflüchtet?", unterbricht JJ plötzlich die Stille. Es war keine Frage, sondern vielmehr eine Festsstellung. Rafe, den Vorfall hatte ich beinahe schon vollkommen verdrängt...

"Wir haben uns nur ein wenig gestritten.". Gelogen war es ja nicht, nur entsprach es nicht 100% der Wahrheit.

"Euch nur gestritten? Deshalb rennst du mitten in der Nacht durch die Strassen und versteckst dich vor ihm?". Wie recht er nur hat...

Ich öffne meinen Mund, um seine Aussage zu entkräften, aber leider fallen mir keine geeigneten Argumente dazu ein. Also verschliesse ich meine Lippen wieder und wende meinen Blick beschämt zu Boden.

"Na gut. Du willst also nicht darüber reden."

"Warum warst du hier?"

"Ich war bei John B."

Danach war es wieder still zwischen uns. Es war keine unangenehme Stille.

"Hier vorne wohne ich.". Wir bleiben stehen. JJ schaut interessiert die Umgebung an, ehe er sich langsam rückwärts wegbewegt.

"JJ!", rufe ich ihm nach und er hält in seiner Bewegung inne, "danke!".

"Begleitservice JJ Maybank - stehts zu Ihren Diensten!". Ein leichtes Schmunzeln huscht über meine Lippen. "Ach, und Malou? Rafe ist ein Arsch!". Mit diesen Worten dreht sich JJ endgültig um und verschwindet in die Dunkelheit der Nacht.

Inzwischen war es bereits 04.11 Uhr. Mit schnellen Schritten lief ich auf mein Haus zu und liess mich mein Bett fallen. Die Ereignisse der letzten Stunden fallen wie ein Sturm über mich hinein.

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Mit einem brummenden Schädel wache ich am nächsten Tag auf. Mein Rücken schmerzt als ich mich aufsetze. Wie spät es wohl war?

Ich greife nach meinem Handy, welches neben wir liegt. Auf dem Bildschirm wird mir die Uhrzeit 11.04 Uhr angezeigt. Daneben erscheinen unzählige Nachrichten von Sarah, Topper und Rafe...

Ohne eine der Nachrichten zu öffnen, quäle ich mich aus dem Bett und springe unter die Dusche. Normalerweise kann ich beim Duschen meine Gedanken sortieren und wieder klar Gedenken, nur diesmal herrscht nach wie vor ein Chaos in meinem Kopf.

Gerade als ich die Treppen runtergehe, klingt es wild an der Haustüre.

Bitte lass es nicht Rafe sein! Langsam öffne ich die Tür und blicke in das angespannte Gesicht meiner besten Freundin.

"Oh mein Gott, Malou! Dir geht es gut! Ist dir eigentlich bewusst, welche Sorgen ich mir um dich gemacht habe! Nachdem wir Rafe erzählt hat, dass du einfach abgehauen bist...."

"Warte, was?!"

"Rafe hat uns heute Morgen erzählt, dass du einfach abgehauen bist. Weisst du, wie gefährlich das war?!"

"So ein Mistkerl!"

"Wovon redest du?"

"Rafe! Ich bin nicht einfach abgehauen! Er hat...", bevor ich den Satz zu Ende sprechen kann, verstummt meine Stimme.

"Er hat was? Was ist gestern noch passiert?"

"I...ich kann nicht.", stottere ich vor mich hin und greife gestresst in die Haare.

"War er das?", fragt Sarah sanft nach und zeigt auf meinen Arm. Fragend folge ich ihrem Blick. Mein Oberarm wird durch einen grossen blauen Fleck geziehrt. Meine beste Freundin schaut mich mit einem geschockten Blick an ehe sie mich in eine feste Umarmung zieht.

Nachdem Sarah und ich noch eine Pizza gegessen haben, musste sie leider wieder los und ich blieb alleine im Haus zurück. Da ich keine Lust habe, werfe ich mir schnell meinen Bikini über und schnappe mir mein Surfbrett.

Die Wellen waren heute wieder ein Traum.  Surfen ist ein unbeschreibliches Gefühl, leichtfüssig auf einer Welle zu gleiten - ein Erlebnis, das dich sofort wieder mit frischem Mut und Selbstvertrauen erfüllt.

Immer wieder paddle ich hinaus und reite die nächste Welle, mein Kopf fühlt sich frei an. Als die Sonne langsam untergeht, schwimme ich zurück ans Ufer, dabei erkenne ich eine menschliche Statur. Je näher ich dem Strand komme, kann ich die Person ausmachen. Es ist Rafe!

"Malou, hi! Ich hab' dich beobachtet, du warst echt klasse heute!", beginnt Rafe als ich auf ihn zu laufe. Ich erwidere nichts. Rafe beugt seinen Kopf hinunter um mich zu küssen, als ich ihn weg stosse.

"Sag mal, spinnst du?"

"Was meinst du? Bist du noch zickig wegen gestern?"

"Zickig?! Rafe, du hast mir weggetan! Du warst völlig ausser Kontrolle!"

"Okay, es tut mir ja leid! Ich war high! Du weisst, ich würde dir niemals wehtun." Wusste ich das wirklich? "Als Entschuldigung lade ich dich heute zum Essen sein! Du darfst auch aussuchen wohin."

War das eine gute Idee? Ich merkte schon länger, dass Rafe sich stark verändert hatte und nicht unbedingt ins Positive. Aber konnte ich die Beziehung wirklich deswegen beenden?

"Na gut. Lass uns ins "Wreck" gehen.

Malou, was hast du dir dabei nur gedacht?


















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