Kapitel 3

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Kurz nach zwei Uhr endete Masons Schicht und erleichtert verschwand er in der Umkleide. Hoodie und Maske wanderten an ihre Stelle und er konnte aufatmen. Er hatte es geschafft. Nachdem er sich verabschiedet hatte, machte er sich auf den Weg nach Hause.

Bereits nach den ersten Metern hatte er das Gefühl, dass ihn jemand verfolgte. Als er Schritte hörte, begann er zu rennen. Seine Instinkte schrien alarmierend.

Keuchend erreichte er die Haustür, zog zitternd die Hauschlüssel heraus. Eine Hand legte sich neben ihn an die Tür und schreiend fuhr er zu Seite, die Schlüssel fielen klirrend zu Boden. Als er in ein vertrautes Gesicht schaute, beruhigte er sich.

„Habe ich dich erschreckt? Entschuldige", erklang die tiefe Stimme.

Was macht er hier? Mason trat einen Schritt zurück. Dann sah er jedoch, wie Andrew einen Schlüssel aus der Hosentasche holte und die Türe aufschloss. Er schaute ihn wieder an. „Du kommst mir bekannt vor?", sagte dieser mit nachdenklichem Gesicht.

Er erkennt mich nicht. Mason griff nach dem Schlüssel und folgte dem Blonden hinein. Sie liefen beide in den zweiten Stock und Andrew hielt an der Tür der mittleren Wohnung. Dort hielt er und schaute zu Mason, der vor seiner Tür stand. „Du bist also mein Nachbar. Mein Name ist Andrew", sagte dieser mit einem Lächeln und streckte Mason die Hand entgegen.

Was soll ich tun? Er würde sich am liebsten umdrehen und in seine Wohnung flüchten. Sein Herz schlug schnell. Er ist mein Nachbar. Der Mann aus der Bar wohnte direkt neben ihm. Dessen Hand schwebte immer noch in der Luft. „I-Ich-"

Der Blick von Andrews Gesicht änderte sich. Er trat nach vorne und einen Moment später hatten dessen Finger die schwarze Maske nach unten gezogen. „Mason?"

Mason zuckte zurück, nahm eine Abwehrhaltung ein. Seltsamerweise trat sein Nachbar zurück und hob die Hände. „Tut mir leid, wenn ich dir zu nah getreten bin." Er wirklich freundlich und die Distanz half.

„Schon gut", erwiderte er und zog die Maske wieder auf, atmete durch.

„Möchtest du noch zu mir, ich habe zwei Bier im Kühlschrank. Dann können wir uns kennenlernen."

Nein. Wieso machte dieser Mann ihm so ein Angebot? Er wollte in sein Nest zurück, in sein sicheres Nest. Er schüttelte nur den Kopf, schloss auf und verschwand in der Wohnung, ließ den Mann zurück. In seiner Wohnung atmete Mason auf, sprang sofort unter die Dusche. Dort setzte er sich auf den Boden ließ sich leicht berieseln.

Idiot. Er hatte diesen Mann mit seiner seltsamen Art vermutlich vergrault. Nun dachte er wie alle anderen, er sei ein Freak. „Er war nett", flüsterte er. Doch das waren Sie auch für alle anderen gewesen. Nett. Fürsorglich. Er schüttelte nur den Kopf, wollte ihnen nicht wieder Macht über sich geben.

„Wenn du so weiter machst, wirst du alleine in deinem Schneckenhaus sterben", murmelte er.

Es war nun Monate her. Sie waren fort und er war frei, doch es hatte sich nichts geändert. Er versteckte sich immer noch wie eine Maus in einem Loch. Wieso lässt du sie dein Leben weiter zerstören? Ein Leben, das er sich aufgebaut hatte. Mit der Faust schlug er sich gegen die Stirn, drehte das Wasser ab. Es würde sich nichts ändern, wenn er nicht den ersten Schritt tat.

Würde es heute Abend sein? War Andrew vielleicht die Chance, die er verstreichen ließ? Dieser Mann hatte ihn angelächelt, hatte ihn mit sinnlichen Augen angeschaut. Das Handtuch trocknete seine Haare, alles automatisch. Was hast du zu verlieren? Er wird dich wohl kaum ermorden. Ein makabres Lachen entkam ihm. Vielleicht sollte er eher Angst haben.

Sein Hoodie wanderte über seinen nackten Oberkörper, die Maske auf sein Gesicht. Stumm stand er vor seiner Wohnungstür, schaute sie an. „Er schläft sicher schon."

Hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt