Tattoo

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Ich weiß noch genau, wie deine Mutter im Winter starb. Mit ihr starbst auch du. Dein Charakter. Dein Lächeln. Dein Humor. Das leuchten in deinen Augen war nicht mehr da. Sie starrten ins leere. So leer wie du. Du warst nicht mehr da. Eine Hülle. Etwas zerbrechliches. Jemand. Doch eines Tages standest du vor meiner Haustür. Das Mädchen, dass ich kannte und liebte. Wie früher. Deine Haare waren gemacht. Du trugst sogar etwas Make-up. Das gefiel mir jedoch eher weniger. Und trotzdem. Ich fiel dir in die Arme. Du lächeltest und sagtest: „Komm mit. Ich will mir ein Tattoo stehen lassen." Und ich kam mit dir. Saß an deiner Seite, als du dir einen kleinen Phönix in die Haut verewigen ließest. Und du hieltest meine Hand, als ich mir einen kleinen Stern stechen ließ. Den Grund dahinter erfuhrst du nicht, Estelle.

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