3-Übernachtung-

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„Und, wie lange bleibt er?" Emila wechselt in den Schneidersitz und umklammert mit ihren Armen eines meiner Kissen, während ich Keram, welcher es sich auf meinem Schoß bequem gemacht hat, hinter den Ohren kraule.

„Ich weiß es nicht, hab ja nicht wirklich mit ihm geredet." Meiner Stimme ist deutlich anzuhören wie sehr das Wiedersehen mit Henry mich überfordert.

Emila war vor einer halben Stunde her gekommen und ich berichtete ihr sofort von dem gestrigen Ereignis.

„Und er studiert echt Jura? War er nicht immer maßlos überfordert mit der Schule gewesen?" Verwirrt schaut der kleine Rotschopf aus meinem Fenster hinüber in das alte Zimmer von Henry, doch ich kann auch nur ratlos den Kopf schütteln.

„Ich bin genauso verwundert wie du, wenn nicht sogar noch mehr."

„Wie alt ist er jetzt?" Ihre giftgrünen Augen blicken stechend in meine und ich überlege kurz.

„Er müsste noch einundzwanzig sein, aber im September wird er glaube ich zweiundzwanzig."

Sie will antworten, doch schnallt ihr Kopf wieder ins Zimmer gegenüber. „Ich glaube er geht gerade in sein Zimmer." Schnell laufe ich zu meiner Fensterbank auf der Emila platzgenommen hatte und gemeinsam beobachten wir Henry dabei, wie er sein altes Zimmer betritt.

„Wow", murmelt Emila. „Er ist ja echt heiß." In dem Moment, in dem die Worte ihre Lippen verlassen, zieht Henry sich das Shirt vom Kopf und gibt somit den Blick auf seine durchtrainierte Brust frei.

Emila reißt ihre Augen weit auf, während mir fürchterlich warm wird. Da er kein Licht anhat fällt ihm ein Schatten ins Gesicht und ich bewundere gerade seine Rückenmuskeln, da fasst er and den Bund seiner Hose.

Schnell ziehe ich den Vorhang zu und beende das Spektakel. Meine beste Freundin wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Was? Es ist nicht richtig ihn heimlich beim umziehen zu beobachten." Automatisch verschränke ich meine Arme vor der Brust und komme mir wie ein kleines Kind vor, was nicht bekommt was es will.

„Du stehst auf ihn, nicht wahr?" Ein leichtes Schmunzeln legt sich auf ihre Lippen.

Empört schnappe ich nach Luft, sage aber nichts. Ich kann Emila nunmal nicht anlügen.

„Er hat mir Jahre lang die kalte Schulter gezeigt, daran hat sich nichts geändert.", versuche ich mich rauszureden, doch natürlich komme ich damit nicht weiter. Mir entwichet ein leichtes Seufzen, doch Emila starrt mich nur entgeistert an.

„Ähhh, doch. Er ist nicht der einzige der sexy geworden ist." Nun war ich an der Reihe, die Augen weit aufzureißen.

„Ist doch die Wahrheit. Du hast Holz vor der Hütte und das letzte Mal, als er dich gesehen hat, warst du zwölf und er", sie kneift ihre Augen zusammen und schaut an die Decke, „Siebzehn? Du warst noch nicht einmal in der Pubertät! Wie kannst du es ihm da übel nehmen, dass er nichts von dir wollte?" Während ihres Dialogs hat sie sich von der Fensterbank erhoben und lehnt sich nun gegen meinen Schreibtisch.

„Er hätte ja wenigstens better sein können und auch wenn ich mich verändert habe, verändert das nichts an der Situation. Ich werde nicht wieder anfangen ihm hinterher zu sabbern."

„Das sollst du ja auch nicht. Aber mal ganz ehrlich, er wäre genau der richtige für einen kleinen Sommerflirt, meinst du nicht? So etwas darf in den letzten und mit Abstand besten Sommerferien aller Zeiten ja schließlich nicht fehlen." Schelmisch grinst sie zu mir herüber.

Über ihre Idee kann ich nur die Augen verdrehen. Das kommt auf gar keinen Fall in Frage, doch das erwähne ich gegenüber Emila jetzt lieber nicht. Sie ist schon immer mutiger und experimentierfreudiger gewesen als ich. So hatte sie auch schon im Alter von Dreizehn Jahren herausgefunden, dass sie nicht nur auf Jungs, sondern auch auf Mädchen steht.

All the things I've never saidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt