Als ich beide CDs durch gehört hatte und mir die Kopfhörer aus den Ohren zog, war mir dann doch nicht mehr ganz so wohl hier draußen auf der Straße, um ein Uhr Nachts.
Ich fror entsetzlich und hatte keine Ahnung wo ich hingehen sollte. Ich konnte ja unmöglich Nachts hier schlafen. Es war eiskalt und dann war ich morgen tot.
Meine Beine schmerzten unglaublich und ich konnte vor lauter Müdigkeit kaum mehr laufen.
Das einzige, was mich auf den Beinen hielt, war meine unendliche Wut.
Andere Eltern lieben ihre Kinder, so wie sie sind.
Ich könnte vor Wut nur noch schreien.
„Na, jetzt steckst du in der Klemme, nicht wahr?"
„Jimmy!", brüllte ich, außer mir vor Wut.
Er zog mich an den Haaren.
„Ich werde dir helfen, glaub mir."
„Du hilfst mir nie, du machst mich nur immer wahnsinnig!", schrie ich weiter und schlug um mich.
„Na los, komm und schlag mich!", kicherte er und lief auf die Straße.
Ich setzte natürlich sofort hinterher.
Nur leider bemerkte ich dabei das Auto nicht, dass sich mit Vollgas von links näherte.
Ich hatte immer noch Jimmy im Visier und rannte einfach drauf los.
Als letztes sah ich noch Jimmys Grinsen, er deutete mit dem Finger nach links, ich blieb wie angewurzelt stehen, blickte zur Seite und sah noch zwei Scheinwerfer, hörte ein lautes Hupen und quietschende Reifen.
„Oh fuck...", murmelte ich nur geschockt und im nächsten Moment knallte es auch schon und ich flog durch die Luft.
Als ich die Augen öffnete lag ich seitlich auf der kalten, harten Straße.
Stöhnend rappelte ich mich auf und sah neben mir meinen kaputten Discman mit meinen zerbrochenen CDs liegen.
Nein.
Oh Mann jetzt war ich richtig sauer.
„Na Jimmy, wo bist du jetzt du feige Sau?! He?! He?! Fick dich mann!", schrie ich in die Nacht heraus. Er war natürlich weg.
Dann stiefelte ich stinkwütend auf das Auto zu und schlug mit der Faust auf die eingedellte Motorhaube.
„Na und du, du Arschloch?! Was fällt dir eigentlich ein? Fährst mich fast über den Haufen und jetzt sind auch noch meine CDs kaputt und mein Discman gleich dazu! Du zahlst mir das alles du kleiner scheiß Wichser! Fick dich Mann, fick dich, du Arschloch!"
Es war eine Mischung aus Heulen und Schreien.
Ich war so durcheinander, dass ich nicht einmal wusste, was ich gerade denken sollte.
Inzwischen war der Fahrer auch ausgestiegen, es folgten noch zwei weitere Insassen.
Es war ein junger Mann, sein Gesicht war kreidebleich und die anderen zwei sahen auch nicht gerade gesund aus. Er wollte auf mich zugehen und etwas sagen, aber ich schrie ihn weiter an.
„Na, habt ihr zu viel gesoffen mal wieder?! Wie mein Vater oder?! Der hat auch schon jemanden auf dem Gewissen und du hättest auch fast mich auf dem Gewissen gehabt du kleines Arschloch du!Ihr kleinen Scheißwichser."
Ich lief zurück und hob meine CDs mitsamt dem Discman auf und drückte es dem Fahrer an die Brust.
„Na, bekomm ich vielleicht das Geld dafür?! Los zack zack! Oder habt ihr das alles schon versoffen, he?"
Ich keuchte vor Wut und war ganz atemlos von dem ganzen schreien.
Ich stolperte zwei Schritte zurück und betrachtete zum ersten mal die drei genauer. Mann, die kamen mir so verdammt bekannt vor.
Dann fing ich an zu schluchzen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Heilige Scheiße, ich kapierte gar nichts mehr.
Plötzlich kam Bewegung in den Fahrer und er kam schnell auf mich zu.
Er schloss die Arme vorsichtig um mich und ich stützte mich auf ihn, weil meine Beine so zitterten.
„Ist schon gut, schon gut. Shht, ganz ruhig. Jungs, helft mir mal. Was machen wir denn jetzt?"
„Sie ins Krankenhaus bringen?", schlug der kleinste vor.
„Nein!", schrie ich. Dann würden meine Eltern davon mitbekommen und sie würden kommen und ich... oh Gott nein, bitte nicht.
„Jaa... außerdem wären wir dann richtig dran, denk mal daran.", meinte der große, Blonde.
„Als ob es darum gehen würde, Mike!", schnaubte der Fahrer wütend.
„Jungs... schaut euch mal die CDs an."
„Nicht jetzt, Tre!", schrie er wieder.
„Nein, ehrlich jetzt... sie ist ein Fan."
Schreckenssekunde.
Ich schluckte und versuchte die Augen offen zu halten, was mir immer schwerer viel.
„Oh mein Gott.", flüsterte er in einer der höchsten Tonlagen die ein Mann von sich geben konnte.
Und wieder: „Oh mein Gott."
„Ich habe einen Fan über den Haufen gefahren. Ich habe - Ach du Scheiße!", schrie er hysterisch
„Billie, ist schon gut. Wir verziehen uns am besten jetzt.", murmelte der Junge namens Mike und sah mir prüfend in die Augen.
Ich fror und zitterte entsetzlich, langsam verlor ich die Kontrolle über meinen Körper und ich bekam alles nur noch wie durch eine Wand wahr.
„Und was passiert mit ihr? Wir können sie ja schlecht hier lassen!"
„Wir nehmen sie natürlich mit!"
„Okay, okay. Kleine, wie heißt du?", fragte mich der Junge, der mich festhielt.
„Amanda... aber eigentlich nur... Amy...", brachte ich hervor.
„Okay Amy, alles wird gut."
Mein Kopf wurde schwer und ich bekam noch mit, wie meine Beine vom Boden gehoben wurden.
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Restless Heart Syndrome
FanfictionKanada, Hope, 1992: Als ihre Lieblingsband Green Day endlich in ihre Stadt kommt, ist Amanda überglücklich. Doch ein Unfall nach dem Konzert verändert ihr Leben. Und ihr Imaginärer Freund Jimmy macht ihr die ganze Sache auch nicht leichter.