• sometimes, it's the wrong person •

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Leise schloß Annalena die Tür des Kinderzimmers und bevor sie sich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer machte, um das unausweichliche Gespräch mit Luise zu führen, ging sie noch kurz ins Bad, um sich etwas Bequemeres anzuziehen. Als sie sich das Kleid über den Kopf zog, musste sie unweigerlich daran denken, dass Robert das noch vor wenigen Stunden getan hatte. Sie spürte seine Berührungen noch immer auf ihrer Haut und fühlte schon wieder dieses unaufhaltsame Grinsen in ihrem Gesicht aufkommen. Sie konnte sich einfach nicht dagegen wehren. Sobald sie an Robert dachte, musste sie schlicht lächeln.

Er war irgendwie ganz anders gewesen als früher: So anhänglich irgendwie und sie musste zugeben, dass sie das schon ziemlich niedlich gefunden hatte. Er hatte sie ja gar nicht gehen lassen wollen, wo es doch früher wirklich eine Seltenheit gewesen war, dass er mal bei ihr geschlafen hatte. Und er hatte so enttäuscht ausgesehen, als sie gegangen war. Sie wünschte sich wirklich, dass sie hätte da bleiben, neben ihm einschlafen und aufwachen können- Und wenn noch ein kleiner Orgasmus dabei heraus gesprungen wäre, dann hätte sie sich sicher auch nicht beschwert...

Aber Luise am nächsten Morgen zu erklären, dass sie die Nacht bei Tildas Vater verbracht hatte, wäre wohl noch schwieriger zu erklären gewesen als die Verspätung - Nachdem sie ihrer Freundin gesagt hatte, dass ihr Treffen mit Robert wohl maximal zwei Stunden dauern würde.

Stichwort Luise: Bevor sie ihrer Freundin unter die Augen treten konnte, musste sie unbedingt dieses Grinsen aus ihrem Gesicht bekommen, sonst würde die Blonde nämlich nur einen Blick benötigen, um zu wissen, was sie in den letzten Stunden getrieben hatte. Sie wusch sich also das Gesicht, verzog vor dem Spiegel ein paar Mal grimassenartig ihren Mund und zog sich eine Jogginghose und das alte T-Shirt, das sie schon zu Uni-Zeiten getragen hatte, an, bevor sie zu Luise ins Wohnzimmer ging.

Diese saß noch immer auf ihrer Couch, schaute sie erwartungsvoll an. Annalena hatte das Gefühl förmlich unter Beobachtung zu stehen, als sie sich durch den Raum bewegte und schließlich neben Luise auf dem Sofa niederließ.

„Danke, dass du aufgepasst hast. Sorry, dass es so spät geworden ist.", murmelte Annalena, wagte es kaum ihrer Freundin in die Augen zu schauen.

„Jetzt red' schon, Annalena. Hast du's ihm gesagt?", erwiderte Luise gerade heraus, woraufhin sich Annalena nur schuldbewusst auf die Unterlippe biss und den Kopf schüttelte. „Oh Anna...", stieß Luise theatralisch aus. „Das ist doch nicht dein Ernst?!"

Die Brünette schlug sich die Hände vors Gesicht. „Ach man, Lui...Ich fühl' mich doch schon schlecht genug deswegen."

„Tut mir Leid, aber ich dachte, wenn du dich mit Tildas Vater auf einen Kaffee triffst, dass du ihm dann auch sagst, dass er- Naja...Vater ist.", erwiderte Luise ironisch.

Annalena gab ein abgrundtiefes Stöhnen von sich und vergrub ihr Gesicht zwischen ihren Händen. „Ich weiß. Gott! Ich bin so ein furchtbarer Mensch, oder?" Luise zuckte mit den Schultern. „Ich wollt's ihm sagen, ehrlich. Aber dann war er auf einmal wieder so, so- Ahhh!" Sie raufte sich wild gestikulierend die Haare. „Und ich war auf einmal wieder 19 und total verknallt. Es war genau wie damals und mit diesem verdammten Grinsen hat er mich schon früher immer weich gekriegt und-"

„Du hast mit ihm geschlafen, oder?", warf Luise plötzlich ein und schaute Annalena prüfend an.

Diese machte sich gar nicht mehr die Mühe das zu leugnen. Es hätte sowieso nichts gebracht. Beschämt hielt sie zwei Finger in die Höhe. „Zweimal."

„Zweimal?! Oh Gott, Annalena.", murmelte die Blonde kopfschüttelnd.

„Er wird mich hassen, oder?", fragte Annalena verzweifelt, während sie kleinlaut durch ihre Finger hindurch lukte. „Wenn ich es ihm jetzt noch erzähle, dann wird er mich doch hassen, oder?"

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