1. Mei Samada

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Alle um mich herum redeten, doch keiner sprach mit mir. Alle um mich herum lachten, aber keiner lachte mit mir. Keiner sah mich an. Keiner beachtete mich. Es war als ob es mich nicht geben würde. Nicht in dieser Stadt, nicht in dieser Schule und nicht in dieser Klasse.

Irgendwo war ich froh, dass meine Klassenkameraden mich nur mit Nichtachtung bestraften und nicht mit Schlägen oder ähnlichen, wie ich es auch schon bei anderen Mitschülern aus anderen Klassen mitbekommen hatte.

Als es klingelte zum Schulende, rannten alle nach draußen, als wäre irgendwo ein gratis Buffet aufgebaut. Ich hingegen nahm in aller Ruhe meine Sachen und verließ als letztes den Raum. Ich machte das ganz bewusst so, ich wollte dem Gedränge auf den Gängen was um diese Zeit herrschte so gut es ging aus dem Weg gehen.

„Wiedersehen Mei", verabschiedete sich noch mein Lehrer. Mit einem stillen Winken und einem leichten Lächeln verließ ich dann den Raum.

Als ich nach draußen kam, ging ich nicht wie man es vielleicht von mir erwarten würde nach Hause. Nein, ich ging zum Sportplatz, dort trainierte um diese Uhrzeit immer die Fußballmannschaft unserer Schule.

Ich liebte Fußball, sehr sogar und das schon von klein auf.
Doch leider hatte ich nie Jemand mit dem ich spielen konnte. Die Mädchen hatten keine Lust auf sowas und die Jungs waren eh von vornherein überzeugt, dass ein Mädchen niemals Fußball spielen könnte. Ganz zu schweigen, dass ich eh nie wirklich Freunde hatte, gestaltete sich das immer als sehr schwierig.

Grade als ich beim Zaun ankam der das Feld umschloss, machten die Jungen grade ein Trainingsspiel gegeneinander. Team Blau gegen Team Rot.

Gebannt sah ich auf das Spielfeld. Mit welch einer Schnelligkeit und Präzision sie sich die Bälle zuspielten.

Es gab nur einen, der so gut wie niemals abspielte. Ein Jungen mit etwas längeren schwarzen Haaren mit blonden Spitzen. Jedes Mal war ich verblüfft über seine Technik, wie gut er war und wie viele Tricks er drauf hatte. Er alleine schaffte es meistens die Hälfte seiner Gegner auszuschalten und meist noch ein Tor zu schießen.

Das einzige was ihn aufhalten konnte, war wenn er gefoult wurde und genau das passierte grade mal wieder.

Ich sah wie der Junge ächzend ins Gras flog und dort kurz liegen blieb. Währendessen konterte die andere Mannschaft so schnell, dass keiner sie hätte aufhalten können und schoss ein Tor.

Sauer betrachteten seine Mitspieler den Jungen mit den blonden Spitzen.

„Das is alles deine Schuld! Warum passt du nicht ab?!", hörte ich einen anderen Spieler seines Teams schimpfen.

„Ja, er stand komplett frei, Bachira! Was soll das?!"

Eine immer größer werdende Traube an sich beschwerenden Mitspielern sammelte sich um ihn. Schrien ihn an und schubsten ihn auch manchmal.

Er tat mir unglaublich leid. Ich hatte schon öfter deren Spiel beobachtet. Es stimmte leider wirklich, dass er kaum abspielte, dafür war er aber auch wirklich gut darin sich alleine durch seine Gegnerreihen zu dribbeln und die Abwehr alt aussehen zu lassen.

Dennoch auch wenn er so wenig abspielte, fand ich es nicht gerechtfertigt ihn so zur Sau zu machen, schließlich hatte er in so manchen Spielen ihnen schon so oft mit seinen unaufhaltsamen Toren den Sieg gerettet.

„Bachira! Nochmal so eine Aktion und du fliegst raus!", rief der Trainer ihm über den Platz zu.

Auch wenn der Junge davon nicht begeistert aussah, befolgte er die Anweisung.

Am Ende des Spiels gewann die andere Mannschaft. Ich konnte ganz genau sehen wie angenervt der Junge davon war. Er hasste es zu verlieren, was mir schon in so manchen Spielen aufgefallen war. Aber noch mehr hasste er es wenn er seinen Spielstil nicht ausleben durfte.

Inzwischen wurde es schon langsam spät und ich beschloss zu gehen. Morgen war eh Samstag und Samstag hatten die Jungs meistens ein Spiel. Diese Woche war das Spitzenspiel, gegen den ersten Platz der Tabelle. Unsere Mannschaft stand gerade knapp dahinter auf dem zweiten.

Mit schnellen Schritten ging ich nach Hause.

Als ich angekommen war begrüßte mich gleich meine Mutter mit den Worten „Hallo Mei, wie war die Schule?". So wie jeden Tag.

„Ganz ok, so wie immer", gab ich meine Standard Antwort auf diese Frage wieder.

Dann ging ich in mein Zimmer. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und machte Hausaufgaben, auch wenn ich mich wenig darauf konzentrieren konnte.

Meine Gedanken hingen immer noch an dem Jungen. Ich mochte seinen Spielstil und fand diesen wahnsinnig interessant.

In meinen Träumen wünschte ich, ich könnte auch so viele Tricks beherrschen wie er. Allgemein wusste ich gar nicht, wie gut ich eigentlich war, ich spielte immer nur gegen mich selbst und nie mit oder gegen Andere.

Nachdenklich biss ich auf meinem Stift rum. Wäre ich nicht so schüchtern und würde auf andere keinen so gruseligen Eindruck machen, würde ich ihn zu gerne fragen, ob er mir etwas beibringen könnte, doch wahrscheinlich war er sich genauso wie die anderen Jungs zu gut um mit mir, einem Mädchen zu spielen.

Leise seufzte ich. Mit einem Klatschen ließ ich mein Buch zuschlagen. Grade könnte ich mich eh nicht konzentrieren also beschloss ich die Hausaufgaben morgen zu machen, schließlich ist heute Freitag.

Ich schnappte mir meine AirPods und einen Ball und ging runter in den Garten.

Draußen steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und startete an meinem Handy meine Playlist. Währenddessen hielt ich abwechselnd links, dann rechts, dann wieder links den Ball hoch ohne hinzuschauen.

Als meine Musik startete, fing ich den Ball mit meinem rechten Fuß und ließ ihn auf diesem ruhen.

Ich spielte ihn hoch, nahm ihn mit dem Kopf und spielte ihn immer wieder mit diesem hoch. Bestimmt 10 mal schaffte ich, dann ließ ich ihn wieder runter und hielt ihn wieder abwechselnd mit meinen Füßen hoch.

Wie sehr ich dieses Gefühl liebte konnte ich gar nicht in Worte fassen, es machte mich unglaublich glücklich und ließ mich frei fühlen.

Ich spielte ihn mir selbst nochmal hoch, dann schoss ich ihn Volley auf ein kleines Tor, das mein Vater mir mal in der Kindheit gebaut hatte.

„Toller Schuss", hörte ich lobende Worte hinter mir.

Ich nahm meinen rechten Kopfhörer aus den Ohren und drehte mich um.

„Hallo Papa, spielst du heute mit mir?", begrüßte ich den Mann mit leichten Lächeln.

„Tut mir leid Mei, aber ich bin total fertig von der Arbeit", kam er wie jeden Tag mit der gleichen Antwort.

„Ok, dann vielleicht morgen", lächelte ich, auch wenn ich genau wusste, dass er eh nicht können wird.

„Lass uns reingehen, Essen ist bestimmt bald fertig", sagte er nur, worauf ich ihm nickend folgte.

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So, das war das erste Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen^^.
In meinen Notizen hab ich die Geschichte übrigens schon fertig, da ich so einen Spaß beim Schreiben hatte, das Ende steht also schon😊

Über Feedback würde ich mich immer sehr freuen 😁

~The day I met you~ {Bachira x OC}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt