Kapitel 31

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Langsam erwacht Jace aus seinem Schlaf. Auf ihm spürt er ein Gewicht, sowie einen Atem der seine Bauchmuskeln streift. Mit geschlossenen Augen und vernebelten Verstand runzelt er die Stirn.

Das bildet er sich nur ein, denkt er sich. Sie ist nicht hier bei ihm. Sie meidet seine Nähe. Niemals würde sie sich so schnell dazu bringen mit ihm das Bett teilen zu wollen.

Langsam hebt er seine rechte Hand. Er will sie zu seinem Bauch führen, wird jedoch von einem Widerstand abgehalten. Einen Widerstand, der sich anfühlt wie Stoff. Langsam reibt er seine Handfläche über diesen. Er fängt an sich zu bewegen. Daraufhin öffnet er seine Augen.

Ungläubig streifen seine Augen den Brünetten Schopf seiner Mate. Sie liegt friedlich angekuschelt auf ihm.

Ein seeliges Lächeln bildet sich auf seinen Lippen.

So könnte er jeden Morgen aufwachen. Vorausgesetzt Ann lässt es nochmal zu, sodass es keine einmalige Sache ist.

Seine Hand die auf ihrem Oberarm liegt, hebt er nun hoch zu ihrem Haar. Sanft streichelt er über dieses. Ihr Haar fühlt sich unter seinen Fingern weich an. So weich wie Seide. Und ihr Duft, der zu ihm weht, ist wie der schönste Duft auf Erden.

Verträumt sieht er sie an.

Niemals im Leben hat er diesen Engel verdient. Er hat diesen unschuldigen Engel mit seinen Taten und Worten von damals verletzt. Mit seinen teuflischen Taten.

Teufel und Engel.

Himmel und Hölle.

Nicht dasselbe. Und doch gehören sie zusammen. Vom Schicksal zusammengeführt. Oder wie in ihrem Fall, von der Mondgöttin. Jace muss ihr vom ganzen Herzen danken, dass sie sie als seine Seelenverwandte erwählt hat. Nicht auszumalen, wenn er ein Schminkpüppchen an seine Seite erwählt bekommen hätte. Klar, er hätte sie dennoch geliebt, aber diese Püppchen sind immer nur auf dasselbe aus.

Geld.

Macht.

Selbstsucht.

So jemand wäre keine Bereicherung für das Rudel, sondern der Grund dafür, dass das Rudel in den Abgrund fällt. Hinab in die Hölle. In seine Hölle, weil er ist ja der Teufel. Und doch hat die Mondgöttin Gnade erwiesen. So ist das Rudel in den Himmel aufgestiegen.

Hinauf in ihr Reich.

Zu ihr.

Seinem Engel.

Behütet von ihrer Güte.

Bemuttert von ihrer Freundlichkeit und dem entgegenkommenden Verständnis.

Beschützt mit ihrem Mut und ihrer Opferbereitschaft.

Sie ist eine wahre Luna.

Seine Mate fängt an zu grummeln. Mit halbgeöffneten Augen hebt sie schwerfällig den Kopf. Ihr Bick wandert durch den Raum, bis er schließlich an ihm hängen bleibt.

"Wie hast du geschlafen?" nuschelt sie schlaftrunken. Leicht muss er schmunzeln.

"Besser denn je. Du?" ertönt seine tiefe Morgenstimme.

"Meine bösen Träume waren diese Nacht da. Ich glaube ich schlaf jetzt immer hier. Hält ja keiner aus ständig Alpträume zu haben."

"Sehr gerne." stimmt er ihr zu.

"Was hast du jetzt vor?" fragt sie gähnend.

"Keine Ahnung. Also....wenn du magst können wir noch ein wenig kuscheln?" sagt er unsicher.

Am liebsten hätte er sich für diese Unsicherheit geschlagen. Aber In ihrer Nähe schwingt immer ein wenig Unsicherheit mit. Jeder falsche Satz könnte ein Schritt zurück bedeuten.

Zögernd nickt sie und legt sich zurück in ihre vorherige Position. Er wiederum legt seine Hand, die sich bei ihrem Kopf heben ebenfalls erhoben hat, wieder zurück an ihrem Arm.

"Was hast du heute geplant?" fragt er.

"Ich denke ich werde hier ein paar mehr Kontakte knüpfen. Schließlich muss ich mich mit allen gut verstehen. Gegen Mittag gehe ich dann zu den Mädels. Und du?" Ihr Gesicht ist ihm abgewendet, was ihm aber nicht stört. Ihre Hand fährt seine Bauchmuskeln nach. Was ihm wiederum eine Gänsehaut beschert.

"Ich rede heute mit Bran und habe den üblichen Papierkram zu erledigen."

"Papierkram klingt langweilig." antwortet Ann. Leicht lacht er.

"Das gehört leider zu den Aufgaben eines Alphas. Allerdings würde ich gerne heute Abend mit dir zusammen essen. Ist das in Ordnung für dich?" versucht er einen kleinen Schritt vorwärts.

"Ja ist es." bejaht sie es schnell.

Sein Dauergrinsen will heute nicht mehr enden. Leicht senkt er seinen Kopf zu ihrem Scheitel um ihr einen leichten Kuss auf diesem zu hauchen.

"Ich liebe dich." entflieht unkontrolliert seinen Lippen.

Das war gestern schon mit der harmloseren Variante missglückt. Dann ist diese hier schon in Stein gemeißelt, dass sie scheitert.

"Weißt du Jace?" hört er ihre sanfte Stimme.

"Ich hasse dich nicht. Ganz gewiss nicht. Mir ist gestern bewusst geworden, dass ich irgendwas für dich empfinden muss. Sonst wärst du nicht mit eingeschlossen bei meinen Verlustängsten. Denn diese verspürt man nur für diejenigen, für die man etwas empfindet. Doch ob es Liebe ist kann ich nicht sagen. Das wird wohl die Zeit zeigen. Bis dahin reicht denke ich ein hab dich gern." erklärt sie ruhig.

Das reicht ihm. Mehr erwartet er nicht. Es ist deutlich mehr als, ich hasse dich.

"Und jetzt lass uns frühstücken. Ich hab Hunger." ruiniert sie das Gespräch. Doch er beschwert sich nicht, denn jetzt hat er Gewissheit.

Es wird ein Gemeinsam geben.

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