Kapitel 17

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Elysia

Gerade sind wir an dem Willkommensschild von James, seinem Heimartort vorbeigefahren und auf den ersten Blick sieht es sehr gemütlich aus. Keine großen Gebäude, wo du dein Kopf bis in den Nacken legen muss, keine Autos, die dich anhupen, obwohl die Ampel für Fußgänger grün ist und vor allem ist die Weihnachtsstimmung noch mehr zu spüren als in New York. Begeistert schaue ich zu James, der jedoch nicht so begeistert aus sieht, wie ich.

„Bist du nervös?", frage ich ihn. Eigentlich hätte ich mir diese Frage sparen können, denn ein Blinder mit einem Krückstock hätte gesehen, wie nervös er ist. „Ja. Meine Mutter wird mir wahrscheinlich eine Predigt halten, warum ich nichts gesagt habe."

„Du hast ihn nicht gesagt, dass du nach Hause kommst und dann auch noch mit einer Begleitung?" Als Überraschung für seine Familie ist das eine großartige Idee, nur bringt er jemanden fremdes einfach mit. Oh Gott. Was ist, wenn sie mich rausschmeißen und sagen, ich soll gefälligst wieder zurück nach New York. James merkt anscheinend, dass ich nervös werde und nimmt meine Hand in seine und drückt sie. „Sie werden dich ganz bestimmt mögen. Ich bin der Sohn der nach seinem Auszug, fast jedes Weihnachten abgesagt hat. Also keine Sorge."

Er hält das Auto an und schaut mir in die Augen. Langsam verschwindet die Nervosität, aber mein Herz fängt an wie wild zu klopfen. Manchmal vergesse ich tatsächlich, dass es alles nur für einen Deal ist. Leicht enttäuscht über die Situation setze ich dennoch ein Lächeln auf und schaue zu dem Gebäude vor mir. Ich konnte mir vorstellen, dass James seine Eltern ein großes Haus haben, aber dass es fast doppelt so groß ist, das hätte ich dann doch nicht gedacht. „Für mich ist es auch jedes Malüberwältigen, wenn ich es sehe." James lässt das Fenster an seiner Seite runterfahren und lässt seinen Fingerabdruck scannen. Die Sicherheitsvorkehrungen müssen riesig bei diesem Anwesend sein. Wir fahren noch einen kleinen Kiesweg hoch bis wir vor einer großen edlen Tür stehen bleiben. „Bist du bereit?", fragt er mich. Bin ich den bereit? Bin ich bereit, dieser wahrscheinlich netten Familie ins Gesicht zu lügen, nur um mir einen Anwalt leisten zu können? „Ich fühle mich schuldig", sage ich James und schaue ihn an.

Für einen Moment schaut er mich an und zieht mich in eine Umarmung. Etwas überrascht und verwirrt über diese Umarmung erwidere ich sich dennoch. Als er sich wieder von mir entfernt, nimmt er meine Hand in seine und klingelt. Mein Herz schlägt so laut, dass ich es nur noch pochen höre, alles andere ist still. Die Sekunden, bis die Tür sich öffnet, fühlen sich wie Stunden an und die Kälte, die uns beiden umgibt, macht alles auch nicht leichter.

Die riesige Tür wird von einer Frau geöffnet und sofort konnte ich sehen, dass es James seine Mutter war. Als sie James sah und dann auch mich anschaut, spricht ihr Gesichtsausdruck alle Bände. Sie ist geschockt. „James", haucht sie und nimmt ihren Sohn in den Arm. James lässt meine Hand los und umarmt seine Mutter fest. Auch wenn sie, ihn auf die Nerven gegangen ist, sieht man dennoch, wie er seine Mutter vermisst hat. Ich muss mich zusammenzureißen, nicht gleich anfangen zu weinen, weil der Moment einfach zu schön ist. Beide entfernen sich voneinander und schlagartig wird James von seiner Mutter auf den Arm geschlagen. „Wie konntest du nur so lange nicht zu Weihnachten erscheinen? Das ist sehr unhöflich, junger Mann!"

James räuspert sich und dreht sich zu mir um und hält mir seine Hand hin. „Mutter, ich möchte dir jemanden vorstellen, das ist ...", weiter kam er jedoch nicht, denn seine Mutter zieht mich mit ins Haus rein. „Da wollte mein Sohn dich doch tatsächlich in der Kälte dich vorstellen. Schätzchen, ihn musst du noch kräftig erziehen!"

„Mutter!"

„Ich bin Eleanor und du bist?", nervös schaue ich zu James, der sich neben mich stellt und seinen Arm um meine Taille legt. „Das wollte ich soeben sagen. Das ist Elysia, meine... Freundin". Ob es sich komisch anhört und auch fühlt, wenn ich es aus seinem Mund höre? Ja, definitiv. Ein Grinsen bildet sich auf ihrem Gesicht und schon wieder befinde ich mich in einer Umarmung. „Ich wusste, dass mein Junge es irgendwann schaffen würde, doch dass es gleich so eine bezaubernde junge Frau ist, das hätte ich nicht gedacht."

Christmas DealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt