Cinco

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Unsere Abuela hat in wenigen Wochen Geburtstag und meine beiden älteren Geschwister haben zu meinem Leidwesen entschieden, dass der Samstagvormittag die perfekte Zeit ist, um ein Geschenk zu kaufen.

Deswegen folge ich ihnen seit einer geschlagenen halben Stunde durch das nahegelegene schwedische Möbelhaus. Sie scheinen der Meinung zu sein, dass sich das perfekte Geschenkt für Sofía zwischen einer weiteren Reihe weißer Regale versteckt und wir nur lang genug danach suchen müssen.

Ich war schon von Anfang an wenig überzeugt von der Idee, doch mir bleibt nichts Anderes übrig, wenn ich überhaupt noch rechtzeitig ein vernünftiges Geschenk haben möchte. Mein Blick heftet sich an die Wand zu meiner rechten, an der bestimmt zehn verschiedene Lichterketten übereinander hängen.

Prompt laufe ich gegen einen Körper und stolpere ein paar Schritte zurück. „¡Huy!", entflieht es mir überrascht und ich sehe auf, um mich bei der Person zu entschuldigen. Unter schwarzen Locken blitzen mich zwei bekannte braune Augen an.

In der Hand hält er sein Handy, was vermutlich einen Teil zu unserem Zusammenstoß beigetragen hat. Leise entschuldige ich mich und mache mir nicht die Mühe, dabei Deutsch zu sprechen.

Mein Gegenüber lächelt leicht und entschuldigt sich ebenfalls bevor er mich mit einem weiteren Blick neugierig mustert. „Was machst du hier?", will er dann wissen und lässt das mobile Kommunikationsgerät in der Tasche verschwinden.

Ich zucke mit den Schultern. „Warum sollte ich mich nicht in einem Möbelhaus aufhalten?" Marc schnaubt und scheint nicht wirklich zufrieden mit meiner Antwort. Hätte er besser mal nicht gefragt.

Ich stelle mich auf Zehenspitzen um über ein Regal hinweg zu meinen Geschwistern zu sehen, die gerade in eine Diskussion über irgendeinen Inneneinrichtungsgegenstand vertieft sind.

Mein Gegenüber folgt meinem Blick und erspäht die beiden, dann wandert er wieder zu mir. Fragend legt er den Kopf schief und wartet auf eine weitere Erklärung. Ich imitiere seine Mimik und ernte ein leises Seufzen.

„Bekannte?" Ich nicke. „Meine Geschwister. Sie haben mich hergeschleppt, um ein Geschenkt für unsere Abuela zu kaufen. Sonst würde ich nicht freiwillig samstags hier abhängen."

Jetzt schnaubt er amüsiert. „Was machst du hier?", hänge ich an. Die Frage erscheint mir im nächsten Moment ziemlich unnötig, denn zwei Meter von uns entfernt steht ein Einkaufswagen, der ob der Abwesenheit anderer Menschen um uns herum nur zu ihm gehören kann.

Meine Zähne zerbeißen wie von selbst den halbe Minzpastille auf meiner Zunge. Ein Schmunzeln breitet sich im Gesicht meines Gegenübers aus und meine Augen fahren die Konturen seiner zarten roséfarbenen Lippen nach.

„Ich brauche ein paar Sachen für die Wohnung." Die Sachliche Antwort hält mich davon ab, dass meine Gedanken in eine unangemessene Richtung abdriften. Das Gefühl habe ich bei dem anderen Mann nicht zum ersten Mal und er verwirrt mich mehr, als erwartet.

Mehr als ein Nicken bringe ich nicht zustande. Mein Blick haftet noch immer auf seinem Mund und jetzt runzelt mein Gegenüber die Stirn. „Hab ich irgendwas im Gesicht?"

„Nein", meine Stimme ist rau. Ich räuspere mich. „Da ist nichts." Schon wieder schmunzelt er und mein Herz macht einen Satz. Es soll aufhören. Leider wird mein Gedanke nicht erhört und ich erwische stattdessen braunen Augen, die nun im Gegenzug mein Gesicht analysieren.

Marc lehnt sich leicht zu mir und mein Körper reagiert mit leicht ansteigender Herzfrequenz. „Gut", murmelt er, „Du hast da nämlich auch nichts." Ungläubig atme ich aus. Er richtet sich grinsend wieder auf und macht einen Schritt in meine Richtung.

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