Der Knoten (24)

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Als Katalias Vater gestorben war hatte sie genau zwei Emotionen verspürt: Unglaube und Traurigkeit.

Bei ihrer Mutter war es komplizierter. Katalia kam es so vor als trüge sie einen großen, verschlungenen Knoten im Herzen und jeder einzelne Strang des Knotens war eine andere Emotion.

Traurigkeit war der wohl größte davon, aber da war noch mehr: Schock, Wut, Schuldgefühle, Unverständnis, Was- wenn-Fragen.

Was wenn sie früher nach Hause gekommen wäre? Was wenn sie einfach gar nicht losgegangen wäre? Was wenn ihre Mutter einfach niemals krank geworden wäre?

All das erläuterte Katalia Martinus auf einem besonders langen Spaziergang durch die Stadt.

Ein paar Tage waren vergangen seit Katalias Beschluss und obwohl jedes Wort das sie über ihre Mutter sprach schmerzte wie ein Dolchstoß, hatte Martinus ihr gesagt sie würde sich besser fühlen je mehr sie mit ihm darüber redete.

,,Danach lass ich dich auch in Ruhe damit, Katze, versprochen." Sagte er und wich einem entgegenkommenden Ehepaar aus.

Katalia nickte nur. Sie trug das Kleid und den Umhang ihrer Mutter zum Schutz gegen die Sonne. In gewisser Weise fühlte sich das falsch an, aber sie hatte dringend ein neues Kleid gebraucht und jetzt musste sie sich wenigstens keine Sorgen mehr darüber machen wie sie Geld für eins auftreiben konnte.

Sie wusch sich wieder täglich, aß regelmäßig und als Martinus und sie an dem Stand eines Spiegelhändlers vorbeigingen stellte sie fest wie wenig man ihr den Verlust ansah.

Sie sah beinahe gut aus. Nicht schön, das war sie nie gewesen, aber gut.

,,Ferto müsste irgendwo hier sein

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,,Ferto müsste irgendwo hier sein." Meinte Martinus und durchsuchte mit seinen Augen die Menge.

Katalia wandte sich von ihrem Spiegelbild ab und tat es ihm nach.

Sie waren natürlich nicht einfach ziellos unterwegs, sondern auf der Suche nach Martinus kleinem Halbbruder, um ihm einen Krug Wasser und eine Kleinigkeit zu essen vorbei zu bringen.

Der Achtjährige hatte eine Arbeit als Blumenkind ergattert, ein Beruf der nur eine Stufe über dem Betteln stand.

Blumenverkäufer stellten Kinder ein, die besonders niedlich oder erbärmlich aussahen und gaben ihnen jeden Morgen eine kleine Ladung Blumen, die sie an Vorbeigehende verkaufen sollten.

Ferto war gut darin. Von morgens bis abends lief er durch Gassen und Marktplätze, drückte Passanten Blumen in die Hand und verlangte laut fordernd sein Geld. Am Ende jedes Arbeitstages durfte er einen kleinen Teil des Ertrages mit Nachhause nehmen.

Da sein Lohn davon abhing wie viel er an jenem Tag verkauft hatte, weigerte sich Ferto rigoros Pausen einzulegen, sei es auch um zu essen oder zu trinken.

Nilia sorgte sich deswegen und stellte sicher, dass sie oder Martinus ihm täglich einen kurzen Besuch abstatteten um ihm Wasser oder etwas zu essen zu bringen.

KataliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt