6-Dein ernst?-

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Es ist Samstagmorgen und seit Tagen kann ich an nichts anderes mehr denken als an das, was zwischen Henry und mir war.

Oder eben nicht war.

Ich lege noch meine liebsten Kuschelsocken in die große Sporttasche, dann ziehe ich den Reißverschluss zu und hänge den Gurt über meine Schulter.

Mit eiligen Schritten verlasse ich mein Zimmer und laufe die Treppe hinunter in den Flur.

In den letzten Tagen hatte ich beinahe ununterbrochen ins Nachbarfenster gestarrt. Aber nie war ich Henry begegnet. Selbst wenn er in seinem Zimmer war, würdigte er mich keines Blickes. Ich bin mehr als nur verwirrt, denn ich dachte zwischen uns wäre was. Klar, er hat mich früher immer abgelehnt, wir hatten Jahre Funkstille und uns erst vor ein paar Tagen wieder gesehen, aber er hatte mir doch eindeutige Zeichen gegeben.

Oder nicht ?

Vielleicht bilde ich mir das nur ein, weil ich zu viel hineininterpretierte. Womöglich hat er immer noch kein Interesse an mir und er war mir letztens gar nicht näher gekommen um mich zu küssen. Eventuell war nur ich es gewesen, die es wollte und sich deshalb vorgelehnt hatte.

Was auch immer Sache ist, ich bin mir sicher der Abstand würde mir helfen endlich einen klaren Gedanken fassen zu können.

In einer Viertelstunde würde ich den Bus nehmen, der mich zu Emilas Haus fährt und sie würde mir weiterhelfen können.

Möglichst schnell schlüpfe ich in meine Schuhe, rufe meinen Eltern zu, dass ich los gehe und schließe die Haustür bevor sie etwas erwidern können.

Die Nachmittagssonne blendet und ich halte mir schützend die Hand vor dir Augen. Der Bus würde in zehn Minuten kommen und ich brauche mindestens acht um zur Bushaltestelle zu laufen.

Darum beeile ich mich und atme erleichtert auf, als ich den Bus mich gerade rechtzeitig erwische.

Die Fahrt dauert keine zehn Minuten und schon stehe ich vor dem süßen, kleinen Backsteinhaus in dem Emila, welche schon an der Tür auf mich wartet, lebt seit sie her gezogen ist.

Ich gehe auf sie zu und das erste was ich höre ist natürlich keine Begrüßung, sondern eine Beschwerde.

„Es ist viel zu heiß. Meine Güte, wir sind doch in Deutschland." Mit der einen Hand wedelt sie sich Luft zu, mir der anderen öffnet sie die Haustür noch ein Spalt weiter.

„Dir auch einen schönen Tag.",grüße ich sie ihm vorbeigehen. Im inneren des Hauses ist es angenehm kühl und ich grüße einmal schnell Emilas Eltern, bevor wir gemeinsam in Emilas Zimmer verschwinden.

Sofort lasse ich mich auf ihr gemütliches Bett fallen, die Hitze lockt einen echt aus, im Bus war ich deswegen fast gestorben.

„Okey, in fünf Stunden beginnt die Party. Aber sei mir nicht böse, ich habe ihm gesagt das wir früher kommen, um ihm beim aufbauen zu helfen. Darum müssen wir schon in drei Stunden los."

Fassungslos sehe ich sie an. „Dein Ernst? Du willst mich doch wohl verarschen, ich kenne den Typen nicht mal. Machen das nicht normalerweise enge Freunde?" Im Ernst, ich hatte absolut keine Lust einem Fremdem dabei zu helfen das mir ebenfalls fremde Haus vorzubereiten.

„Judi, sei nicht so. Außerdem ist er sogar ein sehr guter Freund von mir. Wenn du nicht helfen willst, dann kommst du einfach später vorbei. So lange kannst du ja gerne meiner Mutter bei ihrem Schwangerschaftsyoga helfen."

Genervt drücke ich meinen Kopf in Emilas großes Kissen. „Na gut, aber dann müssen wir langsam anfangen und fertig zu machen."

„Darauf wollte ich ja hinaus. Was hast du vor anzuziehen?"

All the things I've never saidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt