Von nun an sah ich sie jeden Tag in der Schule. Es war nicht mehr dasselbe an diesem Ort. Ich fühlte mich nicht mehr geborgen. Ich fühlte mich fremd. Obwohl ich hier nicht die Fremde war. Sondern sie. Sie war die, die alles zerstört hatte. Es es ist so einfach die Schuld auf andere zu Schieben. Was wenn meine kleine Welt nie so war wie sie schien? Und es passieren musste das etwas mir zeigte, dass die Welt nicht perfekt ist. Nur war doch nicht mal was passiert. Ich verstand mich selbst nicht mehr.
Ich saß in einer Ecke, heute alleine weil Emylee nicht da war. Meine anderen Freunde waren irgendwann einfach auf der Strecke geblieben. Ich hörte Musik. Ziemlich laut. Dadurch konnte ich die Welt ausblenden. Und das tat ich. Ein paar Beine versperrten mir die Sicht. Wie waren die da hingekommen? Meine Aufmerksamkeit lag in den letzten Zwei Minuten eher auf der tiefen Stimme des Sängers der etwas von Freiheit sang. Ich blickte hoch. Da stand sie. Ich zuckte zusammen. Sie grinste und sagte irgendwas. Ich nahm einen Kopfhörer aus dem Ohr und konterte mit einem ungalantem "Was?" Sie setzte sich neben mich und sagte: "Jetzt sitz' ich schon. Hier du bist ja nicht so der gesprächigste Mensch von allen richtig?"
konnte sie bitte aufhören Dinge in mich hinein zu interpretieren?
"Wer sagt das? Du? Und woher willst du das bitte wissen? Nur weil ich nicht mit Dir rede?" Wie ich es hasste ein Protagonist zu sein den keiner mag. Aber ich konnte mir nicht erklären warum ich mich so affig verhielt. Sie schien ganz nett zu sein. Und ihre Augen leuchteten immer so begeistert, wenn sie lachte.
"Also werd mal einer aus dir schlau. Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund, mag ich dich. Das scheint nicht auf gegenseitigkeit zu beruhen aber nett fände ich, wenn ich wenigstens eine Chance bekommen würde bevor du mich abstempelst."
Sie sprach energisch. Ich merkte wie verletzt sie war. Es tat mir leid, weil ich wusste wie daneben ich mich verhalten hatte. Ich sah sie an.
" Es tut mir leid. Ich weiß nicht wer du bist oder was du von mir willst. Ganz ehrlich, ich kenn nicht mal deinen Namen. Aber ich hätte tatsächlich etwas fairer sein können."
Sie lächelte wieder etwas. Dann nickte sie, stand auf uns ging. Ich war total verdutzt. Was sollte das denn jetzt bitte?
Da machte sie auf dem Absatz kehrt und kam zurück. Sie baute sich vor mir auf und lächelte ihr Lächeln.
"Hallo ich heiße bine. Ich bin neu hier. Leider kenne ich hier noch niemanden aber du siehst nett aus."
Ich lachte. Auf so eine Idee wäre ich tatsächlich nicht gekommen. Ich regte ihr meine Hand hin und Antwortete gespielt höflich:
"Hallo bine. Ich bin Maddie! Ich gehe schon länger hier zur Schule und war etwas verwundert, da ich dich noch nie zuvor hier gesehen hab. Dennoch freut es mich dich kennenzulernen."
Diesmal lacht sie. Ich weiss nicht wie sie es geschafft hat, aber plötzlich finde ich sie garnicht mehr so doof wie am Anfang. Ungefragt nimmt sie wieder Platz neben mir und sprudelt los wie ein Wasserfall. Es ist passiert. Meine Meinung wurde geändert. Das ist mir noch nicht häufig passiert. Aber es tut fast gut.
