prolog

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» 𝖺 𝗏𝖾𝗋𝗒 𝗆𝖾𝗋𝗋𝗒 𝖼𝗁𝗋𝗂𝗌𝗍𝗆𝖺𝗌
𝖺𝗇𝖽 𝖺 𝗁𝖺𝗉𝗉𝗒 𝗇𝖾𝗐 𝗒𝖾𝖺𝗋
𝗅𝖾𝗍'𝗌 𝗁𝗈𝗉𝖾 𝗂𝗍'𝗌 𝖺 𝗀𝗈𝗈𝖽 𝗈𝗇𝖾
𝗐𝗂𝗍𝗁𝗈𝗎𝗍 𝖺𝗇𝗒 𝖿𝖾𝖺𝗋  «
— 𝗛𝗔𝗣𝗣𝗬 𝗫 𝗠𝗔𝗦 (𝗪𝗔𝗥 𝗜𝗦 𝗢𝗩𝗘𝗥) : john lennon, yoko ono

ZEITKAPSEL. Das brachte das Interieur des weinrot gestrichenen Zimmers ziemlich gut auf den Punkt.

Die Wände waren tapeziert mit dem Abbild von Jim Morrison, dem Ruf nach freier Liebe, Janis Joplin, einigen Woodstock Postern und unzähligen Zeichnungen und Fotografien, hauptsächlich aus Sofortbildautomaten.

Die Kommode mit dem Spiegel zierten längst eingestaubte Räucherstäbchen und Vasen, die vorher sicher mal Leben beinhaltet hatten, wie auch Schälchen aus buntem Glas, in denen diverser Schmuck lagerte.

Wie in der Verbannung stand der bekritzelte und beklebte Gitarrenkoffer, neben einem eingestaubten Transparent mit der Beschriftung 'Flower Power' in der Ecke, davor thronte ein ganzer Stapel von Notizblättern und Heften.

Unter dem Bett lugte zwar schwer zu erkennen, trotzdem doch ein wenig verräterisch ein Aschenbecher hervor und auf dem seltsam ordentlichen Schreibtisch stapelten sich die längst überholten Schulbücher.

Die darüber gehängte Pinnwand schmückte so einiges, wobei das Hauptaugenmerk wohl auf dem daran befestigten Kalender lag.
1980.

Ein Datum, so lange zurück liegend, dass man es sich doch erstmal auf der Zunge zergehen ließ.

1980...

Daneben eine weitere der unzähligen Fotografien, in diesem Falle allerdings ein Polaroid.

In der linken Bildhälfte war ein Mädchen zu erkennen, deren rotbraunes Haar ihr etwas blasses Gesicht hübsch umrahmte und ihr in weichen Locken hinunter auf die Schultern fiel.

Die schillernden Farben auf ihren Lidern waren nur zu erahnen, doch zog das offensichtliche Lachen einen Betrachter umso mehr in den Bann des Bildes.

Sie steckte in einer dünnen Bluse mit weiten Trompetenärmeln, hatte mindestens drei Ketten um den Hals und unzählige silberne Armreifen um, die ihr auf beiden Seiten fast bis zu den Ellenbogen zu reichen schienen.

An den Händen viele Ringe, in ihrer linken eine Flasche Bier und darunter einen bunten, bodenlangen Rock.

Gegen ihren Nebenmann sah sie aus wie ein hellichter Frühlingsmorgen.

Bleich war er ebenfalls, dafür jedoch ziemlich schmal, schlaksig und nur ein paar wenige Zentimeter größer als das Mädchen in seinem Arm.

Die vielen dunklen Kleidungsstücke waren im Nachhinein kaum voneinander zu unterscheiden, doch konnte man bei genauerem Hinsehen zumindest einen langen, mit diversen Buttons geschmückten Mantel festmachen, darunter ein kaum zugeknöpftes Rüschenhemd, mehrere Gürtel und eine Hose aus dunklem Leder.

Ringe, wie auch den abgeblätterten schwarzen Nagellack erkannte man mit der hellen Bluse des Mädchens als Hintergrund spielend leicht, genauso wie die Kette mit dem Kreuz und der sich darum windenden Schlange in dem vergleichsweise gewagten Ausschnitt einem schnell ins Auge stach.

Das rabenschwarze Haar rankte reichlich toupiert in ominöse Höhen und die stechend grünen Augen waren fernab davon, in die Kamera zu blicken, schenkte der schwarz wie die Nacht gekleidete Kerl seine Aufmerksamkeit ganz und gar der bunten Gestalt an seiner Seite.

𝗹𝗲𝘁 𝗺𝗲 𝗱𝗼𝘄𝗻 𝗲𝗮𝘀𝘆  | die ärzte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt