Kapitel 2 Mitternacht

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Sammy schlief sehr schlecht. Sie waren um 16 Uhr zurück gewesen und hatten noch gemeinsam Kekse backen können. Alea und Lennox waren dann um 19 Uhr aufgebrochen, um zu Nelani und Keblarr zurückzukehren. Fussel hatte sich vor Sammys Bett gelegt. Es war ein schöner Abschluss der zwei Tage gewesen, die Lennox und Alea auf der Crucis verbracht hatten.

Sammy setzte sich auf und machte seine Schreibtischlampe an. Auf dem kleinen Tisch neben Sammys Bett lag sein Tagebuch, einige Sammelobjekte aus dem Meerreich, einige Fundstücke aus dem Meer, die nicht einmal die älteren Meermenschen kannten und ein altes Familienfotobuch. Fussel wachte auf. "Oh. Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken." Fussel machte die Ziegengeräusche, für die sie bekannt war, nur etwas tiefer. Sie klang etwas genervt. "Ich kann nicht schlafen. Willst du ein bisschen spielen?" Fussel wippte etwas hin und her. Sammy sah das als ja. "Ok. Ich hole schnell ein paar Fische."

Sammy schlich sich an dem Zimmer von Niki und Ben vorbei und schaute kurz im Wohnbereich vorbei. Es war alles wie immer, nur dunkel. Fast wäre er über Fussels Lieblingsball gestolpert. Er kam in der Küche an und nahm drei kleine Fische aus dem Eimer für Fussel. Auf dem Rückweg zu seinem Zimmer hob er Fussels Ball auf.

"So. Erst Tricks, dann Fisch." Sammy schaute Fussel an, die sehnsüchtig auf die Fische schaute. "Ok, einen darfst du schon haben." Sammy warf seiner Robbe einen Fisch zu. Glücklich schnappte Fussel nach dem Fisch und fing ihn in der Luft.

Sammy hätte ihr dafür fast noch einen Fisch zugeworfen, aber er holte stattdessen den Ball heraus. "Und los." Wo auch immer Sammy den Ball hinhielt, Fussel versuchte mit ihrer Nase heranzukommen. Sie hievte sich schräg auf Sammys Bett, kletterte auf einen kleinen Hocker und stieß fast Sammys Tisch um. Sammy warf ihr den zweiten Fisch hin und schaute Fussel zu, wie sie glücklich den zweiten Fisch fraß. Sammys Gedanken überrannten ihn wieder. Er setzte sich neben sein Bett. "Hier Fussel. Danke, dass du da bist." Den letzten Fisch bekam Fussel wieder ohne Trick. Sie legte sich auf Sammys Beine.

Sammy zog den Anhänger von dem Haken, den er extra für diesen an seinem Bett angebracht hatte. Er betrachtete, wie so häufig, wenn er nicht einschlafen konnte, den Anhänger. Cassaras Bogen, ein Silberfaden für Alea, eine Gitarre für Lennox, ein Schiff für Ben und ein Kleeblatt für Fussel.

Er drehte den Anhänger. Tess' Mundharmonika und Hildegards Feder. Außerdem noch für die Abenteuer, die sie erlebt hatten, eine Perle, eine Murmel und ein Fisch. Fussel drehte sich auf seinen Beinen. Er fing an sie zu kraulen. "Fussel. Was soll ich denn machen? Ich bin so verwirrt. Die Sache von heute Nachmittag.... Das war so merkwürdig. Ich weiß wieder, warum ich nicht mitgehen wollte. Weißt du noch, als wir im Winter in London waren? Damals hatte mir jemand Pralinen geschenkt. Wir haben uns dann in der Stadt getroffen und sie hatte damals versucht mich zu küssen. Auf den Mund und so." Sammy seufzte.

Fussel schaute ihn aufmerksam an und machte leise Geräusche, um Sammy zu zeigen, dass sie weiter zuhörte. "Damals bin ich zu schockiert gewesen, um irgendwas zu sagen oder zu tun. Ich habe niemanden davon erzählt. Wäre bestimmt merkwürdig gewesen, wenn sie es erfahren hätten. Heute habe ich versucht-" Er brach ab und schaute auf seine Uhr. "Gestern habe ich versucht dieser Situation zu entkommen, nicht weil ich mich an London erinnert hatte, sondern, weil ich einfach keine Lust hatte, mit ihr in die Stadt zu gehen, glaube ich, während Alea und Lennox bei uns sind. Aber die andern mussten ja zusehen."

Er fing an zu zittern. Fussel machte ihre Ziegengeräusche. Sie versuchte ihn zu beruhigen. Sammy zog sich seine Bettdecke vom Bett, aber das Zittern ließ nicht nach.

"Sollen wir uns die Fotos nochmal anschauen?" Sammy zog das Fotobuch von seinem Schreibtisch. Die ersten Fotos waren noch mit ihren Eltern. Sammy hatte wenige Erinnerungen an sie, aber nur gute. "Das sind wir am Strand von, ich glaube es war Sylt." Sammy zeigte Fussel das Bild von ihm, Ben und ihrer Mutter. Ihr Vater hatte das Bild gemacht.

Am Meeresgrund für eine Nacht || Samuel Draco || Alea AquariusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt