Kapitel 2

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Erschrocken und entnervt stolperte Electra und ihre Wangen erröteten vor Verlegenheit. Schnell wandte sie den Blick ab und tat so, als ob sie sich mit den Auslagen der Geschäfte am Ende der Straße beschäftigte. Ihr Herz klopfte mit einer Mischung aus Aufregung und Beklemmung, da sie nicht wusste, wie der junge Oni reagieren würde.

Entschlossen, sich nicht entmutigen zu lassen, nahm Electra ihren Mut zusammen und folgte ihm weiter, obwohl ihre Schritte nun vorsichtiger waren und ihre Anwesenheit weniger auffällig. Sie bemühte sich bewusst, sich unter die geschäftige Menge zu mischen, wobei ihr Blick von Zeit zu Zeit verstohlen zu dem jungen Oni zurückkehrte.

Das Labyrinth der Straßen der Stadt schlängelte sich, und Electra fand sich im Herzen der Stadt wieder, nur wenige Schritte hinter dem jungen Oni. Der Lärm der Stadt schien in den Hintergrund zu treten, während sie sich nur auf ihn konzentrierte. Es war, als existierten sie in einer eigenen Welt, eingeschlossen in einer unsichtbaren Blase aus Intrigen und Verbindung.

Plötzlich blieb der junge Oni stehen, und seine scharfen Sinne bemerkten Electras unablässige Verfolgung. Eine Welle der Besorgnis durchfuhr sie und ihr Herz pochte in ihrer Brust. Die Luft knisterte vor Spannung, als sich ihre Blicke erneut trafen, dieses Mal in einem längeren Austausch, der Bände sprach.

Electras Unbehagen verstärkte sich, als der Ausdruck des jungen Oni von Überraschung zu einer Mischung aus Neugier und leichter Verärgerung wechselte. Sie fühlte sich wie ein Eindringling, der auf frischer Tat ertappt wurde, während sie unermüdlich nach Wissen suchte. Eine Welle von Schuldgefühlen überspülte sie und überschattete ihre anfängliche Faszination.

Ihre schweigende Begegnung dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der junge Oni seinen Blick unterbrach und seine Aufmerksamkeit auf die Welt um ihn herum richtete. Electras Puls beschleunigte sich mit einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung. Sie wusste, dass sie eine Grenze überschritten hatte, als sie ohne Einladung in seinen persönlichen Raum eingedrungen war.

Überwältigt von ihren Schuldgefühlen und dem Gewicht ihres Eindringens, traf Electra eine entschlossene Entscheidung. Sie konnte sich nicht dazu durchringen, den jungen Oni direkt anzusprechen, da sie spürte, dass ihre Anwesenheit ihm Unbehagen bereitet hatte. Stattdessen beschloss sie, seine Privatsphäre zu respektieren, sich umzudrehen und sich von der Szene zurückzuziehen.

Als sie sich auf den Weg machte, überkam Electra eine Mischung aus Bedauern und Enttäuschung. Sie stellte ihr eigenes Handeln in Frage und fragte sich, ob sie eine Gelegenheit verpasst hatte, mehr über den rätselhaften jungen Oni zu erfahren. Doch ihre Überzeugung, Grenzen zu respektieren, setzte sich durch, und sie warf einen letzten Blick über ihre Schulter, um sich von dem faszinierenden Fremden zu verabschieden.

Gerade als Electras Schritte sich weiter vom Ort des Geschehens entfernten, erregte ein plötzlicher Tumult ihre Aufmerksamkeit. Als sie sich umdrehte, bot sich ihr ein überraschender Anblick - der junge Oni, das Objekt ihrer Neugierde, rannte ihr nach. Verwirrung zog ihre Stirn in Falten, als sie versuchte, seine unerwartete Verfolgung zu begreifen.

Atemlos holte der junge Oni sie schließlich ein, und seine dunklen Augen funkelten entschlossen. "Warte!", rief er mit einer Mischung aus Neugierde und Dringlichkeit in der Stimme. "Warum bist du mir gefolgt?"

Electras Herz setzte einen Schlag aus und ihre Überraschung spiegelte sich in ihren Augen wider. Sie zögerte einen Moment lang und kämpfte mit ihren eigenen widersprüchlichen Gefühlen, bevor sie den Mut fand, zu antworten. "Ich ... entschuldige mich", stammelte sie, und ihre Stimme klang reumütig. "Ich hatte nie die Absicht, in deine Privatsphäre einzudringen. Das war falsch von mir, und es tut mir aufrichtig leid."

Der junge Oni betrachtete sie einen Moment lang, und seine Miene wurde durch ein Aufflackern von Neugierde verstärkt. "Ich habe deine Neugierde gespürt", gab er zu, und es lag ein Hauch von Schalk in seiner Stimme. "Aber ich hätte nie erwartet, dass Du mir so hartnäckig folgen würdest. Es ist einfach nicht leicht, jemandem wie mir zu widerstehen, nicht wahr?" Sein lautes Lachen zerrte an ihren Gefühlen, während er anschließend grinsend eine Augenbraue hochzog.

Electras Augen weiteten sich, überrascht von seiner Aussage über sich selbst, die vor Stolz triefte. Es war ein bisschen so, als hätte sich das Schicksal verschworen, sie zusammenzubringen.

Das freche Grinsen auf dem Gesicht des jungen Oni verblieb, als der Ausdruck in seinen Augen zuversichtlich und sanft wurde "Hey, kein Grund zur Panik. Ich beiße nicht... Naja, vielleicht ein bisschen, wenn Du willst!" er zwinkerte ihr verspielt zu und kicherte leise.
"Ich bin der allmächtige Arataki Itto", er reichte ihr seine Hand zur Begrüßung hin.
"Und mit wem habe ich die Ehre?"

Electra, immer noch fassungslos über die Wendung der Ereignisse, lächelte zaghaft. "Electra", antwortete sie, wobei sowohl Erleichterung als auch Unbehagen in ihrer Stimme mitschwangen. Sie streckte die Hand aus und ergriff Ittos Hand, die Berührung überbrückte die Kluft zwischen ihren getrennten Welten.

In diesem Moment, als sie mitten in den belebten Straßen der Stadt standen, begann ein neues Kapitel - eine unwahrscheinliche Begegnung zwischen einer jungen Frau mit einer unstillbaren Neugier und einem geheimnisvollen Oni. Gemeinsam begaben sie sich auf eine Reise der Selbstentdeckung, um die Komplexität ihrer Verbindung zu ergründen und die Geheimnisse zu entschlüsseln, die sie verbanden. Die Symphonie des städtischen Lebens hallte um sie herum, ein Soundtrack für ihr gemeinsames Abenteuer, das hinter dem Horizont lag.

☌☍ Heart and Horns ~ Vorurteil und Liebe ☍☌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt