Kapitel 3

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Lusca sah zwei braune Augen, rote Haare. Erstarrte. Angst schoss durch seinen Körper. Mensch. Dieses Wort schoss in seinen Kopf und sofort setzte sein Fluchtinstinkt an. Er will mich töten. Genau wie meine Schwester. Instinktiv stieß er sich ab und tauchte ins Wasser.

Mit einem starken Schlag seiner Flosse schoss er in Richtung des Tunnels, welcher nach draußen führen würde. Schlingen umschlangen seinen Körper, schnitten in seine Haut. Mit einem Mal konnte er sich nicht mehr bewegen. Panisch zappelte er, doch die Schnüre wanden sich nur noch enger um ihn, dann spürte er einen Zug. Er wurde von dem Ausgang fortgezogen, in Richtung Wasseroberfläche. Er wehrte sich, doch sein Gegner war zu stark.

Der Felsen bohrte sich in seinen Rücken und er wurde auf das Gestein nach draußen gezogen, aus seinem sicheren Wasser heraus. Angst lähmte seinen Körper, er umschlang sich mit den Armen und zitterte. Seine Augen waren zusammengekniffen und Tränen liefen hervor. Ich will nicht sterben.

Eine Hand berührte ihn an der Wange und strich sanft über sie, sodass er zurückzuckte. „Hab keine Angst", erklang eine junge männliche Stimme.

Lusca drehte den Kopf und schaute in die warmen braunen Augen eines jungen Mannes mit roten Haaren. In diesen Augen sah er keine Bösartigkeit, doch er konnte sich auch irren. Wieso sieht sein Gesicht so... weich aus? Die Finger fuhren unter sein Kinn und hoben es an.

„Du bist wunderschön."

Die Worte verwirrten Lusca, er wusste nicht, was er darauf antworten sollte.

Kellan schaute auf die männliche Sirene vor ihm, fuhr dessen sinnliche Züge nach, strich über die flossenartigen Ohren, die aus den blauen Seidenvorhang hervorstanden. Diese zuckten.

„Nicht", erklang eine helle männliche Stimme, die sein Herz noch weiter beschleunigte. Ein scheuer Ausdruck trat auf das Gesicht seiner Sirene.

„Mein Name ist Kellan, wie ist der deine, meine Schönheit?", fragte er mit weicher Stimme und fuhr mit der Hand zurück zu dessen Gesicht, versank in den marineblauen Seen.

Die Angst in Luscas Körper ließ etwas nach. Der Klang einer Stimme verriet viel über das Wesen eines Lebewesens. Er als Sirene konnte den aufrichtige Klang hören. Dieser Mensch will mir nichts Böses, er will mir nicht wehtun. „Lusca", kam ihm über die Lippen.

Finger fuhren über diese und er erhielt die Antwort: „So schön, wie deine Lippen." Kurz darauf pressten sich warme Lippen auf die seinen. Es war das erste Mal, dass Lusca so etwas spürte. Eine Zunge leckte über seine Unterlippe und er gab einen erschrockenen Laut von sich. Als er den Mund öffnete, wanderte die Zunge des Menschen in seinen Mund, begann ihn zu erkunden. Er streichelte ihn liebevoll, während zwei warme Arme ihn umschlangen.

Luscas Herz schlug schneller und er schloss die Augen, als eine warme Empfindung sich in seinem Körper ausbreitete. Die Lippen lösten sich von den seinen und er lag mit halbgeschlossenen Augen in den Armen dieses Menschen. Er hatte ihm den Atem geraubt.

„Lusca", sagte Kellan, während er weiterhin über die weiche Haut der Sirene strich. Er fuhr von dessen Hals nach unten über dessen Brust zu dem Bauch. Seine Lippen wanderten über dessen Wange zu den Ohren, die ihn faszinierten. Er wusste nicht, was in ihn gefahren war, doch er musste Lusca berühren. Hat er mich verzaubert? Vielleicht.

Als die Sirene seinen Namen aus dem Mund des Menschen hörte, spürte er es. Unmöglich. Doch er wusste es. Sirenen erkannten ihren Gefährten an der Stimme, wenn diese zum ersten Mal ihren Namen aussprachen. Lusca keuchte. Dieser Mensch ist mein Gefährte. Er war für ihn bestimmt und der Einzige, der gegen seine Stimme immun war. Eine einzelne Träne rann über seine Wange und eine Zunge fing diese sanft ab.

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