i. 1980 - trotzdem wat jewordn'

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» 𝘪𝘯 𝘴𝘱𝘢𝘯𝘥𝘢𝘶 𝘸𝘶𝘳𝘥𝘦 𝘪𝘤𝘬 𝘫𝘦𝘣𝘰𝘳𝘯'
𝘪𝘴 𝘵𝘳𝘰𝘵𝘻𝘥𝘦𝘮 𝘸𝘢𝘵 𝘰𝘰𝘴 𝘮𝘪𝘳 𝘫𝘦𝘸𝘰𝘳𝘥𝘯' «
- 𝗪𝗜𝗘 𝗠𝗘𝗜𝗡 𝗩𝗔𝗧𝗘𝗥 : die ärzte

"UND dann, dann hat er mir tief in die Augen jeschaut und jemeint, ich bin dit schönste Mädchen überhaupt..."
Ich lasse meinen Blick zwar an der verschmierten Fensterscheibe des Busses kleben, lenke jedoch zumindest einen Teil meiner Aufmerksamkeit auf das eher einseitige Gespräch.
"Warte wer jetzt, der Fußballer oder der Kerl aus der Bahn?"
Meine Sitznachbarin wirft ihr beneidenswert langes blondes Haar frustriert in den Nacken.

"Doch nich' der Fußballer, der is' doch schon längst wieder Jeschichte, Lotte. Natürlich der aus der Bahn!"

Der Bus hält an und ich werfe mir die Tasche über die Schulter, um nach Magda auszusteigen und in Richtung Ausgang zu gehen.

Meine beste Freundin echauffiert sich, während ich konzentriert darauf nicht bäuchlings hinzufallen durch den schmalen Gang stakse, im Stillen weiter.

Zumindest so lange, bis ich ihr antworte.

"Also nix für Ungut Magda, aber bei deinem Verschleiß an Typen kannst'es mir wirklich nich' böse nehmen, wenn ich mal den Überblick verlier'."

Draußen ist es zwar selbst für Oktober ziemlich kühl und windig, aber immer noch besser als die stickige Busluft.

Ich lasse die Hände in den Taschen meiner für so ein Wetter nicht unbedingt gedachten Jeansjacke verschwinden, während Magda im Gehen eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Manteltasche friemelt.

" Ach Verschleiß, ich hab eben bis ich den Richtigen find' noch meinen Spaß, mit een und dem selben bleib' ich lange jenug zusammen."

Ich muss doch schmunzeln und nehme die Zigarette nachdem sie selbst einen Zug davon genommen hat dankend entgegen.

Auf dem Filter haftet ein leichter Abdruck von ihrem Lippenstift.
Der Rauch brennt rasiermesserscharf in meinen Lungen und das glühende Ding hin und her reichend, laufen wir also weiter nebeneinander her.

Das Brennen ist mit Abstand das Beste am Rauchen.

"Na und hat er dich geküsst?"
"Na wat denkst du denn, und wie der mich geküsst hat! Ein Traum der Typ!"

Nachdem ich dem Geschwärme meiner besten Freundin noch eine Weile gelauscht habe, stehen wir schließlich vor ihrer Haustür, die Zigarette hat sie inzwischen mir in die Hand gedrückt.

Magda wohnt alleine mit ihrem Vater, der zwar selber wie ein Schlot seine Zigarillos raucht, aber noch immer darauf besteht, dass sich Rauchen für ein Mädchen nicht gehört.

Und da er von mir sowieso schon nicht sonderlich viel hält, hinterlasse ich umso lieber einen noch besseren Eindruck.

Das nicht viel voneinander halten beruht nämlich absolut auf Gegenseitigkeit.

"Sag mir morgen Bescheid wie dit Kino war, ja?"
"Ich ruf dich an! Und kümmer' du dich endlich mal um deinen Brennpunkt, meinteste nicht der jeht morgen auf so n' Konz-..."
"Ja jaaa, kümmer du dich erstmal um deinen Bahntypen.", entgegne ich nur abwinkend.

𝗹𝗲𝘁 𝗺𝗲 𝗱𝗼𝘄𝗻 𝗲𝗮𝘀𝘆  | die ärzte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt