Er war müde und ihm fielen langsam die Augen zu. Anstatt jedoch zu gehen, drehte er sich auf die Seite. Warme Arme umschlossen ihn und Lippen wanderten seinen Hals entlang. Es war so warm. Er fühlte sich sicher, ruhig. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, dann fiel die erste Träne. Sie rann über seine Wange.
„Das ist nicht fair", schluchzte er, während Andrew ihn hielt. Er hatte das Kondom verknotet und zur Seite gelegt und Mason in den Arm genommen. Dieser junge Mann zitterte in seinen Armen und er sah die Tränen.
„Willst du darüber sprechen?" Es war nicht richtig, das wusste er.
Mason schaute an die Wand. „Sie haben mir wehgetan. Sie haben mich so lange gequält. Mich, meinen Bruder. Ich habe es nicht mehr ertragen, bin gegangen. Doch sie haben nicht aufgehört. Sie haben ein neues Opfer gefunden." Er klammerte sich an Andrew.
In diesem Moment erhielt er von Mason das letzte Puzzleteil. Nun wurde das Bild klar. Das andere Kind, das ertrunken war. Es war also nicht ertrunken.
„Ich musste etwas tun. Nicht noch einmal", schluchzte Mason.
Sanft fuhren die Finger über seine Wange. „Es ist in Ordnung. Sie können dir nichts mehr tun. Ich bin hier und beschütze dich."
Der junge Mann mit den braunen Augen hielt inne, drehte sich um, schaute ihn an. In den Augen stand das Wissen, das dort nicht stehen sollte. „Wirst du mich nun mitnehmen?"
Andrew setzte sich auf, schaute Mason an. „Wie meinst du das?"
„Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich gefunden werde." Doch es war so weit. Der Mann vor ihm hatte einen neutralen Ausdruck.
„Seit wann?", fragte er Mason. Was hatte ihn verraten?
Mason lächelte. „Seit du gesagt haben, dass sie mir nichts mehr tun können. Du weißt es. Du weißt, dass ich sie ermordet habe, und nun hast du das Geständnis. Dein Job ist erledigt." Es war zu schön gewesen, um wahr zu sein. Doch das war in Ordnung, denn er hatte etwas dafür erhalten. Tief im Innern hatte er gewusst, dass er solch ein Glück nicht erhalten würde, denn er hatte es nicht verdient.
Andrew schwieg. „Ich werde dich nicht verhaften, im Gegenteil. Ich werde den Fall neu aufrollen, die Gesichter der wahren Monster aufdecken. Deine Handlung war Notwehr im Affekt und das werde ich beweisen."
Die Worte drangen zwar an Masons Ohren, dennoch, konnte er sie nicht fassen. „Warum?", fragte er, eine weitere Träne rollte über seine Wange.
„Weil es meine Aufgabe ist, Monster zu fangen, und du bist keines." Davon war er überzeugt. „Dennoch, gibt es noch etwas. Du hast einen Umschlang. Diesen Umschlag brauche ich."
Mason wusste sofort, um welchen es sich handelte. Der Umschlag. „Du erhältst ihn, sobald das Urteil gefallen ist, egal wie es ausfällt." Auch wenn es egoistisch war, es war seine einzige Verbindung zu diesem Mann.
Andrew schaute ihn an. „In Ordnung."
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Eineinhalb Jahre später...
Jenna zog das schwarze Oberteil an und trat hinter die Bar. Mit einem Seufzen räumte sie die Gläser ein. Die neue Aushilfe war nicht einmal ansatzweise so gewissenhaft und kompetent, wie Mason es gewesen war. Sie vermisste ihn.
Tja, wo das Glück hinfällt. Mason hatte vor einem Monat gekündigt. Ein Mann mit dunkelblonden Haaren hatte ihn begleitet. Mason hatte ihn als seinen Lebensgefährten vorgestellt und von ihrem Zusammenzug erzählt. Mit verschränkten Händen waren sie aus dem Club gelaufen.
Er tut ihm gut. Die neue Frisur hatte ihm gut gestanden und die Maske, die so lange sein Gesicht bedeckt hatte, war Vergangenheit. „Tja. Es muss weitergehen." Sie nahm die Gläser und räumte sie ein.
Mason stellte ein Cocktailglas auf dem Tisch und umarmte den Mann vor sich. Mit den Lippen fuhr er über dessen Ohr, knabberte daran. „Ihr Cocktail ist fertig, Mister", flüsterte er.
Der Kopf drehte sich und dunkelblaue Augen blickten in seine. „Da kommen Erinnerungen auf." Ein Daumen fuhr über die sinnlichen Lippen, die er daraufhin küsste. „Doch du wirst mich nicht überreden." Andrew schaute seinen Liebsten an. „Morgen gehen wir zum Schwimmunterricht." Er konnte sehen, dass Mason das Gesicht verzog.
Mit einem Seufzen löste er sich und setzte sich neben Andrew, der ihn in eine Umarmung zog. „Ich mag Wasser nicht." Die Erinnerung verursachte bei ihm eine Gänsehaut.
„Ich weiß, doch wenn wir ans Meer wollen, möchte ich keine Angst haben, dass du ertrinkst oder eine Panikattacke bekommst." Mason wollte das ebenfalls. Zwar hatten sie Urlaub in den Bergen gemacht, doch sein Traum war es, ans Meer zu gehen. Gleichzeitig machte es ihm Angst. Seine Hand schlang sich um die des Mannes, der ihn gerettet hatte. Andrew hatte ihn aus dem Loch geholt, in dem er sich so lange verkrochen hatte.
Gemeinsam lebten sie in seinem Haus etwas außerhalb von Atlanta. Jeden Tag verbrachte Mason Stunden draußen im Garten und blühte mehr auf. Er wurde zu dem Mann, der er hätte werden sollen. Seinen Job hatte er gekündigt und nun besuchte er erneut die Schule. Er war fest entschlossen, einen Abschluss zu machen, denn er wollte Andrew nicht auf der Tasche liegen.
Es hatte gedauert, doch er hatte sich nach und nach geöffnet. Der Prozess war vor zwei Wochen offiziell abgeschlossen worden. Notwehr, war das Urteil gewesen. Nun war er frei. Die Monster waren in den Akten gefangen, er war frei. Auch wenn er noch lange brauchen würde, Andrew half ihm. Wenn er Albträume hatte, hielt er ihn. Er wusste, dass er ihm das nicht vergelten konnte.
Finger spielten an ein einer Strähne, die Mason ins Gesicht fiel. „Du bist wieder weit weg mit deinen Gedanken, kleiner Vogel."
Ein Lächeln wanderte auf Masons Lippen, etwas das in letzter Zeit häufiger vorkam. „Scharfe Schlussfolgerung, Special Agent Hemming. Was haben Sie noch herausgefunden?"
Ein Lachen entkam dem Mann mit den dunkelblauen Augen. „Dass mein Ziel offensichtlich eine Schwäche für Liebkosungen an den Ohren hat." Er leckte über die Ohrmuschel und Mason erschauerte. „Und erregt wird, wenn man ihm direkt ins Ohr flüstert."
Mason erschauerte. Eine Haut wanderte unter sein Oberteil und er wurde gedreht, sodass Andrew über ihm war. „Sie spielen nicht fair", keuchte er.
Andrew richtete sich auf. „Das habe ich nie und werde ich auch nie." Dann küsste er den Mann, an den er sein Herz verloren hatte. Das hast du auch nie.
Der Jäger hatte seine Beute anvisiert und niedergestreckt. Nun gehörte sie ihm.
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Diese Kurzgeschichte gehört der Autorin E. M. Holland (Profil: Nezumigami).
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Hinter der Maske
Short StoryAndrew, ein FBI-Agent, ermittelt in einem Mordfall, bei dem eine geheime Akte verschwunden ist. Er ist auf der Suche nach einem jungen Mann, den eine Kamera aufgezeichnet hat. Als er Mason begegnet, dessen Gesicht mit einer schwarzen Maske bedeckt i...