Just stay bizarre

34 2 0
                                    

Yu fühlte sich auf einen Schlag wohler, als er unmittelbar vor sich die Hauptstraße ausmachen konnte. Erleichtert schleppte er sich in Richtung Zivilisation, ohne zu merken, dass er eine seltsam rötliche Spur im Schnee hinterließ. Das war wahrscheinlich auch der Grund, wieso ihn die Menschen, die an ihm vorbeiliefen, so komisch anstarrten. Er war es ja gewöhnt, dass sie das öfter taten, aber heute nahm es ungewöhnliche Ausmaße an.

Yu sah einfach strikt geradeaus, während er langsam voranschritt. Abwesend bekam er mit, dass einige Menschen ihn fragten, was passiert sei oder, ob er Hilfe benötigte. Doch er ignorierte diese Fragen einfach. Stumm ließ er all diese Leute stehen und ging weiter. Stand es wirklich so schlimm um seine Gesellschaft? Musste man erst in der Gosse liegen und an seinem eigenen Blut ersticken bis jemand kam und einem die Hand reichte.

So oft hatte er seine Hand nach Hilfe ausgestreckt, so oft war ihm diese auf brutalste Weise verwehrt worden. Man hatte ihn immer nur kalt angesehen und war einfach weitergegangen. So als wäre er gar nicht da gewesen. Als hätte er nie existiert. Und das alles nur, weil er anders war...

Und nun? Nun rissen sie sich quasi darum, ihm zu ‚helfen'. Fast so als würden sie dafür Bonuspunkte vorm jüngsten Gericht bekommen. Yu widerte das einfach nur an. Diese ganzen Heuchler. Doch, in seinen Augen waren sie es nicht wert, weiter über sie nachzudenken. Nein. Es gab in seinem Leben vier andere Menschen, die es wert waren, dass man über sie nachdachte. //Und dieser Junge...// Diese blauen Augen, diese blonden Haare. Wer war dieser Junge überhaupt? Was meinte er mit seinen Worten? Fragen über Fragen stiegen in ihm auf. Sie kreisten in seinem Kopf. Doch ob er auf diese je eine Antwort bekommen würde, wusste er nicht.

Er ging weiter und sein Weg führte ihn zu einem großen, alten Bachsteinbau. Er ging zu einer Treppe, die seitlich nach unten führte und stieg langsam die Stufen hinab. Unten bildete eine massive Tür den Eingang ins Innere und durch ein gekipptes Fenster war deutlich das Spielen eines Schlagzeugs zu hören. Yu lächelte leicht. Shin war einfach unverbesserlich. Es könnte die Welt untergehen, er würde trotzdem noch in aller Seelenruhe an seinem Instrument sitzen. Mit zittriger Hand griff Yu nach der Türklinke und öffnete die schwere, quietschende Tür, worauf das Schlagzeug augenblicklich verstummte.

„Sag mal, hast du vielleicht mal auf die Uhr geschaut?!" Wurde er freundlich von Kiro begrüßt. Yu wunderte das ganz und gar nicht. Und auch war er Kiro nicht böse. Ganz im Gegenteil. Genau diese direkte Art war es, die er an ihm so liebte. Und auch musste Kiro sich keine Sorgen machen, dass er das gerade einem Fremden an den Kopf geworfen hatte. Sie waren die Einzigen, die diesen Raum benutzten. Und dem entsprechend sah er auch aus. Jeder der fünf hatte seine eigene Note mit eingebracht.

Luminor hatte seine eigene dunkle Ecke, die fast nur aus Schwarz bestand. Schwarzer Samt, schwarzes Satin mit Spitze und auch sonst wichen die Möbel nicht wirklich von dieser Farbe ab. Das einzige farbliche Highlight war der dunkellila Stoff, der über einem schwarzen Samtsessel lag. Shins Bereich sah sehr asiatisch aus. An der Wand hingen drei Katanas und darunter stand eine Art kleine Couch, bezogen mit einem Stoff, der stark an ein japanisches Wandbild erinnerte. Über Romeos Teil konnte er nichts anders sagen, als Fetischkeller. Jede Menge Handschellen, ein schwarzer Ledersessel und was sich sonst noch hinter irgendwelchen rumstehenden Gegenständen befand, wollte er gar nicht wissen. Kiros Bereich war der kindlichste und doch schickste von allen. Er bestand Großteils aus schwarzem und weißem Leder. Eine kleine weiße Couch stand an der Wand und bildete einen schönen Kontrast zu den schwarzen Dekoteilen. Und Yu's? Tja, Yu's Teil war eine Mischung aus allem, aber zum größten Teil glich er denen von Kiro und Romeo. Rot und schwarz dominierten hier, aber auch er hatte einige außergewöhnliche Details an seinen Sachen angebracht. Und so wie es aussah, hatten er und Romeo die gleiche Vorliebe für Handschellen...

The way we areWo Geschichten leben. Entdecke jetzt