Willkommen in Transsylvanien

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Szene 1: Willkommen in Transsylvanien

„Wie weit ist es denn noch Kutscher", schon ungeduldig neigte Dayana Hovorka ihren Kopf aus dem kleinen Fenster. Seit Stunden waren sie nun schon unterwegs und die 18 jährige begann sich zu langweilen. Darüber hinaus konnte man regelrecht zu sehen, wie es immer Dunkler wurde. Der Kutscher trieb die beiden Pferde weiter an, bevor er zu einer Antwort ansetzte.

„Nicht mehr allzu weit", schnaufend ließ er seine Peitsche erneut knallen, damit die Pferde noch schneller liefen. „Das meiste Stück ist bereits hinter uns."

Zweifelnd lehnte sich Dayana zurück und dachte an ihre Stunden vor der Abfahrt nach...

Die Fahrt aus Prag in diesem unbequemen Zugabteil war ihr ewig vorgekommen und nun stand sie Mutterseelenallein vorm Bahnhof in diesem kleinen Städtchen am Rande Transsylvaniens. Müde stellte Dayana ihren Koffer ab und rieb sich den Nacken. Am liebsten würde sie sich jetzt ein gemütliches Hotelzimmer nehmen und ordentlich ausschlafen. Doch ihre Mutter, Gott hab sie Selig, hatte ihr noch am Sterbebett eingebläut ohne Unterbrechung in ein Dorf mitten in der Einöde dieses Landes zu reisen. Denn nur dort würde sie jemanden finden, der sich um sie kümmern würde.

Nur mit Mühe konnte Dayana sich ein ironisches Lachen verkneifen. Denn dieser Jemand sollte ihr Vater sein, der ihre Mutter noch vor ihrer Geburt verlassen hatte.

Allerdings wollte sie ihre Mutter nicht enttäuschen und so schnappte sie sich ihren Koffer und schleppte ihn auf die Straße wo einige Kutschen auf zahlende Kunden wie sie warteten.

Zu ihrer Verwunderung wollte aber keiner sie so Recht an ihr Ziel bringen. Egal an welcher Kutsche sie fragte und wie viel Geld sie den Männern bot. Alle wurden sie nur blass um die Nase und scheuchten sie davon.

Dayana war nahe daran frustriert aufzugeben als sie auf diesen Herren traf. Er hatte etwas abseits gestanden und ihre Versuche amüsiert beobachtet. Erst als sie ihn wütend angefunkelt hatte, war er auf sie zu gekommen. Zwar hatte er Dayana ganz deutlich für verrückt erklärt, dass sie ausgerechnet in dieses Dorf wolle. Aber mit dem entsprechenden Lohn würde er sie bringen. Allerdings würden sie sofort aufbrechen müssen, denn bei Dunkelheit würde er nicht mehr fahren.

Erleichtert hatte Dayana angenommen. Allerdings musste sie sich langsam eingestehen das ihr Zweifel an der Wegekenntnis ihres Kutschers kam. Der Wald schien immer dichter zu werden und sie selber hatte schon längst die Orientierung verloren. Sie konnte nur hoffen das der Fahrer wirklich wusste wohin er musste.

Müde schloss Dayana die Augen, als plötzlich ein Rucken durch die Kutsche ging. Erschrocken schrie Dayana auf und krallte sich an der nächstbesten Kante fest. Als der Wagen stehen blieb atmete das junge Mädchen erleichtert aus und rief fragend nach dem Kutscher. Doch es folgte keine Antwort.

Im Gegenteil es war Mucksmäuschenstill!

Stumm horchte Dayana auf irgendwelche Geräusche, aber außer dem schnauben der Pferde war nichts zu hören. Zaghaft tastete sie sich zur Tür und stieg aus.

Vom Kutscher war weit und breit nichts zu sehen.

„Hallo! Wo sind Sie?", nervös blickte Dayana sich um. Sie lief sogar einige Meter zurück, in dem Verdacht er sei während der Fahrt vom Kutschbock gestürzt. Zu ihrem Verdruss konnte sie ihn aber nirgendwo entdecken. Dazu kam zu ihrem Leidwesen, dass sich die Dämmerung derweil fast gänzlich in Dunkelheit verwandelt hatte.

Diese Stille war furchtbar erdrückend, zudem spürte Dayana wie die winterliche Kälte zusehends in ihre Glieder fuhr. Zitternd lehnte sich das Mädchen an die Kabine und wickelte ihren Umhang fester um sich. Langsam verwandelte sich ihre Nervosität in Angst.

Die Augen der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt