Promising Young Woman

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"Cassie" auf Rachefeldzug.

Regisseurin Emerald Fennell gelingt mit Promising Young Woman ihr Langfilmdebüt.

Der Thriller handelt von „Cassie", die ihr Medizinstudium nach dem Selbstmord ihrer besten Freundin Nina, die auch einer Vergewaltigung zum Opfer geworden ist, abbricht.

Daraufhin sucht sie sich einen Job in einem Café und zieht auch wieder bei ihren Eltern ein.

Allerdings lebt „Cassie" nachts ein Leben, das ihr Verlangen nach Rache seit dem Tod ihrer besten Freundin, befriedigt.

Sie geht nachts nämlich aus und täuscht in männerdomminierten Clubs Trunkenheit vor.

Männer, die ihr dann sexuell zu nahe kommen, werden auf eine racherfüllte Weise belehrt, so dass ihnen die Lust auf den nächsten weiblichen Fang vielleicht sogar auf Dauer vergeht.

Als nun aber mit dem früheren Studienkameraden Ryan, der mittlerweile als Kinderarzt arbeitet, ein Mann auftaucht, der ihr wohl auf ehrliche Weise den Hof machen möchte, führt das zu einem neuen Chaos, das den Plan von „Cassie" erstmal gehörig durchkreuzt. Am Ende kommt dann allerdings eine Wahrheit ans Licht, mit der nicht mal „Cassie" rechnen konnte.

Promising Young Woman ist rein filmisch betrachtet jedenfalls ein mehr als gelungener Thriller, der sich einem Thema annimmt, bei dem viel zu oft weggeschaut wird.

Dabei ist der Film, wenn er „Cassie" auf Rachefeldzug zeigt, nie todernst und immer auch ein bisschen von einer schwarzhumorigen Seite beeinflusst, die vor allem dann einsetzt, wenn „Cassie" ihren Feldzug gegen bestimmte Männer bestreitet und man sie dann auch kurz danach wieder völlig entkräftet, aber von ihrer eigenen Gerechtigkeit beseelt, zeigt. In diesem Zusammenhang ertönen schließlich auch Klassiker wie It's Raining Men oder Toxic in Coverversionen.

Trotzdem wird der Film nie zu einer Lachnummer, da man es in Verbindung mit der Musik schafft, den Kontrast zwischen der harmlosen „Cassie" und ihrem rachesüchtigen Verhalten zu intensivieren und man dann quasi davon schockiert ist, wie eiskalt sie sich an bestimmten Männern rächt.

Der Film selbst hält sich allerdings trotz seiner FSK 16 beim Zeigen von Gewalt ziemlich zurück und deutet vor allem nur jene Momente an, bei denen man im Grunde auch nur rätseln kann, ob sie die Männer zurechtweißt oder ihnen vielleicht sogar an den Kragen geht. Das Aussparen von Gewalt gibt dem Film jedenfalls auch eine gewisse geheimnisvolle Note.

Stilistisch bewegt sich der leicht grobkörnige Film in einem etwas softeren Look und während die wichtigsten Stellen bei Nahaufnahmen noch in relativ guter Schärfe daherkommen, wirkt alles was außerhalb der Bildmitte eingefangen wurde, zum Teil an manchen Objekten etwas verwaschen, ohne in den meisten Fällen mit einer richtigen Unschärfe daherzukommen. Das dürfte allerdings ein bewusst eingesetztes Stilmittel des Films sein. Distanzaufnahmen sind zudem durchgehend weicher gehalten.

Fakt ist schließlich, dass dieser Film in Anbetracht der großen MeToo Debatte in den letzten Jahren fast etwas verspätet kommt, aber so ist das eben in diesem Fall wie mit der Botschaft des Films. Die Gerechtigkeit kommt und wird siegen, wenn manchmal auch etwas später. Dass der Film letztendlich etwas später kommt, liegt in diesem Fall aber auch an der Corona Pandemie.

Carey Mulligan als Cassie ist mit ihrem Britney Spears Charme jedenfalls die absolute Topbesetzung, die vor allem sehr natürlich agiert und mit ihrem teils durch wenige Emotionen beeinflussten Schauspiel, umso mehr Wirkung auf der großen Leinwand entfaltet. In den Momenten in denen sie dann außerdem ihre Gefühle zeigt, ist ihre Spielweise umso beeindruckender.

Fazit: Dieser Thriller war für mich jedenfalls ein sehenswerter erster Kinobesuch nach der Pandemie.

Kurz gefasst ein Film, der vor allem mit einer starken Botschaft überzegt und einem immer noch aktuellen Thema ein Gesicht gibt.

Rezension vom 25. August 2021.

Dieser Film ist auch innerhalb eines Artikels bei Whatthefilm erschienen:

https://whatthefilm.ch/promising-young-woman-wenn-cassie-auf-rachefeldzug-geht/

Bildnachweis: Promising Young Woman; ‎ Universal Pictures Germany; Abbildung: Carey Mulligan.

SANYS GESAMMELTE FILMREZENSIONEN TEIL 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt