Cyran landete vorsichtig und setzte den Wagen ab, Talion landete neben ihm. Beide nahmen ihre menschliche Gestalt an und stellten sich neben den Wagen. „Was ist dort drin?", fragte er den Blonden.
Dieser legte seine Hand an die verschlossene und verbarrikadierte Tür und antwortete: „Ich weiß es nicht, doch es ist wichtig, das spüre ich."
Talion sah den ernsten Blick, den dieser nur selten trug. Mittels Magie verwandelte er seine rechte Hand in eine Klaue, mit der er die Ketten zerschnitt und auch das Schloss abriss. Die Tür öffnete sich langsam mit einem knarrenden Geräusch und Cyran zog sie langsam auf. Als sie vollständig geöffnet war, schlug ihnen beiden ein intensiver Rosengeruch entgegen. In diesem Moment hatten beide einen Gedanken und sprachen ihn aus: „Gefährte."
Cyran starrte seinen Freund an und dieser zurück. Unmöglich. Er schaute wieder zu dem jungen Mann, der in dem Wagen lag. Doch es war deutlich. Sein innerer Drache knurrte und er sah es in Talions Gesicht, dass für ihn das Gleiche galt. Sie hatten gerade beide ihren Gefährten gefunden und das war der junge Mann vor ihnen.
Der Schwarzhaarige stieg in den Wagen und hob den regungslosen jungen Mann hoch, trug ihn zum Rand, um ihn Cyran in die Arme zu legen. Dieser drückte ihn vorsichtig an sich und ließ seinem Freund Platz zum Aussteigen, nachdem dieser den Wagen nochmals durchsucht hatte. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er ihm, ins Schloss zu gehen, was sie dann taten.
Die Bediensteten wurden angewiesen, den Karren zu verstecken, während sie gemeinsam in Cyrans Zimmer liefen. Vorsichtig legte dieser den jungen Mann in seinen Armen auf seine weiße Bettwäsche und beide setzten sich von links und rechts neben diesen. Zum ersten Mal konnten sie ihn richtig betrachten. Er hatte hellbraunes Haar, das ihm leicht ins Gesicht fiel, und feine Züge. Hohe Wangenknochen und eine Stupsnase, dazu rosige Lippen, die leicht geöffnet waren.
Der Blonde beugte sich leicht über diesen und roch einen süßlichen Geruch, woraufhin sein Gesicht sich verdunkelte. „Sie haben ihn mit Dunkelkraut betäubt." Talion nickte. Der junge Mann war kleiner als sie beiden und schmaler gebaut, wirkte zierlich und doch anmutig. Sie begannen nach und nach seine Kleidung zu entfernen und ihn auf potentielle Verletzungen zu untersuchen, doch er schien kerngesund.
Cyran nahm dessen linke Hand und rieb sein Gesicht an dessen Handrücken. „Er riecht nach frisch erblühenden Rosen", sagte er mit einer sanften Stimme. Das war es also, was ich in meinem Traum gesehen habe. Ich habe ihn gesehen. Er wird uns erblühen lassen. Die Bedeutung seines Traums stand ihm nun deutlich vor Augen.
„Talion. Das ist unser Gefährte." Der schwarze Drache hatte es gewusst, doch als sein bester Freund es aussprach, war es endgültig. So wie es aussieht teilen wir nicht nur unser Schicksal, sondern auch einen Gefährten. Es war merkwürdig. Drachen waren sehr besitzergreifend, wenn es um ihre Gefährten ging – doch der Gedanke, ihn mit Cyran zu teilen, stieß ihm nicht auf. Er spürte keine Abneigung, keine Eifersucht.
Vorsichtig deckten sie ihn zu und standen auf. „Cyran. Du wartest hier und bewachst ihn, bleibst bei ihm, bis er aufwacht. Ich kümmere mich um den Rest."
Der weiße Drache war dankbar, dass sein Freund ihn hierbleiben ließ. Er wusste nicht warum, doch er konnte diesen nicht verlassen, war hier gebunden. So saß er und fuhr mit zärtlichen Berührungen dessen weiche Züge nach. „Wach auf, Krischna."
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Sanfte Berührungen holten Elion aus seinem tiefen Schlaf. Langsam erwachte er und wurde von einem köstlichen Duft umhüllt. Weiße Disteln. Er mochte den Geruch und die Wärme an seinem Gesicht, ließ seine Haut prickeln. Er schmiegte sich in diese warme Berührung – etwas, das er schon sehr lange nicht mehr erhalten hatte.
Blinzelnd öffnete er die Augen und sah nur weiß, bis seine Sicht scharf wurde. Ich liege auf weißer Bettwäsche. Hatten sie ihr Ziel erreicht, war er nun fort? Als er aufblickte, schaute er in smaragdgrüne Augen, die ihn fesselten. Männliche Züge und platinblonde Haare umrandeten das schöne Gesicht des Mannes vor ihm. Er wusste es in dem Moment, in dem er ihn sah. Sein Wolf knurrte Gefährte.
Sein Herz schlug schnell, denn er konnte es nicht glauben. Jemand wie er hatte einen Gefährten; jemand defektes wie er hatte nun endlich Gnade durch das Schicksal erfahren. „Hallo, Krischna. Du bist endlich wach", erklang dessen weiche männliche Stimme, die Schmetterlinge in seinem Bauch verursachte.
Als Cyran das Lächeln in seinem Gesicht sah und die Wärme in den Augen, spürte er ein tiefes Glücksgefühl in der Brust. Instinktiv beugte er sich nach vorne und küsste die rosigen Lippen seines Gefährten.
Elion zuckte überrascht zusammen, doch er genoss die Berührung und öffnete sich für ihn. Eine Zunge drang in seinen Mund und streichelte sanft die seine, während er in eine warme Umarmung gezogen wurde. Der Kuss war liebevoll und ging tief. Als sich der Blonde von ihm löste, keuchte er leicht, wollte mehr.
„Mein Name ist Cyran, Krischna. Wie ist der deine?", fragte dieser mit einem Lächeln.
Krischna. Das war das Wort für Gefährte in der Sprache der Drachen. Ist er ein Drache? Er würde ihn fragen. „Mein Name ist Elion. Ich bin ein Werwolf – und du?", fragte er mit seiner hellen Stimme, die er hasste.
Überraschung zeichnete sich auf den Zügen ab. „Das ist ein wunderschöner Name. Ich bin ein Drache, ich hoffe das stellt kein Problem für dich dar", sagte dieser mit einem Lächeln.
Elion schüttelte den Kopf, genoss die sanfte Berührung an seiner Wange.
„Ich muss nun kurz weg und Bescheid geben, dass du erwacht bist, Krischna. Es dauert nicht lange", sagte sein Gefährte und erhob sich. Für einen Moment hielt er ihn am Ärmel fest, die Angst, er würde gehen und ihn zurücklassen, war zu groß. Doch seine Finger lösten sie und er zog verlegen die Decke über seinen Oberkörper.
„Keine Sorge, ich bin gleich wieder da", sagte der Drache mit beruhigender Stimme und verließ den Raum.
Beschämt zog der Wolf die Decke über den Kopf. Du Idiot. Nach fünf Minuten kroch er unter dieser hervor, um festzustellen, dass er keine Kleidung am Leib trug. Er entschied sich, nach dieser zu suchen, denn er hasste es, nackt zu sein. Er schlang die Decke um seine Hüften und ging zu dem Schrank. Bevor er diesen öffnete, nahm er plötzlich einen anderen Geruch wahr. Er folgte dem tiefen Nachtschatten-Geruch, lief aus dem Zimmer in das Nebenzimmer.
Vorsichtig öffnete er die Tür und betrat ein anderes Zimmer, welches ähnlich wie das vorherige war, nur dass schwarze Bettwäsche auf dem Bett lag. Was tust du? Du kannst doch nicht einfach in ein fremdes Zimmer. Er wollte gerade umdrehen, als er ein leises Knurren hörte. Er drehte sich um und starrte in saphirblaue Augen die ihn fesselten. Er erstarrte und wich zurück, spürte das Holz der Tür im Rücken.
Ein großer Mann mit dunkler Haut trat auf ihn zu, bis er dicht vor ihm war. Seine schwarzen Haare glänzten im Licht und sein Duft umgarnte ihn. Elion begann zu zittern und sein Wolf knurrte erneut Gefährte. Ja, ich muss schnell hier weg. Ich muss zu Cyran. Seine Beine bewegten sich keinen Millimeter, er war wie hypnotisiert.
Eine Hand legte sich an seine Wange und sie begann zu prickeln. Weg. Doch sein Körper bewegte sich nicht. Nicht einmal als sich heiße Lippen auf die seine legten und sein Mund mit einem wilden Kuss eroberte wurden. Seine Hand ließ die Decke los, die zu Boden rutschte und legte sich an die harte Brust vor ihm, denn der Mann hatte nur eine schwarze Hose an.
Mit der anderen Hand fuhr er in dessen weichen Haare, während er sich erobern ließ. Starke Arme umschlangen ihn, hoben ihn hoch, ohne den Kuss zu unterbrechen, und trugen ihn zum Bett. Ein leichtes Knabbern an seiner Unterlippe ließ ihn erschauern, doch er wollte mehr. Der Geschmack war atemberaubend. Er rieb sich an dem Mann der über ihm lag und zog ihn wieder an seine Lippen.
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Schwarz-weißes Herz
Короткий рассказZwei Prinzen Talion und Cyran des Drachenreichs befinden sich aufgrund einer Prophezeiung im Exil. Eines Nachts empfängt Talion eine Vorahnung und sie begeben sich auf einen Ausflug. Auf diesem Weg begegnen sie einem Straßenzug, der etwas Wichtiges...